Gefährten des Zwielichts
bemerkt von dem Drachen. Im Laufe der Wanderung hatten sich erst Föhren, dann Weiden und viele andere Bäume unter den Bewuchs gemischt, und aus dem zähen Bergwald war ein abwechslungsreicher Forst geworden. Das Blätterdach über ihnen war dicht und ließ nur grünliches Zwielicht hindurch. Manchmal tanzten helle Strahlentupfen auf dem Waldboden, dann verschwanden sie wieder. Aber es war nicht zu erkennen, ob es an einer Wolke lag oder an etwas anderem, das über den Himmel zog.
Wito nickte ein und wurde von einem wilden Knurren geweckt. Er fuhr hoch und zückte den Knochendolch, aber Werzaz war schneller. Der Goblin stand schon da und hielt sein zusammengeraubtes Waffenarsenal bereit.
»Gibrax hat Hunger«, sagte der Troll.
Darnamur rückte von ihm ab.
Der Sonnenstand war schwer zu schätzen, aber es war heller geworden. Wito nahm an, dass die Mittagsstunde nicht lange zurückliegen konnte. Wenn der Troll um diese Zeit unruhig wurde, musste er wirklich schlimmen Hunger haben.
»Wir haben uns gut erholt«, versicherte Wito daher schnell. »Wir können wieder laufen. Alleine laufen!«
Daugrula nickte. »Gut. Gehen wir noch ein Stück. Ich kann uns jetzt dorthin führen, wo Grautaz am gründlichsten sucht - und vermutlich wird er dort auch etwas finden. Der Unkwitt weiß für gewöhnlich, was er tut. Und unterwegs kann ich Gibrax helfen, etwas zu fangen. Es gibt Wildschweine hier im Wald, ich habe sie gespürt.«
»Vielleicht gibt's bald auch was Gegrilltes für dich, Gibrax«, warf Werzaz munter ein. Aber er hielt stets ein paar Schritte Abstand zu seinem Kumpan und ließ die Waffen nicht sinken.
»Nicht nötig«, entgegnete Gibrax. »Gibrax isst Schwein auch roh.«
»Unsere Feinde meinte ich, Kieselhirn«, sagte Werzaz. »Wenn der Unkwitt sie erwischt.«
»Oh«, erwiderte Gibrax.
»Drachen teilen nicht gern«, sagte Daugrula. »Stell dich lieber auf Wildschwein ein. Kommt, wir brechen auf.«
»Gibrax ist zufrieden mit Wildschwein«, meinte der Troll gekränkt. »Gibrax weiß nicht, wo immer gemeine Gerüchte herkommen, was Trolle fressen.«
Sie fanden weitere Wege und stießen schließlich auf den Firnbach. Die Wildschweine lagen schlafend da, und Gibrax konnte sie vom Boden pflücken wie Pilze. Anscheinend hatte die Nachtalbe einen Zauber gewirkt. Aus ihrem Gewaltmarsch ins Tal war ein verhaltenes Schlendern geworden, und Daugrula hielt immer wieder inne und lauschte, bis sie endlich Halt machte.
Werzaz fand Zeit, einige saftige Stücke von einem Schwein abzuschneiden. Er steckte sie auf Spieße und röstete sie über einem hastig entzündeten Feuer. Dabei wurde das Fleisch zugleich von dem viel zu feuchten Holz geräuchert und von den hell lodernden Flammen verbrannt.
»Ist das die Kochkunst der Goblins?«, fragte Darnamur.
»Das ist gut genug für dich, du Klugscheißer«, knurrte Werzaz. »Keine Zeit für eine anständige Glut oder sonstigen Firlefanz. Sei froh, dass wir überhaupt schon wieder ausruhen.«
Daugrula hielt das Gesicht gen Himmel gewandt, und Wito wusste nicht, ob sie durch das dichte Blätterdach hindurch Ausschau hielt oder ob sie nur lauschte. »Gibt es etwas Neues?«, fragte er.
Die Nachtalbe schüttelte den Kopf. »Der Drache ist unterwegs«, erklärte sie. »Aber er hat noch nichts gefunden. Wir können ebenso gut hier warten.«
Daugrula verstummte und saß einen Augenblick in sich gekehrt da. Dann fuhr sie fort: »Ich spüre auch nichts von den anderen. Aber sie haben zumindest einen Elfen dabei, und der könnte ihre Gegenwart hier im Wald tarnen. Ich hoffe, sie täuschen nicht auch Grautaz, sonst war Baskons Plan umsonst.«
»Warum habt Ihr Euch überhaupt auf diesen Plan eingelassen?«, fragte Wito. »Gemeinsam hätten wir Baskon vielleicht davon überzeugen können, dass wir in die Grauen Lande zurückkehren und Leuchmadans Heere zu den Quellen des Blutes führen müssen, um das Herz dort zu erwarten.«
»Das hätte nicht zu meinen Befehlen gepasst«, erwiderte Daugrula. »Die Herrin wollte, dass wir das Herz erringen - diese sorgsam ausgewählte Gruppe hier.«
»Aber als Geliuna diesen Plan ersann, konnte noch niemand vorhersehen, dass unsere Feinde in die Grauen Lande ziehen und Leuchmadans Herz zerstören wollen. Eure Befehle sind überholt!«
Daugrula blickte spöttisch auf den Gnom herab. »Woher willst du wissen, wie weit Geliuna vorausgeplant hat? Leuchmadan konnte sich einen solchen Verlauf natürlich nicht vorstellen, aber Geliuna kennt die Menschen gut.
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