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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hatte verschwinden lassen. In der Tat, fand Wito, was Scherze und Schabernack betraf, konnte Daugrula es tatsächlich mit einer Gnomin aufnehmen.
    Darnamur gab sich geschlagen. »Vielen Dank, gute Dame«, erwiderte er ebenso liebenswürdig. »Ich hoffe, ich kann Euch Eure Güte noch vergelten.«
    »Das erwarte ich auch, Herr Gnom.«
    Daugrula strich über ihre Tasche, und Balgir erwachte zu neuem Leben. Da die Nachtalbe die Öffnung der Tasche nicht verschnürt hatte, hing der Echse nun die dünne Zunge weit aus dem Maul. Während Balgir langsam aus seiner Erstarrung erwachte, schnellte die Zunge in sein Maul zurück, sodass er erschrocken hochsprang. Vorwurfsvoll schaute das Tier zu seiner Herrin auf. Es wischte sich mit einer Vorderpfote über das Maul und züngelte, wie um zu prüfen, ob seine Zunge noch ihren Dienst tat.
    Als seine Herrin ihn wieder aufheben wollte, huschte Balgir ins Gebüsch. Mit seinen graugrünen Streifen verschmolz er vollkommen mit dem Hintergrund aus Laub, und nur die großen Augen funkelten noch beleidigt unter einer Dornenranke hervor.
    »Meinetwegen«, sagte Daugrula. »Wenn du lieber auf deinen eigenen kleinen Beinchen Schritt halten willst ...« Sie richtete sich wieder auf.
    Auch Skerna hatte inzwischen ihre Ausrüstung überprüft. Nachdenklich strich sie noch einmal mit den Händen über ihre Kleidung, aber was sie an Metall bei sich gehabt hatte, war bei der Bitanerscheune zurückgeblieben. »Das Herz ist aus Stein und das Kästchen aus Metall«, sagte sie. »Wie sollen wir es aus Keladis herausbringen?«
 
    Der Hinweg hatte die Gnome durch dunklen Buchenwald geführt. Der Boden unter den hohen, geraden Stämmen war frei gewesen, und sie waren unter Daugrulas Führung gut vorangekommen. Doch in der Umgebung von Keladis mischten sich Eichen und gelegentlich Ulmen und andere Bäume darunter. Diese bildeten einen Mischwald, der viel mehr Bodenbewuchs zuließ. Das Geäst wanderte weiter nach unten und verflocht sich mit Buschwerk.
    In diesem Unterholz verborgen, schlichen die Gnome rings um Keladis herum. Es war eine eigenartige »Festung«, so ganz anders als die Wälle von Daugazburg oder die trutzigen Kastelle der Bitaner. Grüne und braune Gebäude mit geschwungenen Dächern schienen ineinander gebaut und übereinander gebaut zu sein, durchzogen von Parks und Gärten, die wilden Waldstücken glichen.
    Die Gnome hatten Mühe, die Grenzen der Stadt auszumachen. Die Bauten sahen aus wie gewachsen, und oft schienen die Wände aus Bäumen herauszusprießen. Gerundete Formen herrschten überall, um die Fenster rankte sich Laub, und Blätter wuchsen aus den Dächern. Höfe und Zimmer, Pflanzen und Bauwerke gingen ineinander über und durchdrangen einander, so dass die ganze Stadt selbst aussah wie ein Hain. Ihre Grenzen verschmolzen mit dem umgebenden Dickicht, als wäre Keladis in den Elfenwald eingewoben worden.
    Wito und seine Begleiter wollten sich erst einen Überblick verschaffen, aber oft gerieten sie unvermittelt auf eine Straße oder standen fast auf einer Türschwelle, bevor sie ihren Irrtum bemerkten und eilig zurückwichen. Zum Glück waren die Elfen Geschöpfe des Tages und bei Nacht selten unterwegs. Die Gnome sahen gelegentlich Bewegung zwischen den Häusern, aber die meisten Bewohner schliefen irgendwo hinter ihrem lebenden Schutzwall. Trotzdem blieben Wito und seine Gefährten tiefer im Wald, mieden die Ausläufer der Elfenstadt und kletterten auf Bäume, damit sie zwischen den Lücken im Geäst ein wenig weiter sehen konnte.
    Auf den ersten Blick wirkte der Ort gar nicht so übel, ein ungeordnet wuchernder Urwald von Gebäuden, die als Befestigung nicht taugten und die zahlreiche Verstecke boten. Eine Einladung für jeden Gnom, befand Skerna.
    Doch je mehr sie davon zu sehen bekamen, desto mehr empfanden sie Keladis als Irrgarten. Besonders von oben betrachtet verlor sich jede Kontur und jede Linie, und ihnen wurde klar, dass die Stadt mehr Hindernisse für sie bereithielt als Verstecke. Es gab keine Möglichkeit, diese Ansiedlung unbemerkt zu durchqueren. In ihrer großen Gestalt würden sie durch wirre Gassen und über Aufgänge laufen müssen, auf verschlungenen Pfaden mancherlei Sackgassen auszuweichen haben, bis sie irgendwann zwangsläufig von den scharfen Sinnen der Elfen entdeckt wurden, vor denen Daugrula sie gewarnt hatte.
    Wenn sie es hingegen in ihrer kleinen Gestalt versuchten, dann war die Ansiedlung eine Wildnis von gewaltigen Ausmaßen, auf jedem Zoll

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