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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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zurechtlegte. »So kurz vor der Stadt werden die Menschen vielleicht nicht mehr Halt machen. Aber irgendwo auf der Anreise müssen sie rasten. Wenn wir dem Weg folgen, der von Keladis in die Menschenlande führt, dann stoßen wir irgendwann auf eine geeignete Stelle, auf ein Lager der Menschen beispielsweise.«
    »Vielleicht müssen wir gar keine geeignete Stelle suchen. Wir könnten einen Menschen irgendwie dazu bringen, kurz vor der Stadt noch mal anzuhalten«, schlug Skerna vor. »Und dann schleichen wir uns bei ihm ein.«
    Darnamur grinste. »Das ist es!«, sagte er. »Ich glaube, ich habe einen Plan ...«
    Er holte den Lederbeutel hervor, den Daugrula ihm gegeben hatte.
 
    »Ich hab ihn! Ich hab ihn!«, rief Darnamur mit gedämpfter Stimme. »Ist die Luft noch rein?«
    Wie die Stadt selbst war auch die Straße nach Keladis von dichtem Mischwald gesäumt, von großen und kleineren Bäumen, die einen ganzen Schild aus Laub und Ästen dem Weg entgegenstreckten. Einen dieser Bäume, hoch genug, aber mit tiefen Ästen, hatten die Gnome sich ausgesucht.
    Darnamur war so weit wie möglich auf einen dickeren Ast geklettert und drückte von dort aus einen kleineren Zweig nach unten, damit Wito ihn zu fassen bekam. Skerna hatte den Stamm bis fast ganz oben erklommen und behielt die Straße im Auge. Keladis lag hinter einer Biegung verborgen, doch die Gnome waren beunruhigt. Bald würde diese Straße viel belebter sein.
    »Ich sehe nichts«, antwortete Skerna. Wito fragte sich, ob das eine beruhigende Auskunft war oder nicht.
    Rasch knotete er den Beutel am Ende des Zweiges fest und winkte Darnamur zu. Der ließ den Zweig los, der wieder emporschnellte und schließlich wippend zur Ruhe kam. Das Ledersäcklein hing nun etwa auf Hüfthöhe eines menschlichen Reiters in den Weg hinein, ganz so, als wäre es zufällig an dem Zweig hängen geblieben.
    Darnamur nickte zufrieden. »Ja, genau so! Und jetzt kriechen wir hinein.«
    Nacheinander folgten die Gnome Darnamur auf den dicken Ast. Dort machten sie sich klein und kletterten dann an dem dünnen Zweig weiter bis zur Lederschnur des Beutels, an der sie sich hinunterließen. Im Beutel selbst war es dunkel und muffig, und die raue Oberfläche bot wenig Halt.
    »Verkriecht euch in einer Falte«, sagte Wito. »Und haltet euch am besten an der Naht fest. Wer weiß, was gleich geschieht.«
    Darnamur brummte etwas, das möglicherweise Zustimmung ausdrückte, und Skerna antwortete: »Wahrscheinlich gar nichts. Warum sollte irgendwer einen leeren Beutel mitnehmen?«
    »Es weiß ja keiner, dass der Beutel leer ist, bevor er ihn nicht genommen und hineingesehen hat«, sagte Darnamur.
    »Und dann wirft er ihn weg«, nörgelte Skerna. »Ich spüre jetzt schon die Kreuzschmerzen vom Aufprall.«
    »Verlasst euch drauf«, sagte Darnamur: »Wenn ein Mensch sich erst mal die Mühe gemacht hat, diesen Lederbeutel mitzunehmen, dann wird er ihn nicht einfach wieder wegwerfen.«
    »Still jetzt«, sagte Wito. »Vielleicht findet ja kein Mensch unseren Beutel, sondern ein Elf. Und die können uns hören, hat Daugrula gesagt.«
    »Wenn ein Elf uns hier findet, sind wir eh am Arsch«, befand Skerna.
    »Wie wahrscheinlich ist das schon, eine Wegbiegung von der Elfenstadt entfernt«, merkte Darnamur sarkastisch an.
    Alle schwiegen. Wito glaubte, die Atemzüge und Herzschläge seiner Gefährten in der finsteren Lederhöhle widerhallen zu hören. Es knarzte vernehmlich, wenn der Beutel im Morgenwind sacht an seinem Lederriemen schwang.
    Das Warten dehnte sich endlos, Zeit genug für Wito, sich all die Möglichkeiten auszumalen, wie ihr Plan scheitern konnte.
    Und dann hörte er plötzlich ein lautes Grunzen. Das Säckchen wurde gepackt, zusammengedrückt und mit einem Ruck vom Ast gerissen. Wito hielt den Atem an.
    Das ist kein Mensch, überschlugen sich seine Gedanken. Das ist irgendein Tier, ein Wildschwein, wir werden gefressen, bei allen alten Gnomen ...
    Und dann wurde der Beutel von plumpen Fingern aufgenestelt und die Öffnung erweitert. Tageslicht fiel herein, das sogleich wieder abgeschnitten wurde. Eine riesige Knollennase schob sich in den Lederbeutel, umrahmt von strähnigen, welligen Barthaaren, die vor Talg troffen und einen durchdringenden Geruch nach Kräutern verbreiteten. Wie die Kugeln, die sich die wohlhabenderen Menschen zum Schutz vor Ungeziefer in die Schränke hängten, befand Wito.
    Die Nase senkte sich tiefer und tiefer in den Beutel, eine riesige Runkel, die selbst Gibrax'

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