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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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kurzen Moment starrten Daugrula und Darnamur einander an. Die Mundwinkel der Nachtalbe zuckten. Dann lachten beide, ganz leise, denn sie waren immer noch in Feindesland.
    »Ihr hättet auch eine gute Gnomin abgegeben«, befand Darnamur. »Aber wenigstens habt Ihr bewiesen, dass Ihr bestimmt kein ›Herz aus Gold‹ habt.«
    Daugrula verzog das Gesicht. »Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nicht eine Beleidigung ist. Oder vielmehr, ob nicht zumindest eine dieser beiden Aussagen eine Beleidigung ist!«
    »Nun, jedenfalls müsstet Ihr Euch dann nicht mit Heilzaubern abgeben«, erwiderte Darnamur. Er ließ offen, ob sich diese Bemerkung auf die ›Gnomin‹ bezog oder auf ein magisches Herz.
    Daugrula wurde wieder ernst. »Ja«, sagte sie. »Kaum ein Nachtalb gibt sich mit Heilzaubern ab. Oder mit Naturzaubern. Das sind Pfade der Magie, die nur auf Umwegen zu Macht und Ansehen führen, und Nachtalben schätzen solche Umwege nicht. Und doch haben eben diese Fertigkeiten mich hierher gebracht.«
    Skerna blickte sich um und rümpfte die Nase. »Für mich klingt das nach einem guten Grund, solche Fertigkeiten nicht zu erwerben!«
    »Das bleibt abzuwarten«, flüsterte Daugrula.
    »Genug mit dem Geplänkel«, sagte Wito ungeduldig. »Bringen wir es zu Ende, bevor die Elfen über uns stolpern. Wie gelangen wir nun nach Keladis? Und, um ehrlich zu sein, ich halte Darnamurs Einwand für berechtigt. Wird Baskon uns wirklich mitnehmen, oder lässt er uns hier bei den wütenden Spitz ... hm, bei den Elfen stehen, wenn er erst mal hat, was er will?«
    »Baskon wird alles tun, um Leuchmadans Herz zu erlangen«, erwiderte Daugrula. »Er wird kommen, sobald ihr es habt, so viel ist sicher. Er würde sogar versuchen, euch aus Keladis selbst herauszuholen, wenn es nötig sein sollte. Aber besser ist es, wenn ihr die Flucht allein zuwege bringt und ihn hier trefft. Was dann geschieht, wer weiß? Man kann nur einen Schritt nach dem anderen tun, und notfalls müsst ihr euch allein durchschlagen.«
    »Was soll's«, befand Skerna. »Wir haben schon viele Kundschaftermissionen ohne Rückendeckung unternommen, und das hier ist auch nichts anderes. Warum sich den Kopf darüber zerbrechen? Lasst uns endlich anfangen und diesen Elfen ihr Kästchen unter dem Hintern wegstehlen!«
    »Augenblick noch«, sagte Daugrula. Sie brachte ein hölzernes Röhrchen mit Schraubverschluss zum Vorschein, das sie anscheinend unbemerkt mitsamt dem Lederbeutel aus ihrer Tasche genommen hatte. »Einige Vorkehrungen sind noch nötig. Denkt daran, dass es keine Menschen sind, bei denen ihr euch einschleicht. Es sind Elfen. Ihr Gehör ist so fein, dass sie selbst euer unhörbares Flüstern und eure Pfiffe vernehmen. Ihr werdet euch kaum an ihnen vorbeischleichen können, und selbst in kleiner Gestalt dürft ihr nicht reden, wenn ein Elf in der Nähe ist. Diese Ohren sind nicht nur als Zierrat da.« Beiläufig strich sie sich über ihre dunklen Ohrenspitzen.
    »Und, was wichtiger ist: Ein Elf kann einen Gnom riechen. Egal, wie klein er ist. Oder vielmehr gerade die Ausdünstung eures Zaubers in der kleinen Gestalt. Ihr mögt klein sein wie Ungeziefer, aber wenn ein Elf an euch vorbeigeht, weiß er, dass ihr da seid.«
    Sie reichte das Röhrchen an Darnamur weiter. »In diesem Gefäß ist eine Paste, mit der ihr euch einreiben müsst. Sie überdeckt den Odem eurer Magie und verbirgt euch auch vor zauberischen Wesen. Zumindest in eurer kleinen Gestalt solltet ihr damit durch die Reihen der Elfen schleichen können. Ich habe die Salbe eigens in ein Behältnis aus lebendem Holz getan, damit ihr sie mitnehmen könnt.«
    »Ein guter Hinweis«, sagte Wito. »Wir sollten alles zurücklassen und verbergen, was wir nicht mitnehmen können.«
    Die Gnome sahen einander an. Darnamur zog widerstrebend die Rasierklinge aus dem Gürtel, die er dem toten Bitaner abgenommen hatte. Er betrachtete sie, spähte dann im umliegenden Wald nach einem Versteck und wandte sich schließlich an Daugrula. »Könnt Ihr das für mich verwahren?«
    »Aber gern«, flötete die Nachtalbe. Sie ließ sich von Darnamur das Messer geben, machte eine wegwerfende Handbewegung, und die Klinge war verschwunden. »Sie ist nun in Sicherheit«, erklärte sie zuckersüß. »Niemand wird sie finden. Du kannst unbesorgt sein.«
    Darnamur zuckte erschrocken zusammen, aber es war kein Rascheln im Wald zu hören. Niemand konnte sagen, ob die Nachtalbe das Messer fortgeworfen oder ob sie es mit einem Taschenspielertrick

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