Gefährten des Zwielichts
zischte und schnappte und schlingerte. Etwas prallte gegen Baskons Rücken und ließ ihn herumfahren.
Oben auf dem herabtauchenden Aar saß ein kleiner Zwerg. Er war in einen leichten Kettenpanzer gehüllt und in ein Geschirr eingespannt, mit dem er den Vogel lenkte. Über den goldfarbenen Bartlocken trug die kleine Gestalt eine eigentümliche Ledermaske, die die obere Hälfte des Gesichts verdeckte und die Augen mit eingesetzten Scheiben aus klarem Glas schützte. Der Zwerg hatte ein ganzes Arsenal an Waffen und Gerätschaften dabei, die gleichfalls am Aar festgeschnallt waren. Soeben drückte er eine Armbrust in eine Vorrichtung, die in einem Zug die Sehne spannte und einen neuen Bolzen einführte. Gleichzeitig schleuderte er mit der anderen Hand einen kurzen Metallspeer, Baskons eigenem nicht unähnlich.
Der Zwerg verfehlte Baskon, und die beiden Reittiere entfernten sich rasch voneinander.
Weitere Geschosse trafen Baskon und prasselten gegen seine Rüstung wie Hagelkörner. Ein Bolzen schlug durch sein Ellbogengelenk, ein weiterer fuhr ihm mitten in den Augenschlitz. Dann krachte ein schwerer Wurfspeer in seine Seite, drang durch die Brünne und blieb stecken.
»Wardu«, rief eine raue Zwergenstimme. »Auf dich haben wir gewartet.«
Die Aare umkreisten den Mantikor wie hungrige Wölfe. Hektisch sondierte Baskon die Umgebung, versuchte, auf Abstand zu bleiben und eine Lücke in der Schar der Feinde auszumachen. Er richtete den eigenen Speer mal in die eine, mal in die andere Richtung, konnte sich aber nicht entscheiden, wen er zuerst angreifen sollte.
Rujans Schlangenschweif züngelte zischelnd umher und suchte Fleisch, in das er seine gifttriefenden Zähne schlagen konnte. Der größere Echsenkopf vorn am Mantikor schnappte wütend ins Leere.
»Wardu, wir kriegen dich«, riefen die Zwerge vom Rücken ihrer Aare. »Die Zeiten sind vorbei, wo euresgleichen den Himmel beherrschte. Wir haben uns vorbereitet!«
Baskon lenkte sein Reittier direkt auf einen Aar zu. Er hob den Speer. Aber die mächtigen Vögel waren trotz ihrer Größe viel wendiger und schneller als sein Mantikor und wichen ihm mühelos aus.
Wieder ging ein Regen von Geschossen auf Baskon nieder, aber diese Waffen konnten ihn nicht verletzen. Allerdings schlug ein Bolzen ein weiteres Loch in Rujans Flügel.
Er musste diesen Kampf schnell zu einem Abschluss bringen, oder er würde ihn nicht mehr in der Luft beenden.
Baskon zielte und warf. Sein scharfer Spieß fuhr einem Aar durch den Hals und schnitt durch den Zwerg dahinter, ohne merklich langsamer zu werden. Vogel und Reiter stürzten vom Himmel und zogen einen feinen Blutschleier hinter sich her wie ein Komet seinen Schweif. Ein paar klebrige Federn kreiselten einsam an der Stelle, wo Baskon den Aar erwischt hatte, bevor auch sie in die Tiefe trudelten.
Der Speer beschrieb einen Bogen und senkte sich dann gleichfalls dem Boden entgegen. Baskon flog eine scharfe Kehre und raste in die Tiefe, um seine Waffe zurückzuholen. Wieder regneten Geschosse auf ihn herab, doch diesmal waren sie auf den Mantikor gezielt.
So gut es in dem schnellen Flug ging, vollführte Baskon kleine Schlenker und wich aus. Das überraschende Manöver hatte ihm ein wenig Abstand gebracht, und so surrten die Geschosse ins Leere. Baskon beugte sich über die Schulter des Mantikors, streckte den Arm aus - und hielt den Speer wieder in seiner Panzerhand.
Aber die Aare schlossen rasch auf. Von allen Seiten drangen sie auf ihn ein, und die Zwerge auf ihrem Rücken schossen und warfen mit links und rechts zugleich. Es war unglaublich, wie schnell sie mit einem Arm an ihren Hilfsgestellen die Armbrust spannen und laden konnten.
Baskon warf den Speer erneut, vibrierend von seiner Essenz. Er fuhr einem Aar durch die Brust, und Baskon spürte, wie der Stahl das kraftvoll pochende Vogelherz durchstach. Die Spitze drang dem Zwerg auf seinem Sitz in die Leiste und blieb stecken.
Baskon konzentrierte sich. Er versuchte, die Waffe wieder zum Leben zu erwecken. Zoll um Zoll fraß der Speer sich seinen Weg ins Freie, wurde aber schon vom stürzenden Aar außer Reichweite getragen. Baskon zog das Schwert.
Bolzen trafen den Mantikor. Ein Speer fuhr genau in den Schwanz und trennte dort den züngelnden Schlangenkopf ab. Rujan kreischte erneut, er schüttelte sich vor Schmerzen. Der Schwanz zuckte hin und her und spritzte giftige schwarze Blutstropfen über den Himmel.
Baskon schaute sich um.
Die drei Aare, die noch am Himmel
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