Gefährten des Zwielichts
nicht unbedingt für eine Elfe.«
»Dann eben Amonia. Das wird passen«, entschied Daugrula. »Wir bleiben nicht lange und schließen keine Freundschaften. Ich bin jetzt Amonia, ihr Wichtel tretet als Chaspard, Gredin und Sebir auf, und Werzaz heißt von nun an Gulbert. Und jetzt ist es an der Zeit, euer Aussehen anzupassen!«
Daugrula trat auf Werzaz zu und hob die Hand, doch dann hielt sie inne. Schließlich berührte sie als Erstes Wito an der Stirn, und der Gnom sah, wie ihre Augen noch schwärzer wurden und sich zu öffnen schienen wie dunkle Löcher.
Er hörte Skerna neben sich aufkeuchen. Erschrocken hob er die Hand und sah auf seine Finger. Ein anderes Bild schien sich darüber zu legen, eine fremde Hand! Witos wahre Gestalt verschwand hinter der Täuschung. Die Haut wurde heller. Die Finger glatter. Wichtelfinger ...
Die Stadt war von einer lehmverkleideten Palisade umgeben, die kaum höher war als ein Mensch - mehr ein Zaun als ein Wall. Die Wache am weit offen stehenden Tor musterte die Neuankömmlinge: eine Elfe in blassem grünen Kleid, drei Wichtel, die leichte Filzmäntel eng um den Körper geschlagen hatten, und am Ende der Gruppe ein Mensch in schmuddeligen Fetzen aus ungefärbtem Leinen und mit einem Wams aus leichtem abgeschabten Leder und mit nicht dazu passenden schweren und eisenbeschlagenen Stiefeln an den Füßen.
So etwas wie Interesse blitzte in den Augen des Wachmanns auf, die Stimme aber klang gelangweilt. »Was führt euch nach Komfir?«
»Habt Ihr denen dort dieselbe Frage gestellt?«, erkundigte sich der zweite Wichtel. »Oder dürfen Bewaffnete unbelästigt in die Stadt?«
Die kleine Gestalt wies durch das Tor auf die unbefestigte Straße, wo sich ein Trupp bitanischer Krieger bereit machte. Die Männer wirkten aufgeregt und entschlossen und schienen sich auf einen Kampf vorzubereiten.
Die Elfe an der Spitze der Gruppe blickte ihren Begleiter tadelnd an und wandte sich dann mit einem Lächeln an den Posten. »Bitte verzeiht meinem Gefährten«, sagte sie. »Er ist ein mürrischer Geselle.«
Der Wachposten erwiderte das Lächeln und strich sich über den stoppeligen Bart. Er musterte die Elfe von oben bis unten. Sie war hübsch, wie das ganze Elfenvolk, aber diese hier war ganz besonders reizvoll. Sie hatte Rundungen an den richtigen Stellen und wirkte weniger kalt als die Spitzohren sonst. Sein Lächeln wurde breiter.
»Wir kommen von der Ratssitzung auf Keladis«, erklärte die Elfe. »Wir wollten in Komfir eine Unterkunft suchen, bis die Straßen wieder etwas sicherer geworden sind.«
Sie nickte ebenfalls in Richtung der bitanischen Soldaten.
»Ah«, sagte der Posten. »'s kamen gestern ein paar von den Burschen zurück und erzählen, Leuchmadans Wardu gehen um hier in der Gegend.« Er zwinkerte der Elfe verschwörerisch zu. »Aber darauf müsst Ihr nicht viel geben, gute Dame. Hatten hier oben nie Probleme mit Leuchmadans Geschöpfen.«
Die Elfe lachte hell. »Aber nein. Was sollte ein Wardu auch hier anfangen - inmitten dieses wohlbefriedeten Menschenlandes, noch dazu so dicht an der Grenze zum Elfenwald? Es weiß doch jeder, dass nur die Bitanerlande voll sind von diesen Wesen!«
Sie beugte sich näher zu dem Wachmann hin und flüsterte dem Mann verschwörerisch zu: »Vielleicht haben diese Bitaner die Unholde selbst mitgebracht? Sie führen ja die ganze Zeit Krieg gegen Wardu und Goblins und wer weiß wen.«
Der Mann nickte. »Bringen nur Arger, diese Bitaner. Aber was will man machen? 's sind Gefolgsleute von 'nem Fürsten, der auch beim Rat war, und sie haben allerhand Gold hier in der Stadt gelassen. Keine Ahnung, ob's die Probleme wert ist, aber keiner weist leichtfertig zweihundert Bewaffnete ab.«
Dann wurde der Wächter auf den Menschen aufmerksam, der als Letzter in der Reihe der Wanderer stand. Der Bursche blickte düster drein und brummelte vor sich hin und rückte ungeduldig näher an die Wichtelfrau vor ihm heran.
Das dümmliche Lächeln des Torwächters verschwand, und verschlagen kniff er die Brauen zusammen: »Mächtig gut durchgemischt, dieser Rat. Sieht man an Eurer Schar. Einen Zwerg habt ihr nicht auch noch dabei?«
Der zweite Wichtel, der vorher schon so vorlaut gewesen war, hob erst den einen Fuß an, dann den anderen und tat so, als würde er unter die Sohlen schauen. »Nein«, stellte er fest. »Ich glaube nicht. Aber bei dem ganzen Schlamm auf der Straße ist das schwer zu unterscheiden.«
Der Wachsoldat lachte laut. Dann winkte er
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