Gefährten des Zwielichts
kreisten, waren zu weit weg, als dass er sie mit dem Schwert hätte treffen können. Der Wardu zielte, um die Klinge nach dem Hals eines Riesenvogels zu werfen. Aber weitere Geschosse durchbohrten Rujans Flügel, ein Bolzen drang ihm ins Auge.
Der Mantikor geriet ins Trudeln, alles drehte sich, und Baskon verlor seine Gegner aus dem Blick. Er riss heftig am Zügel, verlagerte das Gewicht und versuchte, Rujan wieder in eine ruhige Lage zu bringen.
Der Mantikor sträubte sich und kreischte. Er kämpfte verzweifelt, um nicht abzustürzen.
Über die Zügel raunte Baskon beruhigende Lieder direkt in den Kopf seines Reittiers. Er drehte den wild um sich schlagenden Mantikor wieder in eine normale Fluglage und gewann sogar ein wenig Höhe. Im letzten Augenblick raste er dicht an einer Felswand vorbei, konnte den Aufprall vermeiden und hatte über einem tiefen Tal wieder Luft nach unten.
Er sah sich nach seinen Gegnern um.
Wie aus dem Nichts war der Aar genau über ihm, die scharfen Klauen vorgereckt.
Baskon schlug hektisch mit dem Schwert zu. Zwei, drei Schläge trafen den Adler am Kopf, als der Schnabel sich schon um seine Rüstung schloss. Die Klinge schnitt durch Federn und Sehnen und trennte das Haupt halb vom Körper. Dahinter kam das grimmige Antlitz eines Zwergen zum Vorschein, die Zähne hinter dem Bart zusammengebissen. Der Aarreiter schaffte es, eine gebogene Klinge zwischen Baskons Panzerhandschuh und den Armschutz zu schieben. Er trennte die Hand ab, noch bevor der Wardu die Verbindung wieder stärken konnte.
Inzwischen zerfetzte der Aar mit seinen mächtigen Krallen Rujans Hinterleib und riss ihm einen Fledermausflügel aus. Mit einem letzten Ruck, schon in Todeszuckungen, riss der Riesenadler den Wardu vom Rücken des Mantikors und ließ ihn los.
Alle stürzten in die Tiefe. Der zerstückelte Adler mit seinem brüllenden Reiter. Der tödlich getroffene Mantikor, blutend, mit nur noch einem flappenden Flügel und zuckenden Gliedmaßen, und Baskon, mit nur noch einer Hand.
Er raste auf den Boden zu, auf eine Bergwand mit scharfen Graten und mächtigen kantigen Felsbrocken. Und er fiel immer schneller. Baskon spürte die zermalmende Wucht des Bodens, noch bevor er aufschlug.
Dem Aufprall hatte er nichts entgegenzusetzen. Der Boden zerdrückte seine Rüstung, die Steine rissen sie in Fetzen. Und rings um ihn regnete das tote Fleisch seiner Feinde und seines Reittiers vom Himmel.
7. K APITEL:
E IN BÖSES E RWACHEN
E INE DER SCHLIMMSTEN E RFAHRUNGEN DES G ROSSEN K RIEGES WAR DIE T ATSACHE , DASS L EUCHMADAN MIT SEINEN GEFLÜGELTEN K REATUREN DEN H IMMEL BEHERRSCHTE . E IN S TAMM UNTER DEN Z WERGEN BESCHLOSS , DEM ENTGEGENZUTRETEN . U NTER GRÖSSTEN M ÜHEN TRIEB DAS KLEINE V OLK S TOLLEN VON DEN TIEFSTEN G ROTTEN EMPOR ZU DEN HÖCHSTEN G IPFELN DER S CHRAFFELGRATE , WO DIE GROSSEN A ARE DES G EBIRGES IHRE H ORSTE HATTEN . D ORT RAUBTEN SIE DIE E IER AUS DEN N ESTERN UND ZOGEN DIE J UNGTIERE SELBST AUF .
D OCH NACHDEM SIE DIE E IER DER A ARE AN SICH GEBRACHT HATTEN , STANDEN IHNEN DIE SCHLIMMSTEN H ERAUSFORDERUNGEN NOCH BEVOR . A LLES G ESCHICK IHRER H ANDWERKSKUNST WAR ERFORDERLICH , UM DIE A ARE ALS GEFLÜGELTE R EITTIERE UND ALS W AFFE NUTZBAR ZU MACHEN . D IE Z WERGE BILDETEN DIE M UTIGSTEN IHRES S TAMMES ALS A DLERKRIEGER AUS , UND UNTER M ÜHEN , R ÜCKSCHLÄGEN UND O PFERN MEISTERTEN SIE IHRE NEUEN K AMPFGEFÄHRTEN . S IE UNTERWARFEN DIE WILDEN A ARE DER B ERGE UND NUTZTEN DEREN J AGDGRÜNDE FÜR IHRE EIGENEN T IERE .
H INFORT BEZEICHNETE SICH DIESES Z WERGENVOLK ALS »A ARLINGER «, UND NACH DEN ERSTEN ERFOLGREICHEN A NFÄNGEN NAHM DIE K UNSTFERTIGKEIT DIESER KLEINEN G ESELLEN MIT IHREN GEFIEDERTEN F REUNDEN VON G ENERATION ZU G ENERATION ZU , BIS IHRE K RIEGER MIT DEN T IEREN EINE E INHEIT BILDETEN , GLEICH DEN BITANISCHEN K ATAPHRAKTEN MIT IHREN P FERDEN . S O WERDEN DIE V ÖLKER DES L ICHTS BEIM NÄCHSTEN T REFFEN MIT L EUCHMADAN IN DIESER H INSICHT WEIT BESSER GERÜSTET SEIN .
A US : »V OM G ROSSEN K RIEGE UND SEINEM E RBE «
DES BITANISCHEN C HRONISTEN T ADUS M ERATIS
G RENZLANDE BEI K OMFIR , 28 N LR,
AM T AG VOR DEM B LÜTENMOND
»Namen«, sagte Daugrula. »Wir brauchen Namen. Wir sollten uns in der Stadt mit Wichtel- und Elfennamen ansprechen, damit niemand Verdacht schöpft.«
Gegen Morgen hatten die Gefährten im Schatten einer großen Hecke Halt gemacht, von wo aus sie schon die Tore von Komfir erblicken konnten. Fern im Osten zeichnete ein bleicher Schimmer die
Weitere Kostenlose Bücher