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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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schloss die Augen und murmelte vor sich hin.
    Als sie wieder aufblickte, flüsterte Werzaz: »Hast du die Wachen jetzt alle eingeschläfert?«
    Die Albe sah ihn an. »Nein. Es sind zu viele, viel zu viele. Ich habe erst einmal den Zauber gesponnen, mit dem ich sonst Gibrax vor dem Sonnenlicht geschützt habe. Es konzentriert die Kraft des Mondes in seinem Leib, und das sollte seinen Gliedern sehr viel schneller Beweglichkeit verleihen.«
    Werzaz nickte. Er hatte erlebt, wie langsam Gibrax' versteinerter Leib im Mondlicht weicher wurde. So lange konnten sie unmöglich warten. »Also gut«, sagte er. »Dann erledige ich jetzt diese geschniegelten Bitaner, und du machst den Troll los.«
    »Nicht so schnell«, erwiderte Daugrula. »Einige von ihnen kann ich schon noch außer Gefecht setzen.«
    Rasch kroch sie auf dem Dach nach hinten und knotete dort zwischen den schlecht verlegten Schindeln das längste Seil fest, das sie hatten. »Wenn die Bitaner etwas merken, dann wirfst du das Seil nach unten und rutschst daran hinab. Aber erst dann. Bis dahin dürften bereits ein paar Gegner aus dem Weg geräumt sein. Aber wir müssen den Zeitpunkt gut abpassen. Noch sind die Bitaner ahnungslos, und sie erwarten auch nicht, dass Gibrax sich so schnell erholt. Wir dürfen erst zuschlagen, wenn Gibrax sich wieder bewegen kann. Aber wir müssen es tun, bevor er sich so weit erholt hat, dass er etwas Dummes tut und die Bitaner auf sich aufmerksam macht.«
    »Hoffentlich ist dieser Wardu bereit«, meinte Werzaz. »Der Blechnapf ist nie da, wenn man ihn braucht. Wenn er uns nicht den Rücken freihält, sitzen uns bald mehr Bitaner im Nacken als Fliegen im Scheißhaus.«
    »Heute wird er da sein«, verkündete Daugrula. »Er wollte in jeder Nacht zum Hügel kommen, kurz nach Sonnenuntergang, damit wir Nachrichten tauschen können. Die Gnome müssen ihn bereits getroffen haben. Er kreist bestimmt schon über der Stadt und wartet darauf, dass hier unten der Lärm beginnt.«
    Sie strich über Balgirs Nackenkamm, und Werzaz zuckte zusammen. Er hatte die Echse auf dem uneben gefügten Dach gar nicht gesehen. Jetzt aber verwandelte Balgir sich erneut in eine Tasche, und Daugrula holte zwei armlange Röhren heraus und steckte sie ineinander. Dann zog sie eine kleine Schachtel hervor, in der etwa ein Dutzend feiner Dornen mit einem dichten Federbüschel am Ende lagen. Sie steckte einen Dorn in das Rohr, schob sich wieder an die Dachkante vor und setzte die Öffnung an den Mund.
    Werzaz kauerte neben ihr, ein wenig von der Kante entfernt, das aufgerollte Seil in der einen und das Schwert in der anderen Hand.
    Einer der Wächter kam auf seiner Runde nah am Lagerhaus vorbei, ging an der Wand entlang und entfernte sich wieder. Gerade als der bitanische Krieger sich abwandte, blies Daugrula die Wangen auf, und mit einem Zischen schnurrte der Dorn aus dem Rohr. Der Mann unten stieß ein unterdrücktes »He« aus, seine Hand klatschte in den Nacken, und er schaute sich um. Dann ging er grummelnd weiter.
    »Diese Schorfbeule hat's nicht bemerkt«, murmelte Werzaz. »Diese Bitaner muss man ja wirklich in Essig eingelegt haben, wenn man mit Pfeilen auf sie schießen kann, ohne dass sie's merken.«
    »Die Dornen bleiben nicht stecken«, erklärte Daugrula mit gedämpfter Stimme, während sie ein weiteres Geschoss in ihr Blasrohr schob. »Sie ritzen nur die Haut, hinterlassen ihr Gift und prallen wieder ab. Solange ich die Haut treffe, spüren die Bitaner nicht mehr als den Stich eines Insekts. Nur in den Haaren und in der Kleidung kann der Pfeil sich verfangen, und wenn das geschieht, ist dein Einsatz gekommen.«
    Sie zielte wieder, und wenn einer der Krieger in die Nähe des Lagerhauses kam, schoss sie. Einige Male gingen ihre Schüsse fehl, noch zweimal traf sie Hals oder Wange eines Soldaten. Einmal blieb das Geschoss im Kragen hängen, aber der Krieger bemerkte es nicht, und so blieb der Hinterhalt weiterhin unentdeckt. Daugrula bemühte sich, immer dann zu schießen, wenn ihre Opfer sich bereits wieder vom Gebäude abgewandt hatten.
    Der Erste, der getroffen worden war, saß ein wenig abseits von den anderen auf einem Holzklotz und starrte ins Leere. Da wandte sich der vierte Mann, auf den Daugrula gerade geschossen hatte, noch einmal um.
    Er ließ seinen Spieß fallen, schrie auf und schlug die Hände vors Gesicht. Seine Kameraden liefen zu ihm. Einer von ihnen hatte soeben einen misstrauischen Blick auf den Troll geworfen, der sich schon bewegte,

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