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Gefährten des Zwielichts

Titel: Gefährten des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Jetzt ist Daugrula auf sich allein gestellt.«
    »Baskon hat fest zugesagt, jeden Abend zu diesem Hügel zu kommen«, widersprach Wito.
    »Vielleicht haben wir ihn verpasst ...«, wandte Skerna ein.
    Im selben Augenblick sahen die Gnome unten im Tal eine massige Gestalt durch die Umfriedung der Stadt brechen. Lehmbrocken und geborstenes Holz flogen nach allen Seiten, und das riesenhafte Geschöpf blieb in der Bresche stehen und riss die Arme in die Luft. Ein schwaches »Hussa!« drang an ihre Ohren, und nach dem Triumphschrei setzte das Wesen sich in Bewegung und hielt auf den Hügel zu. Zwei kleinere Gestalten folgten ihm, für die nachtsichtigen Gnome im Licht des Vollmonds gut zu erkennen.
    Wito schüttelte den Kopf. Anscheinend hatte Daugrula es geschafft, den Troll zu befreien. »Rasch«, sagte er zu seinen Gefährten. »Ich denke, sie wollen zu uns. Wir sollten sie unten am Fuß des Hügels erwarten.«
    »Wir sollten uns lieber so weit wie möglich von ihnen fernhalten«, befand Darnamur. »Ohne Baskons Hilfe wird das eine verzweifelte Flucht. Da sind hundert Bitaner in der Stadt, und noch einmal so viele durchstreifen auf Pferden das Land. Sie werden dem Troll und den anderen Großen folgen, aber allein haben wir gute Aussichten, durchzuschlüpfen.«
    »Wohl wahr«, sagte Wito. »Aber das ist auch alles, was wir allein ausrichten könnten. Daugrula hat sicher noch ein paar Kunststücke auf Lager, und gemeinsam mit den anderen können wir immer noch Leuchmadans Herz zurückholen.«
    »Außerdem«, meinte Skerna, »wo bleibt der Spaß, wenn wir abhauen?«
    Als Daugrula die Gnome am Fuße des Hügels entdeckte, überholte sie den Troll und lief voran. Werzaz bildete die Nachhut. Er hielt zwei Schwerter in der Hand, ohne Zweifel von den Bitanern geraubt, und blickte sich immer wieder misstrauisch um. Von Verfolgern war allerdings nichts zu entdecken.
    »Der Wardu!«, rief die Nachtalbe. »Wo ist er?«
    Wito zuckte die Achseln. »Er ist nicht erschienen.«
    Die Nachtalbe sah sich um. Zum ersten Mal, seit die Gnome sie kannten, wirkte sie verunsichert.
    »Es ist dunkel«, versuchte Wito sie zu beruhigen. »Wir können diese Menschen leicht abschütteln, und wir haben noch die halbe Nacht vor uns.«
    »Eine halbe Nacht ist schnell vorbei«, sagte Daugrula. »Und nach dieser Nacht ist uns das ganze Land auf den Fersen.«
    »Egal«, befand Darnamur. »Habt Ihr nicht schon während des ganzen Hinwegs unsere Spur verborgen? Wir nutzen die Nacht einfach, um unterzutauchen.«
    »Auf dem Hinweg hat niemand nach uns gesucht. Und die Bitaner, die es getan haben, haben uns schnell genug gefunden - wenn du dich erinnerst. Ich kann unsere Spur so gut tarnen, dass sie einem flüchtigen Blick entgeht. Aber bei hundert Bitanern, die die Gegend durchkämmen, und zweihundert, wenn die Reiter morgen zurückkehren, mit Hunden und Fährtenlesern ... Nein, unmöglich kann ich unsere Fährten derart unkenntlich machen. Nicht mit einem Troll, nicht mit einem Goblin.«
    »Dann holen wir meine Rüstung wieder«, brummte Werzaz.
    »Nein«, entschied Daugrula. »Ohne Rüstung bist du schneller und hinterlässt weniger Spuren. Wir müssen es einfach versuchen. Wir schlagen uns in die Berge durch, dort gibt es die meisten Verstecke. Gibrax, kannst du die Gnome auf die Schulter nehmen?«
    Der Troll kniff die Augen zusammen und schaute auf die winzigen Gestalten hinab. Ohne die Hose war er vollkommen nackt, nur noch blaugraue Haut, so narbig und zerfurcht wie der Stein der Berge. Seine Gliedmaßen wirkten ungeschlacht, und bei jeder Bewegung wabbelte und wogte es an seinem Leib. Er sah plötzlich wild und urwüchsig aus, als hätte die Kleidung bisher ein Ungeheuer getarnt und ihn nur so aussehen lassen, als sei er ein vernunftbegabtes Wesen. Unwillkürlich wichen die Gnome vor ihm zurück. »Klar«, sagte er. »Gibrax trägt kleine Freunde bündelweise.«
    »Warum lassen wir die kleinen Madenschwänze nicht einfach hier?«, fragte Werzaz. »Zu klauen gibt's jetzt wohl nichts mehr, und wenn wir kämpfen oder fliehen müssen, sind sie uns nur im Weg.«
    Daugrula schaute den Goblin an, mit einem undeutbaren Ausdruck in den Augen. »Nein«, wiederholte sie schließlich. »Es ist noch zu früh, um jemanden zurückzulassen.«
    Die Betonung lag wohl auf dem »Noch«, denn Wito erinnerte sich gut, was Daugrula zuvor gemeint hatte: Ich kann die Spuren eines Trolls und eines Goblins nicht gut genug tarnen. Werzaz' Vorschlag mochte rascher auf ihn selbst

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