Gefährten des Zwielichts
aber die Aufregung des Soldaten beim Lagerhaus lenkte ihn ab.
»Was hast du?«, rief einer der Bitaner.
»Mein Auge!«, erwiderte der Getroffene. »Bei allen Huren von Opponua. Mir ist was ins Auge geflogen, aber wie!«
Seine beiden unversehrten Kameraden standen bei ihm. Einer lachte und machte sich über den zimperlichen Burschen lustig, der andere versuchte, ihm die Hände vom Gesicht zu ziehen und sich das Auge anzusehen. Der erste Bitaner, der getroffen worden war, regte sich nicht mehr. Er sah so aus, als würde er jeden Augenblick von seinem Sitz kippen. Die beiden anderen Getroffenen schlurften heran, und einer sagte: »Ja, jaaa, ich wurd' auch grad 'stoochen.«
Seine Stimme klang schleppend, und er schluckte, und die beiden Männer blickten sich erschrocken an.
Jetzt war der Augenblick zum Angriff gekommen, entschied Werzaz. Er warf die Seilrolle über die Kante, und der Strick entrollte sich bis zum Boden. Mit einem lauten Kampfschrei rutschte der Goblin nach unten, dass Rauch von seinen Händen und von der Hose aufstieg. Er hob das Schwert, das er der Wache geraubt hatte, und stürzte sich auf die drei dicht beisammenstehenden Männer. Die blickten erschrocken auf und verharrten wie erstarrt.
Werzaz sah einen winzigen Schatten heranfliegen und gegen die Wange des vorletzten Kriegers prallen. Der Mann zuckte zusammen, schüttelte unwillig den Kopf und griff nach seiner Waffe. Werzaz schlug zu und hieb dem sechsten Krieger die Klinge seines Schwerts durch den Unterkiefer und tief in die Brust. Kettenglieder spritzten vom Waffenrock des Getroffenen, und der Mann brach zusammen.
Der andere wollte sein Schwert hochreißen, aber Werzaz' klauenbewehrte Linke fuhr an den Hals des Mannes und blockierte zugleich dessen Arme. Werzaz brüllte wild, und der Geifer spritzte ihm aus dem Mund. Er blickte in die angstvoll aufgerissenen Augen des Mannes.
Mit einem Fußtritt stieß der Goblin den ersten Gegner weg und zog sein Schwert aus dessen Leib. Gleichzeitig fasste er dem nächsten Bitaner nach Gesicht, Hals, Kragen. Der Mann wich dem Griff aus, so gut es ging, und der Goblin zerkratzte ihm nur die Haut, bekam ihn aber nicht zu fassen. Doch er war so nah vor dem Mann, dass dieser mit dem Schwert nicht richtig ausholen konnte.
Der am Auge getroffene Krieger taumelte zurück und bückte sich nach seinem Spieß. Werzaz' Gegner versuchte, sein Gesicht mit den Händen zu schützen, und der Goblin stellte ihm ein Bein und rammte dem Gestrauchelten das Schwert in den Leib. Den dritten Bitaner erwischte er, als der sich nach seiner Waffe bückte, und hieb ihm den Kopf ab.
Werzaz brüllte triumphierend. Er war der Krieger - und das mit dieser unzulänglichen, geraubten Waffe! Er hörte Stöhnen und Schmerzensschreie. Es waren also noch welche am Leben, aber im Augenblick konnten diese Schwerverletzten ihm nicht gefährlich werden.
Der Goblin sprang auf die beiden Bitaner zu, die noch standen. Aus dem Augenwinkel sah er die Nachtalbe vorüberhuschen, eine geschmeidige Gestalt, die durch das Mondlicht glitt wie ein lebendig gewordener Schatten.
Die beiden letzten Bitaner taumelten wie im Fieber und hatten kaum genug Kraft, um ihre Waffen zu heben. Daugrulas Giftpfeile zeigten Wirkung. Werzaz hieb nach links und rechts und fällte die Feinde ohne Mühe.
Schwer atmend sah er sich um. Sein zweiter Gegner wand sich immer noch am Boden und schrie vor Schmerz. Werzaz antwortete mit einem Brüllen, das tief aus seiner Brust kam. Er schwang das bluttriefende Schwert und fühlte sich großartig.
Endlich musste er sich nicht länger vor diesen Grindköpfen in einer Höhle verkriechen!
Doch das Geschrei lockte weitere Krieger aus dem Lagerhaus herbei.
Werzaz stürmte ihnen entgegen. Er hob eine der umherstehenden Laternen auf, schwang sie im Laufen und warf. Der lange Arm des Goblins verlieh ihr eine solche Wucht, dass sie über die Köpfe der heraneilenden Bitaner hinweg durch das weit offen stehende Tor der Lagerhalle flog und genau auf einem Haufen Heu landete, der bei den Ochsen aufgeschichtet war. In Windeseile leckten feine Flämmchen über das getrocknete Gras, doch da traf Werzaz schon auf seinen nächsten Gegner.
Die Bitaner waren immer noch verwirrt, aber allmählich gingen sie planvoller vor. Werzaz konnte keinen leichten Sieg mehr erringen. Dennoch war er der beste Krieger unter allen Goblins, und er hielt stand. Schlag auf Schlag wechselte er mit den Menschen. Als der tückische Stich einer Lanze ihn am Oberarm
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