Gefährten des Zwielichts
traf, fluchte er, dass er seine Rüstung hatte zurücklassen müssen.
Doch es kamen nicht alle Bitaner aus der Halle. Werzaz sah, dass weitere Männer dort umhereilten, vor dem Hintergrund immer heller lodernder Flammen und umgeben vom Gebrüll der Ochsen.
Werzaz traf einen Bitaner am Knie, wurde selbst aber Stück um Stück weiter in den Hof zurückgedrängt. Wenn der Wardu ihnen Rückendeckung geben wollte, wäre jetzt der beste Augenblick gewesen.
Aber weder der Wardu noch sein monströses Reittier ließen sich sehen. Wie immer.
Werzaz fluchte und kämpfte weiter. Da kam hinter den Bitanern ein riesiger Schatten heran. Ein Ochse stürzte brüllend aus der Halle und schleifte ein abgerissenes Seil hinter sich her!
Werzaz wich zur Seite aus, einer seiner Gegner wurde niedergetrampelt. Das Tier stürmte blindlings an Werzaz vorbei und weiter auf den Hof. Und dann brüllte der Ochse mit einem Mal in einer ganz anderen Tonlage, und dieses Brüllen wurde immer lauter, und es kam aus der Luft.
Der Goblin fuhr erschrocken herum und zog den Kopf ein. Etwas Gewaltiges raste unglaublich schnell über ihn hinweg. Es war der Ochse, und er zappelte, während er flog, und landete mitten zwischen den Bitanern. Der massige schwarze Leib riss drei Menschen zu Boden und zermalmte sie, und als das Tier sich wieder auf die Beine kämpfte, trieb es die übrigen Krieger auseinander.
Und da sah Werzaz Gibrax herankommen.
Der Troll schwang seine Fäuste und die Ketten, die noch an den Armen hingen. An seinem Oberkörper klebte Blut. Werzaz dachte mit Unbehagen an die Wunden, die er selbst seinem Gefährten geschlagen hatte, als das Mondlicht vor Tagen die versteinerte Haut kurz aufgeweicht hatte. Aber von den Verletzungen selbst war nichts mehr zu sehen, nur noch das Blut. Anscheinend hatte die Nachtalbe mehr für den Troll getan, als die Ketten zu lösen.
»Gibrax, altes Wanzenhirn«, brüllte Werzaz. Er war froh, den vertrauten Kameraden wieder an der Seite zu haben. »Schau, wie viel Ärger uns dein blödes Frühlingsfest einbringt.«
»Nichts Ärger«, antwortete Gibrax. »Spaß. Viele gute Kühe für Gibrax.«
Er lief an dem Goblin vorbei in die Halle. Werzaz gaffte ihm mit offenem Mund nach. Aber die Bitaner wandten sich schon zur Flucht, sie rannten auf eine Treppe im rückwärtigen Teil der Halle zu und drängelten sich dort nach oben. Als Werzaz und Gibrax die Verfolgung aufnehmen wollten, hielt die scharfe Stimme der Nachtalbe sie zurück. »Nein. Wir haben keine Zeit für so etwas.«
Werzaz hielt inne. Überall aus der Stadt hörten sie Lärm. Die Bitaner sammelten sich. Ringsum auf den Gassen klirrte Metall, hallten aufgeregte Rufe und Befehle. Alle Fluchtwege schienen abgeschnitten.
»Anscheinend müssen wir ohne Baskon auskommen.« Daugrula blickte sich um und seufzte.
Werzaz und Gibrax traten zu ihr. Gibrax wirkte gesund und beweglich und wie belebt von dem Feuer, dem Blut und dem Tumult um ihn her. Doch schaute er auch verwirrt um sich und schien nicht zu wissen, was eigentlich vor sich ging.
Daugrula wies auf einen Holzzaun, der den Hof zu der einen Seite hin abschloss.
»Kannst du da ein Loch hineinschlagen?«
Der Troll kniff die Augen zusammen. »Gibrax weiß nicht«, sagte er. »Sieht nicht sehr stabil aus. Gibrax fürchtet, dass Holzwand kaputt geht, wenn Gibrax Loch hineinmacht.«
Die drei Gnome saßen auf der ersten Erhebung nördlich der Stadt. Eine Weile hatten sie im Schatten der Baumgruppe ausgeharrt, die den Hügel krönte, und waren schließlich ein Stück den Hang hinabgewandert, bis sie ohne Deckung auf einer Weide standen.
Doch Baskon ließ sich nicht blicken.
»In der Stadt tut sich was.« Darnamur richtete sich auf und schulterte den Speer, den er sich in den letzten Stunden mit seinem Rasiermesser zurechtgeschnitten hatte. Eigentlich war es nur ein zugespitzter Ast, der ihm kaum bis zur Brust reichte - die größte Länge für einen Gegenstand, den ein Gnom mitnehmen konnte, wenn er seine Größe änderte. Aber er war es leid gewesen, in kleiner Gestalt ohne Waffe zu sein, seit er sein Knochenmesser verloren hatte.
Wito und Skerna traten neben ihn und blickten auf die Provinzstadt Komfir hinab, über die bewachsenen Äcker und das bewirtschaftete Land hinweg. Schwach drangen Rufe und Schreie an ihr Ohr, und ein Bersten, als würden dort ganze Gebäude einstürzen.
»Ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte Darnamur. »Wir hätten umkehren sollen, als Baskon nicht aufgetaucht ist.
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