Gefährtin der Dämmerung
Anwesenden wusste niemand von unserem Plan, bis auf Dave und Cooper, aber die können es nicht gewe sen sein. Dave war die meiste Zeit über mit Juan eingepfercht, und Cooper hat keinen Grund, meinen Tod zu wollen. Tate ist der Einzige, der alles daransetzen würde, mich so um die Ecke zu bringen, dass du dabei nicht zu Schaden kommst. Seine Liebe zu dir hat ihn zu diesem Verrat getrieben, und ich will, dass du es von ihm selbst hörst. Danach werde ich ihm um deinetwillen einen schnellen Tod bereiten.«
Nein. Er war's nicht.
Bones hatte meine Gedanken gehört und seufzte. »Es tut mir leid, Süße, ich weiß, wie viel er dir bedeutet ...«
Ich schottete meine Gedanken ab, nicht wegen Bones, son dern wegen der beiden anderen Vampire im Raum, die sie eben falls hören konnten. Ich glaubte einfach nicht an Tates Schuld.
Er provozierte Bones und führte sich manchmal auf wie ein Arschloch, aber er würde ihn nicht an Patra verraten. Das konn te ich einfach nicht glauben.
Was bedeutete, dass der wahre Schuldige hier im Raum war.
»Tate ist außer Gefecht gesetzt, oder?«
Auf meine gelassene Frage hin warf Bones mir einen ko mischen Blick zu.
»Ja.«
»Dann müssen wir uns jetzt erst mal nicht mit ihm befassen.
Wenn Tate zugibt, dass er es getan hat, kannst du dir die Mühe sparen, ihn umzubringen. Das erledige ich dann schon selbst.«
Das stimmte zwar, aber so weit würde es nicht kommen. Hät te Tate vorgehabt, Bones umzubringen, hätte er ihn zu einem fairen Kampf herausgefordert. Gegen Bones hätte er natürlich keine Chance gehabt, aber ein heimtückischer Verrat war ein fach nicht sein Stil.
»Mencheres«, fuhr ich fort, »hast du nicht gesagt, du hättest gehört, dass einem anderen Vampir einmal etwas Ähnliches wie Bones zugestoßen ist? Dieses Verwelken?«
Mencheres richtete seinen kühlen forschenden Blick auf mich, und in diesem Augenblick wurden mir zwei Dinge klar.
Erstens durchschaute er meine aufgesetzte Gelassenheit, was Tate anging, und zweitens glaubte auch er nicht an Tates Schuld.
Weine.
Das Wort schoss mir in den Kopf, als hätte es mir jemand ins Ohr geflüstert. Mencheres' stahlgraue Augen blickten unver wandt in meine. Ich fuhr schockiert zurück, gehorchte aber. Was mir nicht schwerfiel, weil ich innerlich nach wie vor ziemlich aufgewühlt war.
Ich verdrückte also ein paar dicke, fette Krokodilstränen, die mir dramatisch über die Wangen kullerten. Ich gab mich schwach. Manchmal war das die beste Verteidigung.
»Mein Erschaffer Tenoch hatte eine ähnliche Gabe«, erklärte Mencheres. »Er konnte seinen Körper verdorren lassen, um den Leuten vorzugaukeln, er wäre tot. Als ich meine Macht mit dir geteilt habe, hast du offensichtlich mehr von mir geerbt, als ich dachte, Bones. Bei Tenoch dauerte es Tage, bis er sich von den Auswirkungen erholt hatte; du kannst von Glück sagen, wenn du deine volle Stärke in zwei Wochen wiedererlangst.«
Mencheres erhob sich, anmutig und würdevoll. »Der Verräter ist bei uns in sicheren Händen. Du brauchst jetzt Blut und Schlaf.
Bis du wieder völlig gesund bist, wird niemand erfahren, dass du überlebt hast. Bitte nimm mein Gemach. Es ist schalldicht. Dort werden dich die Geräusche im Haus am wenigsten stören.«
Bravo! Am liebsten hätte ich Beifall geklatscht, aber ich hü tete mich, mir etwas anmerken zu lassen. Du durchtriebener Mistkerl, am Ende fange ich noch an, dich zu mögen.
Der Glaubwürdigkeit halber schniefte ich: »Bring mich ins Bett, Bones. Ich bin so müde.«
Bones stand auf und hob mich in einer geschmeidigen Bewe gung hoch. »Mencheres, zeigst du mir den Weg?«
Bones trug mich aus dem Zimmer. Als wir an meiner Mut ter vorbeikamen, die die ganze Zeit vor der Tür herumgelun gert hatte, blieb Bones stehen und schenkte ihr ein boshaftes Lächeln.
»Hast wohl geglaubt, du wärst mich endlich los, was?«
Sie öffnete den Mund, zögerte und schloss ihn dann wieder.
Als sie dann auch noch aus dem Weg ging, ohne dass man sie mit Gewalt hatte zwingen müssen, war meine Überraschung komplett. Für ihre Verhältnisse war das ein Zeichen überschäu mender Wiedersehensfreude.
»Widerliche Bestie«, rief sie Bones noch hinterher, als wir schon fast außer Sichtweite waren.
Bones schnaubte belustigt, ohne seine Schritte zu verlang samen. »Freut mich auch, dich wiederzusehen, Justina.«
Mencheres folgte uns in das große Schlafzimmer, weil er an geblich noch ein paar Sachen brauchte.
»Ich hole noch schnell was, dann
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