Gefährtin der Dämmerung
leichte Anfangsschwierigkeiten miteinander gehabt - okay, ziemliche Anfangsschwierigkeiten wäre zutref fender -, doch meine Mutter und Don waren meine einzigen Verwandten.
»Willst du was frühstücken«, erkundigte ich mich bei Don und wies mit einer Handbewegung auf die vielen abgedeckten Speisen am Herd. »Hat alles Rodney gemacht. Ich wusste gar nicht, dass ich so viel Essbares im Haus habe.«
Don bedachte die Gerichte mit einem skeptischen Blick, der Rodney zum Lachen brachte.
»Alles rein vegetarisch, nach ghulischen Begriffen«, ver sicherte er Don. »Nur Zutaten, die man auch in jedem Super markt finden würde.«
Noch immer nicht ganz überzeugt, machte sich Don einen Teller zurecht und stellte ihn vor sich auf den Tisch. Ich sah zu, wie er einen ganz kleinen Bissen nahm, schluckte ... und sich dann eine größere Portion auf die Gabel lud. Ja, Rodney war ein ausgezeichneter Koch.
Bones' Handy klingelte. Er entschuldigte sich und ging ins Nebenzimmer, wo ich ihn mit leiser Stimme reden hörte. Ich bekam nur ein paar Worte mit, da Juan und Cooper sich inzwi schen mit Don über den neuen Stützpunkt unterhielten. Alles so kurzfristig über die Bühne zu bringen war eine ziemliche Herausforderung.
Bones kam zurück und klappte das Handy zu. Seine Schul tern wirkten plötzlich verspannt.
»Was ist denn?«, wollte ich wissen.
»Ich muss heute Abend noch weg, Kätzchen, aber es ist nichts Ernstes.«
»Mit wem hast du telefoniert? Und was genau ist eigentlich los?«
Bones schien seine Worte sorgfältig zu wählen. »Mein Ahn herr Mencheres hat angerufen. Er hat sein Kommen angekün digt.«
Ich seufzte. »Mach es nicht so spannend, Bones. Wohin will er kommen? Was passiert nachher?«
Alle anderen Vampire taten, als hätten sie plötzlich großes Interesse an unserem Mobiliar entwickelt. Bones machte ein undurchdringliches Gesicht.
»Ich ersuche alle Vampire aus meiner und Ians Sippe sowie anderer bedeutender Clans, Max' Folterung beizuwohnen.«
Ich stutzte. »Du trommelst Gott und die Welt zusammen, nur um meinen Vater öffentlich fertigzumachen?«
»Wer auch immer Max und Kalibos unterstützt hat, hatte keine Angst vor dem, was ich tun würde, wenn du gefoltert, er mordet und zerstückelt wirst. Es gibt also offensichtlich Leu te, die das alles nicht kümmert, oder die der Meinung sind, ich wäre verweichlicht. Aber bald wird jeder sehen, was denen wi derfährt, die versuchen, dir zu schaden.«
»Klingt ganz logisch«, bemerkte Don. »Ein warnendes Bei spiel zur Abschreckung für andere. Aber wenn du Max heute Nacht umbringst, Bones, zögerst du einen weiteren Anschlag nur hinaus, selbst wenn du ihn vorher buchstäblich durch die Hölle gehen lässt. Hinterher weißt du immer noch nicht, wer noch in die Sache verwickelt ist, und das solltest du wissen, wenn du verhindern willst, dass so etwas noch einmal geschieht.«
»Ganz richtig, alter Knabe«, pflichtete Bones ihm bei. »Aber ich werde Max nicht umbringen. Ich werde ihn am Leben lassen und den Ausdruck grausame und unübliche Bestrafung neu de finieren. Töten werde ich Max erst, wenn er völlig am Ende ist.
Und bis dahin wird er vermutlich jahrelang täglich leiden müs sen. Ich für meinen Teil hoffe, es dauert Jahrzehnte.«
Auf Bones' unbarmherzige Worte hin wurde Dons Gesicht aschfahl. Rodney, Spade und die drei anderen Vampire wirkten unbeeindruckt.
Meine Mutter starrte Bones an. Dann lächelte sie. »Also das muss ich mir ansehen.«
»Du bist ja wohl ...«, begann ich, aber Bones hob die Hand.
»Warte, Kätzchen, das ist eine Sache zwischen deiner Mutter und mir. Justina, falls du kommst, bist du die einzige Sterbliche dort, das ist dir hoffentlich klar. Beleidigen darfst du lediglich den Delinquenten. Schaffst du das?«
Meine Mutter warf ihr Haar zurück. »Darauf habe ich lange gewartet. Ich schaff's. Hand drauf.«
Bones schlug ein, und so berührte sie zum ersten Mal aus freien Stücken einen Vampir. Zu ihrer Ehrenrettung sei gesagt, dass sie die Hand hinterher nicht an ihrer Kleidung abwischte.
»Also abgemacht. Juan oder Cooper, einer von euch muss auch mitkommen. Ihr könnt den anderen Teammitgliedern be richten, was sie erwartet, wenn sie je Lust verspüren sollten, Cat zu hintergehen. Don, du gehst nicht hin. Du musst der Be strafung deines Bruders nicht beiwohnen.«
Oh-oh, dachte ich gerade, doch da war meine Mutter auch schon aufgesprungen. »Max ist dein Bruder?«, wandte sie sich in ätzendem Tonfall an Don.
Der
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