Gefährtin der Dämmerung
Beinen zu werden.
Mir war klar, dass Mencheres' Blut ihn nicht im eigentlichen Sin ne nährte, sondern ihm mit jedem Zug pure Macht einflößte. Die glitzernden Sterne auf Mencheres' Haut übertrugen sich nun mit der gleichen Natürlichkeit auf Bones, mit der Sand Meerwas ser aufnimmt. Der Anblick war wundervoll - und beängstigend.
Mit einem Mal lag ein Summen in der Luft, das sich in Se kundenbruchteilen zu einem donnernden Lärm steigerte. In stinktiv hielt ich mir die Ohren zu, während Bones rückwärts taumelte und plötzlich erschlaffte. Ich stürzte nach vorn, fing ihn auf und ließ ihn langsam zu Boden gleiten. Mencheres er ging es nur unwesentlich besser. Zwei seiner Männer ergriffen ihn, als ihm der Kopf auf die Brust sank und er zu schwanken begann, als wäre er nur noch knapp bei Bewusstsein.
Ich hielt Bones auf meinem Schoß umarmt. Unsere Eskorte bildete einen schützenden Kreis um uns und gab der Menge in knappen Worten zu verstehen, dass jeder, der sich uns näherte, getötet würde. Das war keine Übertreibung. All unsere Wachen waren mit Silber bewaffnet. Ich ebenfalls. Ich trug es in den Beinholstern unter meinem roten Kleid.
Mencheres hatte sich wieder so weit im Griff, dass er »mein Blut, aus freien Stücken gegeben und als Beweis meiner Auf richtigkeit angenommen« murmeln und seine Zähne in den Hals des Sterblichen schlagen konnte, der ihm zu diesem Zweck gebracht worden war. Ich sah nicht weiter zu, sondern streichel te Bones' Gesicht, während ich darauf wartete, dass er wieder zu sich kam.
Ein paar Minuten später war es so weit. Ich merkte es an dem plötzlichen Energieschub, der mich bereits zusammenzucken ließ, als Bones' Lider noch nicht einmal flatterten. Mit einem Mal war nichts Vertrautes mehr an ihm. Die vibrierende Ener gie, die normalerweise von ihm ausging, war nicht einfach nur mehr geworden - sie wuchs und wuchs, bis er sich anfühlte, als wollte er hier in meinen Armen in Stücke springen.
Im nächsten Augenblick schloss sich seine Hand um meine, und ich fuhr zurück. Es war, als hätte ich meine Faust in eine Steckdose gerammt.
»Verflucht noch mal, Süße, was für ein Unterschied«, waren seine ersten Worte.
Vorsichtig berührte ich ihn noch einmal. »Alles okay mit dir?«
Eine ziemlich dumme Frage, wenn man die knisternde Ener gie bedachte, die fast wie Funken in meinen Arm schoss, aber ich konnte nicht anders.
Er nickte und öffnete die Augen. »Ja, ziemlich. Genau genom men ging's mir noch nie besser. Außer wenn wir allein waren.«
Schwein. Jetzt wusste ich, dass er noch der Mann war, in den ich mich verliebt hatte. Sein Energieniveau hatte sich vielleicht verändert, aber sonst war er der Gleiche geblieben. Fast war ich erleichtert festzustellen, dass er noch immer nur das eine im Kopf hatte.
»Dann rück mal von mir runter, dein Ellenbogen drückt mich in die Niere ...«
Etwas an seinem Gesichtsausdruck brachte mich dazu, mich mitten im Satz zu unterbrechen. »Was?«, erkundigte ich mich.
»Hast du gerade Schwein zu mir gesagt?«
Ich erstarrte. Hatte ich das etwa laut ausgesprochen ?
»Verdammte Scheiße, nein, hast du nicht!«, beantwortete er seine eigene Frage und sprang in einer geschmeidigen Bewe gung auf.
Grundgütiger, er konnte jetzt Gedanken lesen ? Das hatte nun wirklich keiner von uns beiden kommen sehen.
Bones zog mich hoch und küsste mich. So viel ungezügelte Energie ging von ihm aus, dass es fast schmerzhaft war, als seine Zunge in meinen Mund glitt, dann aber war es ein gutes Gefühl.
Ein sehr, sehr gutes.
»Pst«, zischte er in mein Ohr, nachdem sein Mund sich lang sam von meinem gelöst hatte.
Den Grund für die Geheimniskrämerei konnte ich mir na türlich leicht denken. Hier waren alle möglichen Leute versam melt, und solange Bones' Feinde nicht wussten, dass er nun Gedanken lesen konnte, würden sie auch nicht befürchten, er könnte die Fähigkeit gegen sie einsetzen.
Ich sag ja nichts. Aber wir beide werden uns noch einmal über diese Sache unterhalten müssen. Es geht schließlich nicht an, dass du von jetzt an ständig in meine Gedanken eindringst, wenn dich die Neugier packt.
»Ahh!«
Ein Keuchen war mir entfahren, als er mich urplötzlich in den Hals gebissen hatte. Muttergottes, mir wurden die Knie weich. Bones stützte mich, als mich im nächsten Augenblick alle Kraft verließ.
Wir hatten abgesprochen, dass er, wenn alles vorbei war, ein bisschen Blut von mir saugen würde. Er war jetzt zwar mit Vampirsaft
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