Gefährtin der Dämmerung
noch mal passiert, komme ich wieder.«
Zweihundert Augenpaare starrten uns an, und die Besitzer der meisten hatten keinen Herzschlag. In mir verkrampfte sich alles. Immerhin konnte niemand wissen, wie diese Sache aus gehen würde. Das Ganze konnte sehr schnell sehr ungemütlich werden.
Bones streckte mir die Hand entgegen, um mir von der Theke zu helfen, woraufhin ich meine schauerlichen Trophäen fallen ließ und seine Hand ergriff.
Ein paar Leute hatten ihn vielleicht erkannt oder konnten sich denken, wer er war. Vielleicht waren sie auch einfach nur gleichgültig. So oder so traten die Gäste, sterbliche wie unsterb liche, einer nach dem anderen zur Seite, bis der Weg zur Tür frei war. Bones setzte mich ab, und wir gingen gemeinsam un gehindert zum Ausgang.
»Un...glaub...lich«, murmelte Tate, als wir auf dem Park platz angekommen waren.
»Was mal wieder zeigt, wie viel du noch zu lernen hast«, ant wortete Bones.
13
Am nächsten Tag fuhren Bones und ich zu Denise. Wegen der Vorbereitungen zu Tates Verwandlung und dem ganzen Durch einander nach meiner Entführung hatte ich meine Freundin eine Weile nicht gesehen. Und so war es schön, einfach mal wieder entspannt mit ihr zusammen sein zu können. Außer dem wusste Denise alles über mich, Bones, Vampire, Ghule und sogar den Krieg, in dem wir uns befanden. Immerhin hatte ich sie anrufen müssen, um ihr zu erklären, warum es so dringend notwendig war, dass sie umzog. Wie ich Don kannte, hatte der nämlich sie und ihren Mann Randy ohne Angabe irgendwel cher Gründe angewiesen, die Koffer zu packen.
Ihr neues Haus lag am Stadtrand von Memphis. Glücklicher weise konnte Randy als privater Softwareberater überall ar beiten, denn ich hätte es schrecklich gefunden, wenn er durch mich seinen Job verloren hätte. Denise hatte ihre Arbeitsstelle kurz nach der Hochzeit aufgegeben, sodass ich auch wegen ihr kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Die beiden hatten zwar nichts dergleichen erwähnt, aber ich hatte den Eindruck, sie wollten ein Baby. Das würde jedenfalls Denises plötzliches Interesse an Dingen erklären, die sie zuvor nie interessiert hat ten. Heute zum Beispiel kochte sie für uns, statt das Abendessen kommen zu lassen. So kannte ich sie gar nicht.
»Schmeckt echt toll«, lobte ich sie und nahm mir noch ein Stück Schmorbraten. »Wir werden Weihnachten auch bei euch feiern müssen. Du weißt ja, dass ich sogar Wasser anbrennen lasse.«
Denise grinste. »Du kannst doch Rodney kochen lassen, wenn ihr bei euch feiert. Sagtest du nicht, er wäre ein ausgezeichne ter Koch?«
»Doch, doch«, antwortete ich mit vollem Mund. Dann hob ich den Kopf. »Bones, wie gefährlich wäre es, wenn wir eine Weihnachtsfeier veranstalten würden?«
Er dachte über meine Frage nach. »Wir könnten nur ein paar Leute einladen, aber ich glaube nicht, dass das ein großes Risi ko wäre.«
Ich schluckte, als die Idee in meinem Kopf Gestalt annahm.
»Ich habe so etwas noch nie gemacht. Meine Großeltern waren nicht gerade vergnügungssüchtig, und in der Zeit ohne dich hat te ich auch keine große Lust zum Feiern. Unser Gästehaus ist fer tig, wir haben also jede Menge Platz. Wenn wir schon nicht hei raten können, sollte eine kleine Weihnachtsfeier wenigstens drin sein. Das wird unser erstes gemeinsames Weihnachten, Bones.«
Er lächelte mich an. »Das ist ein wunderbarer Anlass zum Feiern, und Rodney freut sich bestimmt riesig, wenn er für uns kochen kann. Das ist seine große Leidenschaft.«
Denise klatschte in die Hände. »Oh, das wird so cool. Ich habe Weihnachten noch nie mit Toten gefeiert!«
Randy verdrehte die Augen, aber Bones lachte nur. »Ja, inte ressanter als eine Mitternachtsmesse dürfte es schon werden, möchte ich meinen.«
»Wir müssen auch meine Mutter einladen«, sagte ich. »Wir sind ja ganz in ihrer Nähe. Wie lange braucht man bis zu Rod ney? Eine Stunde?«
Bones nickte. »Ja. Willst du sie nachher besuchen?«
Ich überlegte. Wenn sie herausbekäme, dass ich ganz in der Nähe gewesen war, ohne ihr einen Besuch abzustatten, würde ich meines Lebens nicht mehr froh werden. Okay, meine Ent scheidung war gefallen.
»Wir schauen mal bei ihr vorbei. Daheim wird sie ja sein. Die Frau geht nie aus.«
»Wann ist ihre neue Wohnung denn so weit?«, erkundigte sich Denise.
»Nächste Woche. Ich denke, Don hat sich absichtlich so viel Zeit gelassen. Sie bei Rodney unterzubringen ist seine Art, sich für den ganzen Ärger zu rächen, den sie
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