Gefährtin der Dämmerung
betreten, verließen Don und meine Mutter den Tisch. Zusammen mit Dave, Cooper und Juan, die ebenfalls Grund hatten, den Vampir mit den kastanienbraunen Haaren zu verabscheuen, drückten sie sich in der Nähe der Ve randa herum.
»Nanu, Cat, du kommst mir nervös vor«, wandte sich Ian provozierend an mich, als mein Schweigen allmählich auffiel.
»Du bist mir doch hoffentlich nicht immer noch gram, weil ich letzten Sommer deinen Ex-Freund entführt habe?«
Ich widerstand dem Drang, meinen Teller nach ihm zu wer fen. »Natürlich nicht, Ian. Es ist bloß so, dass Bones und ich um diese Uhrzeit normalerweise ficken wie die Kaninchen, da wer de ich schon mal ein bisschen ungeduldig, wenn ich so lange auf meine Action warten muss.«
Ian fand das gar nicht lustig. »Hast du nichts dagegen, dass sie mich beleidigt, wenn ich euch einen Freundschaftsbesuch abstatte, Crispin?«, wandte er sich an Bones.
Der zog die Brauen hoch. »Du bist nicht im Geringsten belei digt, und zu erwähnen, mit welchen Mitteln du versucht hast, Cat zu zwingen, sich deiner Sippe anzuschließen, war äußerst unhöflich. Lass uns nicht mehr davon reden.«
Die Worte waren milde - Bones' Blick war es nicht. Seine Augen waren schon ganz grün.
Ian lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sieh dich nur an, mein Freund. Gleich fährst du die Krallen aus, und dabei habe ich kaum etwas Böses gesagt. Erst dachte ich, du hättest mir Cat aus purem Trotz weggeschnappt, aber so ist es nicht, oder ? Aus gerechnet dich hat die Liebe übermannt.«
Die beiden kannten sich seit über zweihundertzwanzig Jah ren, hatten gute und schlechte Zeiten miteinander verbracht.
Um den Tisch herum schien die Luft stickig zu werden.
»Du bist doch nicht bloß gekommen, um mit mir über meine Frau zu sprechen?«
Ian beugte sich vor. »Nach dem, was Max ihr angetan hat, hast du jedem blutige Rache geschworen, der darin verwickelt war. Warum sollte ich nicht erst sehen wollen, wie viel sie dir bedeutet, bevor ich mich noch weiter aus dem Fenster lehne, als ich es schon getan habe? Wärst du nur aus verletztem Stolz so wütend gewesen, na ja ...« Mit einer wegwerfenden Hand bewegung ließ Ian den Satz unvollendet. »Warum mich und die meinen wegen eines angeknacksten Egos in Gefahr bringen?«
»Kannst du dich noch daran erinnern, wie ich dir ein Sil bermesser ins Herz gestoßen habe, Ian?«, erkundigte ich mich munter. »Du glaubst gar nicht, wie oft ich mir gewünscht habe, ich hätte es damals umgedreht. Du sprichst von angeknackstem Ego angesichts der Tatsache, dass ich entführt, gefoltert und fast umgebracht worden wäre? Fick dich ins Knie!«
»Ich will dein Leid nicht kleinreden, Cat«, antwortete Ian prompt. »Ich bringe lediglich mein Interesse an Bones' Reakti on darauf zum Ausdruck. Max hat seine Strafe verdient, aber sie hätte die kluge Antwort eines Anführers sein können, der zeigt, dass er nicht alles mit sich machen lässt. Du verstehst den Unterschied?«
Ian sah mich aus seinen durchdringend türkisblauen Augen an. Er war ein berechnender Mistkerl, das wusste ich aus Er fahrung, aber es musste mehr in ihm stecken, als mir bewusst war. Sonst hätte Bones ihm schon vor Jahrzehnten das Licht ausgeknipst.
Bones neigte den Kopf. »Du hast deine Antwort, Ian. Meine Reaktion ist absolut persönlich, wenn es um sie geht.«
»Ein Glück für dich, dass Mencheres seine Sippe mit deiner vereinigt und dir zusätzliche Macht verliehen hat. Und wo wir gerade von deiner neuen Allianz sprechen; es geht nicht in mei nen Kopf, warum Mencheres dich mir vorgezogen hat. Schließ lich bin nicht ich es, der mit seiner Frau geschlafen hat.«
Ich erstarrte, und Bones stieß einen üblen Fluch aus. Ian, dem mein Gesichtsausdruck nicht entgangen war, fing an zu lachen.
»Hat Crispin dir das etwa nicht erzählt? Keine Ahnung, wa rum. Das war schließlich noch, bevor deine Eltern überhaupt geboren waren.«
Ich stand vom Tisch auf. Ich würde darüber nicht in Ians Ge genwart diskutieren. Bones folgte mir, als ich auf die Veranda ging. Endlich allein mit ihm, machte ich ihm die Hölle heiß.
»Warum? Ich weiß ja, dass du dir bei deinem Herumgehu re nicht viel gedacht hast, bevor wir uns kennengelernt haben, aber Patra war die Frau deines Urahns!«
Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Ich wusste noch nicht, wer sie war, als es passiert ist. Das Verhältnis zwischen Mencheres und Patra war schon angespannt, bevor ich zum Vampir wurde. Vor einigen Jahrzehnten lernte
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