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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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habe.«
    Ich blinzelte verwirrt. »Ach, das.«
    »Ja, das«, grollte Sucher und bog sich zurück. »Du lenkst ab, ich hol den Jungen raus.«
    Er verschwand, und das Vakuum, das er hinterließ, wehte kühl über mein Gesicht. Ich spürte es auch in meinem Herzen. Ein kleiner Schmerz. Ein beunruhigender, winziger Schmerz.
    Rohw packte meine Hand und zog.
    »Der Junge«, sagte Zee.
    Ja, Byron. Jack. Ich sah sie an, suchte die Geheimnisse in ihren alterslosen Augen. »Ihr habt euch noch nie für ein Kind interessiert. Warum also jetzt - und für ihn?«
    Zee zögerte. »Keine Zeit.«
    Wir hatten nie Zeit. Was für eine schöne Ausrede. Ich warf ihm einen bissigen Blick zu und ging weiter die Treppe hinunter, vorsichtiger jetzt. Obwohl ich mein Kommen auch nicht verheimlichte. Als ich das Wohnzimmer betrat, spielte ich die Überraschte.
    Was nicht so schwierig war.
    Byron sah ich zuerst. Er saß am Rand der Couch und sah aus, als hätte er einen Pferdehuf ins Gesicht bekommen, das bandagiert und geschwollen war. Die Arme hatte er vor den Rippen verschränkt. Seine Augen weiteten sich, als er mich sah, aber nur kurz. Sofort breitete sich wieder die dumpfe, resignierte Furcht in ihnen aus, ein Anblick, der ein panisches Kribbeln in mir bewirkte.

    Jack saß nicht weit entfernt auf dem Klavierschemel und zappelte herum. Er war ziemlich blass. Ich begegnete kurz seinem Blick, er nickte unmerklich. Er wirkte alt und listig … wie ein Wolf.
    Großvater. Meine Familie. Diese Worte bedeuteten mir so viel. Sie waren Musik in meinem Kopf.
    Großvater .
    Edik Bashmakov saß zwischen ihnen und hielt Byron eine Pistole an den Kopf. Seine Hand war ruhig, sein Finger lag auf dem Abzug. Ich wusste nicht, wie lange sie schon so gesessen hatten, aber ich vermutete, dass Edik bald müde wurde. Zombies waren nur so stark wie ihre Wirte, und Edik war ein alter Mann, der aussah, als wäre der einzige Sport, den er je machte, Bleistifte herumzuschieben.
    »Edik!«, stieß ich heiser hervor. »Seien Sie doch kein Idiot! Lassen Sie den Jungen in Ruhe!«
    Der Zombie senkte das Kinn, die Brille rutschte ihm die Nase herunter. »Ich muss mich entschuldigen, Jägerin, aber ich handele auf Geheiß meiner Königin, und genau das hat sie angeordnet.«
    Ich hob eine Braue. »Sie hat also befohlen, einem Jungen eine Pistole an den Kopf zu halten? Sie hat befohlen, dass Sie sich wie ein Köder benehmen? Das ist eine Selbstmordmission, Edik! Hierherzukommen? Vor Sonnenaufgang, wenn die Jungs noch wach sind? Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?«
    Der alte Zombie sagte nichts, aber sein angespanntes Schweigen verriet, dass er sich ohne Zweifel unwohl fühlte. Er wollte nicht hier sein. Und er wollte auch Byron keine Waffe an den Kopf halten. Seine Aura war mächtig aufgewühlt, funkelte und sprühte so heiß und hell, dass ich den Zombie aus einer Meile Entfernung schon hätte sehen können. Ich sah Jack an, der jedoch
nur Augen für den Jungen hatte. Er starrte ihn an, als versuche er durch die bloße Willenskraft, den Jungen zu stärken.
    Byron sah aus, als würde er sie dringend brauchen. Er schien kaum zu atmen, beobachtete mich. Bannte mich mit dem Blick seiner alten Augen. Ich trat zur Seite und drehte mich um, deckte meine rechte Körperhälfte. Mal rollte sich in meine Hand. Edik konnte den kleinen Dämon nicht gesehen haben, aber seine Augen verdunkelten sich.
    »Eine Chance«, flüsterte ich dem alten Zombie zu, während ich mir die Position von Byrons Kopf in Relation zu den Lampen im Raum merkte. »Verschwinde oder stirb.«
    »Besser jetzt als später«, erwiderte Edik zitternd. »Wenn der Schleier erst gefallen ist, wird es keinen schnellen Tod geben, für keinen von uns.«
    »Ah!«, stieß ich hervor. »Du Feigling.«
    »Nicht aus freiem Willen«, antwortete er, und ich sah, wie Jack die Augen schloss. Selbst Byron runzelte die Stirn. Er hatte nicht so viel Angst, dass er nicht zuhörte. Oder dass Ediks Worte ihn verwirrten.
    »Abgemacht, Edik«, sagte ich und drückte Mals Schwanz. Er tschirpte einmal, verschwand aus meiner Hand und …
    … tauchte, von Byrons Haar verdeckt, wieder auf. Und hatte sein Maul über die Mündung der Waffe geschoben. Edik zuckte zusammen und drückte ab.
    Der Knall war ohrenbetäubend, aber Mal schluckte die Kugel und beschützte Byron. Der Junge schrie, schloss die Augen, warf sich von der Couch und schlug die Hände über die Ohren. Mal hing in der Luft, baumelte von der Mündung der Waffe herunter, als

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