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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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mein Großvater?«
    Es war mir so herausgerutscht. Ich konnte nicht anders. Jean Kiss blieb stehen und warf mir einen langen, undeutbaren Blick zu. »Hast du einen Mann?«
    Ich zögerte. »Ja.«
    »Liebst du ihn?«
    »Mehr als alles andere.«
    »Armes Mädchen«, antwortete sie prompt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Du hast Jack geliebt. Ich habe ein Foto gesehen.«
    »Ich liebe ihn immer noch«, gab meine Großmutter zu und überraschte mich damit. »Es ist schwer, ihn nicht zu lieben. Aber es gibt einen Grund, weshalb wir nicht zusammen sind.«
    »Es ist nicht sicher. Ich weiß.«
    »Nein, du weißt es nicht.« Jean Kiss drehte sich einmal um sich selbst und blickte dann auf das Lager hinter uns. In weiter Ferne sah ich Gestalten auf Pferden. Ich stellte mir vor, wie eine Vierzehnjährige uns beobachtete. Und fragte mich erneut, ob das hier Wirklichkeit war.

    »Ich war nur einmal mit einem Mann zusammen. Und hatte seitdem nie wieder einen.«
    »Jack«, sagte ich.
    »Alter Wolf«, murmelte sie und musterte mich scharf. »Du weißt, was er ist, oder?«
    »Ein Avatar.« Ich suchte nach den richtigen Worten, beschloss, geradeheraus zu sein. »Sie sind wie Dämonen. Ergreifen Besitz von Leuten. Manipulieren.«
    »Das tun auch manche Menschen. Belüg dich nicht selbst.« Jean Kiss trat dicht zu mir. Ihr Blick glitt suchend über mein Gesicht. »Die Grenzen sind immer verschwommen, Liebes. Du weißt, was die Menschen sich antun, einfach nur, um ein Bedürfnis zu befriedigen. Sie rechtfertigen es, sie lobpreisen es, sie sanktionieren die schlimmsten Verbrechen als geeignete Mittel, nur um zu bekommen, was sie wollen. Wie kannst du den Dämonen vorwerfen, dass sie dasselbe tun? Oder den Avatars?«
    »Auf wessen Seite stehst du?«
    »Auf meiner. Unserer. Wir sind die Bannwächter, Maxine. Wir sind der Hammer und das Herz, und in diesem Spiel gibt es keinen Raum für absolute Wahrheiten. Es gibt nur das Richtige. Und du weißt, was das ist, tief in deinem Bauch. Du weißt es.«
    »Ich weiß gar nichts.«
    Jean Kiss packte meinen Arm. Ihre Berührung war wie ein elektrischer Schlag, eisig. »Wage nicht, dich zu bemitleiden. Was wir tun, ist ein Privileg. Eine Ehre.«
    »Und wenn wir nicht genug sind?« Meine Wangen glühten. »Der Schleier fällt.«
    Großmutter lockerte ihren Griff nicht. »Dann fällt er eben. Spielt keine Rolle. Die Welt wird verschlungen. Macht auch nichts. Es zählt nur, dass du kämpfst. Lebst. Atmest. Überlebst. Ein Baby bekommst, und dafür sorgst, dass sie auch eines bekommt. Du lehrst sie zu kämpfen. Du kämpfst selbst. Du gräbst
in dein Herz, tief, und stößt die Schlächter zurück. Du kümmerst dich um das, worum du dich kümmern kannst, und wann du es kannst. Aber du gibst nicht auf. Respektiere dich also. Und setze nie herab, was du bist.«
    Ihre Augen glühten. Ihre Berührung war unheimlich. Ich war mir nicht sicher, ob sie mich inspirierte oder doch eher beschämte, aber ich fühlte nichts dergleichen, als sie mich plötzlich in die Arme schloss, und ihren Mund an mein Ohr legte. Sie hatte ungeheure Kraft, war warm, roch nach Pferden, Gras und Rauch.
    »Ich weiß, was du bist«, flüsterte sie. Es überlief mich eiskalt. »Dasselbe wie Jolene, nur stärker. Ich fühle es. Der Schleier wird schwach, und ein Teil von uns auch. Mauern um unsere Herzen, die niemals einstürzen sollten. Aber sie tun es doch. Und zwar schneller, jetzt schon. In deiner Zeit noch schneller, vermute ich. Also denk immer an eines, Maxine Kiss. Bleib dir treu. Denn dies hier«, Jean Kiss legte eine Hand auf mein Herz. »Dies ist es, was die Welt niederreißt. Oder rettet.«
    Sie drückte ihre Lippen auf meine Wange und schob mich dann zurück, damit sie mich ansehen konnte. Ich sah den Schmerz in ihren Augen, eine tiefe Trauer, und eine Entschlossenheit, um deretwillen ich sie noch mehr liebte, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Diese Frau, die für mich tot gewesen war. Bis jetzt.
    Großmutter nahm mein Handgelenk, und ihre Finger glitten über den Eisenring. Sie schloss die Augen und bewegte die Lippen. Ich starrte sie an, atemlos, versuchte meine Hand wegzuziehen, und stockte, als mir schwindelte.
    »Was tust du da?«, murmelte ich. »Hör auf.«
    »Ich schicke dich nach Hause«, flüsterte sie. »Grüß Jack von mir. Sag ihm, dass ich seinen Tee vermisse.«
    »Nein, ich bin noch nicht dazu bereit.«

    »Du bist meine Enkelin.« Jean Kiss’ Stimme klang schwächer, weiter entfernt. »Du bist immer

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