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Gefaehrtin Der Daemonen

Titel: Gefaehrtin Der Daemonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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einigermaßen beeindruckt.
    Großmutter blies mir den Rauch ins Gesicht. »Du stellst ein ziemliches Problem dar, meine Liebe.«
    Der Rauch duftete beißend, aber angenehm. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich weiß nicht einmal, ob das hier ganz wirklich ist.«
    Sie knurrte, lehnte sich auf einen Ellbogen, entspannt wie eine Raubkatze, die ihre Krallen eingezogen hatte. »Ein Mann hat mir mal erzählt, dass überhaupt nichts wirklich ist. Sondern alles ist einfach nur. Und du scheinst zu glauben, dass du dich
in der Vergangenheit befindest, während ich … Ich glaube, dort zu sein, wo ich hingehöre. Tun wir also so, als wären wir alle bei Verstand und finden heraus, was mit dir los ist.«
    »Der Mann, der dir das erzählt hat«, erwiderte ich gedehnt. »Sein Name war nicht zufällig Jack?«
    Jean Kiss erstarrte. »Woher kennst du diesen Namen?«
    Ich versuchte, meine Mutter nicht anzusehen. »Ich habe ihn gefunden. Und einiges ist passiert.«
    Großmutter stand auf und sah ihre Tochter an. »Baby, geh ein Stück weg.«
    »Mom …«
    »Sofort. Bitte.«
    »Nein.« Ich stand auf und warf meiner Großmutter einen Blick zu, der sich verzweifelt anfühlte. »Gib mir eine Minute.«
    In ihren Augen zeichnete sich bitteres Verstehen ab. Ich zögerte und ging dann zu Jolene, meiner Mutter. Sie war aufgestanden und beobachtete mich argwöhnisch. Bereit, davonzulaufen. Ich sah in ihrem Gesicht die Frau, die ich kannte: jünger, weicher, aber es war schon sie. Eine Ahnung von Mut und Feuer.
    »Es war nett, dich zu treffen«, begann ich. »Pass auf dich auf.«
    »Klar.« Meine Mutter sah an mir vorbei zu Jean Kiss. Sie suchte nach einem Ausweg, nach Antworten auf die Rätsel, die ihr diese seltsame Frau aufgab, die von Kopf bis Fuß mit Zee und den Jungs tätowiert war. Tattoos, die kein anderer haben sollte. Ich musste lächeln, während gleichzeitig die Tränen in meinen Augen brannten.
    Ich schlang die Arme um das Mädchen und drückte es fest.
    »Ich liebe dich«, hauchte ich ihr ins Ohr. »Erinnere dich daran, wenn wir uns wieder begegnen. Ich werde dich immer lieben.«

    Sie schob mich weg und sah mich mit riesigen Augen an. Ich kam mir wie eine Närrin vor. Irgendwie beraubt. Aber ich bereute kein Wort. Nicht eines.
    »Geh«, sagte meine Großmutter heiser. »Jolene, Baby. Lauf etwas herum.«
    Meine Mutter zögerte und rannte dann los, wie ein Mustangfüllen. Sie rannte zu den Männern und ihren Pferden. Einer von ihnen ritt ihr entgegen, beugte sich im Galopp herunter, streckte einen Arm aus, hob sie hoch und schwang sie hinter sich in den Sattel. Sie schlang ihre Arme um seine Taille, drehte jedoch den Kopf zu uns herum, als er mit ihr zu den anderen ritt. Ich konnte nicht wegsehen.
    Großmutter trat zu mir. Rauch quoll aus ihren Nasenlöchern. Sie wirkte hart. Und hatte ihre Handschuhe ausgezogen. Ich hatte es nicht bemerkt.
    »Dich zu sehen, bedeutet, dass sie tot ist«, erklärte Jean Kiss. »Weißt du, wie ich mich jetzt fühle?«
    »Wenigstens musstest du es nicht mit ansehen.«
    »Das ist nur fair.« Sie drückte die Zigarette in ihrer Handfläche aus. »Gehen wir ein Stück, Maxine.«
    Das Gras sang im Wind. Großmutter legte ihren Messergurt ab und reichte ihn mir, während sie die Jacke aufknöpfte. Darunter trug sie eine ärmellose Leinenbluse. Sie schlang die Jacke über eine Schulter, mit ihrem Messergurt. Ihre Arme waren tätowiert. Rote Augen schimmerten auf ihrer Haut. Die Jungs zupften an ihr. Mit aller Kraft.
    Großmutter lächelte kurz. »Fühlst du das?«
    »Sie waren schon immer von sich eingenommen.«
    »Diese kleinen hinterlistigen Bälger. Jetzt mehr als früher. Andere Jägerinnen haben sie früher wie hirnlose Wesen behandelt, wie Hunde mit Zähnen. Diese dummen Hündinnen.«
    Ich starrte sie an. »Davon habe ich nie etwas gehört.«

    »Nicht?« Großmutter schnalzte mit der Zunge. »Ich nehme an, jede Mutter gibt etwas anderes weiter.«
    Ich rieb mir die Arme, versuchte, Aaz und Rohw zu beruhigen. Zee bewegte sich rastlos auf meinem Brustbein. »Warum bin ich hier?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte sie. »Was hast du getan?«
    »Ich habe einen Samenring gehalten. Meine Mut … deine Tochter …« Ich hielt inne, weil ich nicht wusste, wie ich es erklären sollte. Es gab so viel zu sagen.
    Meine Großmutter starrte in den Himmel. »Ich weiß von den Samenringen. Jack hat dir einen gegeben, nicht wahr?«
    »Ihr habt zusammengearbeitet.«
    »Das hat er dir auch erzählt?«
    »Ist er

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