Gefaehrtin der Nacht
Stimme. »Es ist deine Entscheidung. Ergib dich und wir werden sie freilassen. Kämpfe und sie werden sterben.«
Jack zögerte keinen Moment mehr. Er öffnete die Faust und entfesselte den ungezähmten Zorn der Finsternis. Er sah direkt in die Augen des Feindes, als er brüllte: »Dann lasst sie sterben!«
Bliss schrie auf, während Oliver zu dem Venator herumwirbelte, der ihn festhielt, und ihm kräftig gegen die Brust stieß. Nur Skyler stand für einen Augenblick reglos da.
Sie wusste nicht, was sie denken sollte. Sie musste Jack vertrauen. Daran glauben, dass er aus einem bestimmten Grund so reagierte. Darauf vertrauen, dass es Teil seines Planes war, sie zu opfern. Sie hatte versprochen, ihm zu vertrauen. Ganz gleich, was geschah. Sogar wenn etwas passierte, was sie nicht verstehen konnte.
»Töte sie zuerst«, spottete Jack und deutete auf Skyler. Sie starrte in Jacks wütendes, verzerrtes Gesicht. Für einen Moment hielt sie seinem Blick stand und schauderte, weil sie so viel Hass in seinen Augen sah.
Es war ein Trick. Es musste ein Trick sein. Er log – oder nicht? Sie war kurz davor, in Panik zu geraten, doch sie zwang sich, den Gedanken zu Ende zu führen. Es musste eine Lüge sein. Aus irgendeinem Grund wollte Jack sie glauben lassen, dass er sie nicht liebte.
Dann verstand sie es. Jack wusste Bescheid. Er wusste von dem Ring und der Macht, die er über ihn hatte, der Macht, die von den tiefsten Gefühlen ihrer Seele entfacht wurde: ihre Liebe zu ihm. Sie musste aufhören, ihn zu lieben. Es war das Härteste, was sie sich jemals zugemutet hatte, doch sie zwang sich dazu, betrog sich selbst, glaubte mit ganzem Herzen daran. Jack liebte sie nicht. Jack hatte sie niemals geliebt. Jack wollte ihren Tod. Jack …
Und genau wie er es beabsichtigt hatte, geriet ihre Liebe zu ihm für einen Moment ins Wanken.
Der Fluch war gebrochen und der Ring, der ihn gefangen hielt, fiel rauchend zu Boden. Im selben Augenblick vollzog sich die Verwandlung. Jack verschwand und zurück blieb nur Abbadon, der Engel der Zerstörung. Seine hässliche Gestalt bäumte sich auf und seine dunklen Schwingen schlugen gegen den Wind.
Gnadenlos packte Abbadon Skylers Bewacher, der das schwarze Schwert trug. Die Waffe verbog sich in seinen mächtigen Pranken und er zerschmetterte sie in der Luft. Dann hob er den schwachen und verwirrten Venator am Kragen in die Höhe und warf ihn in den dunklen Wirbelsturm.
Jetzt griff auch Skyler ein und drehte sich zu dem Venator um, mit dessen Auftauchen diese von Schrecken erfüllte Nacht begonnen hatte. Sie schob sich zwischen Oliver und das Schwert des Mannes und wehrte dessen blitzschnellen Hieb ab, sodass ihre Waffen in der Luft gegeneinanderstießen. Er schleuderte die Klinge zur Seite und zog ein noch längeres Schwert aus der Scheide.
Oliver, der noch immer von der Geiselnahme geschwächt war, durchfuhr ein Adrenalinstoß. Er wandte sich der ungeschützten Seite des Venators zu und verpasste ihm einen kräftigen Schlag. Der Venator wirbelte mit erhobenem Schwert zu ihm herum, doch Olivers Ablenkungsmanöver führte dazu, dass nun seine rechte Flanke ohne Deckung war.
Das nutzte Skyler aus und stieß ihm das Schwert tief in die Rüstung. Der Venator wankte zur Seite. Die Hiebe hatten ihn verwirrt und die Kraft ihres Schwertes verunsicherte ihn. Er versuchte, das Gleichgewicht zu halten, doch ein plötzlicher, unerwarteter Tritt von Bliss streckte ihn zu Boden.
Besiegt brach er zusammen.
Skyler rang nach Atem, als Jack neben ihr erschien und liebevoll eine Hand auf ihre Schulter legte.
»Wir haben es geschafft«, sagte er. »Wir sind in Sicherheit. Lass uns gehen.«
»Jack …« Sie fand keine Worte. Auch wenn die Schlacht gewonnen war, fühlte sie sich, als hätte sie ihn enttäuscht. Sie hatte nur an seiner Liebe gezweifelt, um ihm seine Kraft zurückzugeben. Doch jetzt fürchtete sie, er könnte denken, dass sie aufgehört hatte, ihn zu lieben. Das hatte sie nicht, auch nicht in dem kurzen Augenblick. Sie hatte es geschafft, den Bann zu überwinden und den Fluch zu brechen, aber ihr Herz würde immer ihm gehören.
»Ich weiß«, sagte er leise. »Und ich hoffe, du weißt auch …«
»Du musst es nicht aussprechen«, flüsterte sie. Ihr kamen die Tränen, als sie Jacks grüne Augen wieder in ihrer gewohnten Wärme glänzen sah. Es war beängstigend gewesen, an seinen Zorn und seine Gleichgültigkeit zu glauben. Es hatte an ihren tiefsten Ängsten gerührt – dass Jacks
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