Gefaehrtin der Nacht
tosendem Applaus wieder hin, als hätten die anderen Gäste des Restaurants nicht mehr der Musik, sondern nur noch seinen Worten gelauscht.
Bliss erhob sich als Nächste. »Olli, dein Auftritt wird schwer zu überbieten sein«, schalt sie ihn grinsend. »Ich möchte nur sagen, wie geehrt ich mich fühle, heute hier zu sein. Wir lieben dich, Sky, und weil wir Sky lieben, lieben wir auch dich, Jack. Passt aufeinander auf. Seid nett zueinander. Ihr habt all unsere guten Wünsche und unsere Zuneigung. Vergesst uns nicht und vergesst nicht, um Hilfe zu bitten, wenn ihr sie braucht.« Sie hielt kurz inne und einen Moment lang dachte Skyler, Bliss würde über die Gefahren sprechen, denen sie schon bald ausgesetzt sein würden. Ihre Freunde wussten, dass sie und Jack sich nach der Hochzeit trennen mussten, dass dies nur eine kleine Oase des Glücks vor einer langen Zeit der Trennung war.
Übermorgen würden sie sich alle von Italien aus auf ihre eigenen gefahrvollen Reisen begeben. Oliver flog wieder nach New York, wo Vampire auf geheimnisvolle Weise entführt wurden. Bliss begab sich auf die Suche nach den Höllenhunden. Skyler machte sich auf den Weg nach Alexandria, um das Vermächtnis ihres Großvaters zu erfüllen, und Jack ging zurück, um sich seiner Zwillingsschwester und seinem Schicksal zu stellen, um zu sehen, ob er den Kampf mit dem Tod gewinnen konnte.
Doch Bliss erwähnte nichts von dem. Sie musste es nicht: Sie alle dachten an dasselbe. Mit klarer Stimme rief sie aus: »Auf Skyler und Jack!«
Es klirrten Gläser und es wurde gelacht. Bliss umarmte Skyler fest. Skyler zog Jack in die Umarmung hinein und Bliss machte Platz für Oliver, sodass die vier in einem Kreis vereint waren.
8
Hochzeitsmorgen
F rüh am nächsten Morgen, als sie ungestört im Bett lagen, kuschelte sich Skyler eng an Jack. Sonnenlicht strömte ins Zimmer und erfüllte es mit Wärme. Heute war ihr Hochzeitstag. Sie spürte seine Hand auf ihrem Rücken, seine Haut an ihrer Haut. Sie drehte sich zu ihm und er umschlang sie mit den Armen.
Ohne ein Wort zu sagen, begann Jack ihre Wange und ihren Hals zu küssen. Dann schob er sich über sie. Heute Abend würden sie verheiratet sein.
Doch an diesem Morgen waren sie einfach nur zwei Liebende.
Nach all den Verabredungen in dem geheimen Apartment würde man davon ausgehen, sie hätten diesen Schritt schon getan. Doch sie war noch immer Jungfrau. Noch immer unschuldig, aber nicht ganz so ahnungslos wie eine jungfräuliche Braut, die nervös und zitternd zum ersten Mal in ihr Ehebett steigt. Nein. Nicht so unschuldig. Doch sie hatte damit warten wollen, hatte warten wollen, bis sie bereit dafür war, und jetzt wollte sie nicht länger warten.
Sie öffnete die Augen und sah, dass er sie musterte. Die Frage in seinen Augen beantwortete sie mit einem Kuss. Ja, mein Liebling. Ja. Jetzt.
Sie zog ihm das T-Shirt über die Brust und half ihm, sich auszuziehen. Ihre Finger strichen über seinen Körper. Er war so wunderschön und warm und gut gebaut. Und er gehörte zu ihr. Weich und anschmiegsam lag sie unter ihm. Jede Berührung erhitzte seine Haut und es war, als würden sie gemeinsam brennen, brennen vor Leidenschaft.
Sie konnte nicht atmen, sie konnte nicht denken, sie konnte ihn nur spüren – seine Küsse, seine Berührungen, sein Gewicht und seine Nähe.
Jack bohrte seine Fangzähne in ihren Hals und sie gab sich ihm hin, der Liebe und der Lust. Er nahm sie und hielt sie und als es passierte, fühlte sie sich verletzt und frei und neu.
Sie konnte nicht aufhören zu weinen. Sie war so glücklich, obwohl glücklich nicht das richtige Wort war, es war viel mehr als das.
»Was hast du, mein Schatz?«, flüsterte er. Sein schönes Gesicht war nur einen Atemzug von ihrem entfernt.
Sie zog es näher zu sich heran und küsste ihn hungrig. Es ist nichts. Nichts … rein gar nichts.
Es war wundervoll und beängstigend und ungeschickt und erregend und sie war benommen von Blut und Schmerz. Doch das Vergnügen war stärker, als sie sich hätte vorstellen können.
Heute würden sie heiraten. Heute würde sie ihm gehören. Doch das tat sie bereits.
9
Engelsbraut
B ei Sonnenuntergang betrat Skyler eine kleine Kirche im Norden der Stadt. Sie hatte den Weg dorthin allein zurückgelegt, wie es die Tradition verlangte, und mit ihren neuen Ledersandalen schritt sie leichtfüßig über das Kopfsteinpflaster. Bliss wartete bereits am Eingang der Vorhalle auf sie.
»Du siehst wie immer umwerfend
Weitere Kostenlose Bücher