Gefaehrtin der Nacht
sind hinter uns her«, erklärte Skyler. »Die Gräfin will uns töten. Sie ist ihrem Bruder noch immer treu ergeben – Luzifer.«
Bliss hatte verstanden und nickte. Sie waren nie sicher vor der Bedrohung durch den Morgenstern – sie wusste das besser als die meisten anderen.
»Skyler, kannst du Oliver in der Gedankenwelt aufspüren?«, fragte Jack. »Wir müssen wissen, wo er festgehalten wird, und du hast sein Blut in dir. Du müsstest ihn schneller finden als ich.«
Skyler schloss die Augen. Jack hatte Recht, dennoch wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie direkt in eine Falle liefen. Die Venatoren wollten , dass sie Oliver fanden. Sie hingen wie Marionetten an Fäden, aber sie hatte keine andere Möglichkeit. Sie konnte Jack nicht erzählen, was sich vorhin abgespielt hatte, ihn vor der Gefahr warnen, die von dem Ring ausging, den er am Finger trug. Sie konnte nur darauf vertrauen, dass er sich an die Bedeutung ihres Zeichens erinnerte und sie es irgendwie schaffen würden, die Venatoren zu überlisten. Sie waren schon einmal erfolgreich gewesen.
Skyler tauchte in die Gedankenwelt ein, um nach ihrem Freund und ehemaligem Vertrauten zu suchen. Olli, wo bist du? Kannst du mich hören? Keinem ihrer Freunde sollte Leid zugefügt werden, nicht Oliver, nicht Bliss, nicht ihren besten Freunden, die nach Italien gekommen waren, um ihre Hochzeit mitzufeiern. Was auch passierte, Skyler versprach, sie zu beschützen.
Oliver?
Ich bin hier.
Geht es dir gut?
Im Moment ja. Wo bist du?
Auf dem Weg, dich zu holen.
Skyler öffnete die Augen. »Sie halten ihn in der Villa Malavolta gefangen. Im Turmzimmer.«
»Ich werde gehen«, sagte Jack und zog seine Jacke an.
Skyler schüttelte den Kopf. »Nicht allein. Wir kommen mit dir.«
»Du wirst uns brauchen«, stimmte Bliss ihr zu. »Auch wenn ich jetzt nur noch ein Mensch bin.« Als sie die verwirrten Gesichter sah, winkte sie ab. »Das erkläre ich euch später. Ist eine lange Geschichte.«
Jack drehte sich zu Skyler um. »Nein, das kann ich nicht riskieren.« Ich kann dich nicht riskieren.
»Jack«, sagte Skyler sanft. Sie nahm seine Hand und betrachtete noch einmal den heimtückischen Ring an seinem Finger. »Ich bin bereits in Gefahr, mein Geliebter, und du kannst mich nicht immer vor Unheil bewahren. Ich kann mich auch selbst schützen.«
Und ich muss dort sein, um dich zu schützen, dachte sie. Doch sie konnte es weder aussprechen noch ihm in Gedanken sagen, denn die Venatoren würden es hören.
4
Der Herr der Unterwelt
J ack wusste, dass er Skyler nicht ausreden konnte, sich an Olivers Rettung zu beteiligen. Er war froh, dass sie Bliss bei sich hatte – eine Freundin, die im Notfall an ihrer Seite kämpfen würde. Doch dazu wollte er es gar nicht erst kommen lassen.
Er zeigte zur Zimmerdecke. »Sie sind direkt über uns.«
Die drei waren durch die antiken unterirdischen Tunnel der Stadt bis zur Kreuzung an der Via del Podestà und Via Bernardo Martellini gehetzt. Das florentinische Labyrinth stimmte mit dem in Lutetia überein und Jack hatte sie problemlos durch die verwinkelten und verschachtelten Gänge manövriert. Das Gebäude hatte seit dem frühen fünfzehnten Jahrhundert einer Blue-Blood-Familie gehört, die eng mit den Medicis verbunden war, und war erst kürzlich an einen unbekannten Interessenten verkauft worden. Anders als die meisten Gebäude in Florenz hatte die Villa einen Keller und die erste Etage verlief symmetrisch über der Straße. Die Tunnel führten direkt in den Keller, den sie schon nach kurzer Zeit erreicht hatten.
Jetzt befanden sie sich unterhalb des Zimmers, in dem Oliver festgehalten wurde. Während es in der physischen Welt keinen Zugang zu dem Raum gab, ohne durch den Fußboden zu brechen, existierten in der Gedankenwelt keinerlei Hindernisse. Wenn Jack einmal in die Schattenwelt eingetaucht war, würde er sich in derselben Umgebung wie die Venatoren befinden. Er könnte sie angreifen, ohne das Zimmer zu betreten.
»Es klingt, als seien dort oben Hunderte von ihnen versammelt«, sagte Skyler.
Jack nickte. Es war der perfekte Plan. Als Abbadon würde er die Venatoren in der Gedankenwelt überwältigen, während Skyler und Bliss Oliver in der physischen Welt befreien konnten.
»Jack …«, sagte Skyler. Sie biss sich auf die Lippe. »Sei vorsichtig.«
Er drückte ihre Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Ich werde bald zurück sein.«
Jack Force verschwand in der Gedankenwelt. Er hatte die Gegenwart von mehr als
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