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Gefällt dir, was du siehst?

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Titel: Gefällt dir, was du siehst? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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jedes Mal erstaunt: Die Durchläufer und „gefordert werden“, das ging bei Rothloff International schließlich auch nicht zusammen. Was nicht an mir liegt: Ich gebe jedem neuen Kollegen die Chance, sich zu beweisen – aber zugegeben: Nach zwei, spätestens drei Monaten resigniere ich und lasse mir jeden Abend die Auftragsannahmeformulare, Kundendokumentationen und andere Unterlagen vorlegen, wenn die Durchläufer sich auf den Weg in Bars, Fitnessstudios oder ihr vermutlich „total forderndes“ Liebesleben machen. So schlimm ist das nicht. Ich brauche maximal drei Stunden, um die Sachen durchzukorrigieren und Mails an die Kunden rauszuschicken, wenn noch ein paar offene Fragen geklärt werden müssen. Das ist weit weniger Arbeit, als mich auf endlose Diskussionen mit den Durchläufern einzulassen. Und Karen beschwert sich auch nicht mehr, wenn ich abends erst gegen neun, halb zehn nach Hause komme. Es gab da eine etwas unruhige Phase vor einem Jahr, aber inzwischen hat sie Verständnis für mich und fragt einfach: „Willst du noch etwas essen?“
    „Nee, war mittags in der Kantine, mir reicht ein Brot.“
    „Soll ich dir eins schmieren?“
    „Bleib liegen, Schatz, mach ich schon. Was guckst du denn da?“
    „ Grey‘s Anatomy. Kann ich aber ausmachen, wenn du etwas anderes sehen möchtest.“
    „Musst du nicht. Ich setz mich ein bisschen in die Küche und lese.“
    Karen fragt nicht, wie mein Tag war, ich will nicht wissen, wie man nahezu pausenlos diese Fernsehserie auf DVD anschauen kann. Das Geheimnis einer guten Beziehung, hat meine Oma immer gesagt, ist Klappe halten und ein schlechtes Gedächtnis haben.
    Leider ist mein Erinnerungsvermögen noch recht gut. Manchmal erinnere ich mich daran, wie es war, wenn Karen mich nach der Arbeit mit einem Lächeln auf den Lippen und ihrer frischrasierten Muschi auf dem Küchentisch liegend erwartet hat, wenn ich nach Hause kam. Eine Zeit lang weckte sie mich morgens gerne mit einem Erste-Klasse-Blowjob und mochte es sehr, wenn ich es ihr später unter der Dusche kräftig von hinten besorgte. Das hatten wir ziemlich lange nicht mehr. Ich muss morgen früh raus, und auch wenn’s peinlich ist: Ich brauche inzwischen einen extrastarken Kaffee, um vernünftig zur Arbeit zu kommen; mit wackligen Knien nach einem richtig guten Morgenfick müsste ich mir vermutlich schon einen Koffeintropf legen lassen.
    Aber ich will mich nicht beschweren. Mein Leben ist wirklich okay. Nicht aufregend, aber wer braucht schon Aufregung, wenn er Zufriedenheit haben kann. Und zufrieden bin ich.
    Glaube ich jedenfalls.
     

Zwei
    Als ich Saskia Groß zum ersten Mal sah, kam sie zielstrebig durch das Großraumbüro auf den Glaskasten zu, in dem ich sitze. Ich habe die Sitzordnung selbst festgelegt: Sechs Tische auf der linken, sechs auf der rechten Seite, dazwischen ein breiter Gang, an dessen Ende die Tür zu meinem Büro für alle offensteht. Ich mache sie wirklich nur selten zu; meiner Überzeugung nach werde ich von Rothloff International nicht dafür bezahlt, meine Ruhe zu haben. Ich muss für die Bedürfnisse und Fragen meiner Leute immer ein offenes Ohr haben.
    Saskia trug ihr Haar an diesem Abend streng aus dem Gesicht gekämmt; flüchtig schoss mir durch den Kopf, dass die Farbe in dem Spionageroman, den ich seit einigen Tagen las, vermutlich als platinblond bezeichnet worden wäre. Es war früher Montagabend, meine Mitarbeiter waren bereits vor geraumer Zeit nach Hause gegangen. Ich brütete über dem Protokoll einer Projektgruppe, in der ich mich seit einigen Wochen engagierte, um die Arbeitsabläufe im Haus effizienter zu gestalten. Frau Dr. Rothloff hatte mich persönlich in die Gruppe berufen: „Ohne Sie wird das nichts, Herr Strecker. Wir brauchen jemanden, der die Firma so gut kennt wie Sie und der gründlicher ist als alle anderen.“ Natürlich könne man mir den zusätzlichen Aufwand nicht honorieren, aber: „Wenn Sie dafür nach dem Abschluss des Projekts zwei, drei Tage Sonderurlaub nehmen wollen, dann können wir – wie immer – gerne darüber sprechen.“ Frau Dr. Rothloff wusste genauso gut wie ich, dass es zu diesem Gespräch nicht kommen würde. Aber das war okay; entweder, man macht seinen Job, oder man macht ihn nicht. Ein Nein wäre sowieso nicht in Frage gekommen; Frau Dr. Rothloff ist dafür bekannt, dass sie es nicht schätzt, wenn einer ihrer Mitarbeiter dieses böse Wort ausspricht statt des von ihr stets erwarteten Natürlich, sofort .
    „Kann ich

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