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Gefällt dir, was du siehst?

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Titel: Gefällt dir, was du siehst? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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in mein Büro und verfluchte zum ersten Mal sowohl die Glaswände als auch meine verdammte Offene-Tür-Politik.
     
    Es gibt Dinge, die ein Mann alleine machen muss – und meiner Meinung nach gehört pinkeln auf jeden Fall dazu. Deswegen benutze ich immer eine der Kabinen statt mich an die Pissoirs zu stellen; die Vorstellung, mich dort neben einem der Durchläufer wiederzufinden, war mir unangenehm. Allerdings war die Herrentoilette in meinem Stockwerk unpraktisch geschnitten; der Weg zur Kabine führte direkt an den Becken vorbei, so dass man warten musste, bis dort niemand stand, wenn man nicht Tuchfühlung aufnehmen wollte.
    Ich wollte gerade die Kabinentür öffnen, als ich hörte, wie jemand den Raum betrat und das Geräusch von zwei Reißverschlüssen, die runtergezogen wurden, anzeigte, dass ich besser noch einen Moment in der Kabine blieb. Während es losplätscherte, sagte einer der beiden Männer, dessen Stimme mir genauso unbekannt vorkam wie die andere: „Ich würd die sofort knallen.“
    „Mann, du reißt wirklich immer deine Klappe auf“, antwortete eine zweite Stimme, die wie von einem meiner Durchläufer klang, obwohl der gerade Urlaub hatte. „Bei so einem Geilteil hast du eh keine Chance.“
    „Das sagt ja genau der Richtige. Ich würd dem Fräulein Chefsekretärin ein ordentliches Diktat verpassen, das kannste mir glauben.“
    „Ich hab gehört, die leckt der Rothloff die Muschi.“
    „Spinnst du? Nie im Leben! So ein Geschoss doch nicht.“
    „Was glaubst du, wie die sonst den Job bekommen hat? Mit diesen Titten und dem Arsch hatte die doch sicher immer anderes zu tun, als ’ne Excel-Schulung zu machen. Nee, glaub mir, die schleckt der Alten die Muschel aus, aber eigentlich wartet sie nur auf mich.“
    „Vergiss es, Mann. So eine Luxusbraut fickt nur mit Abteilungsleitern.“ Die beiden lachten.
    „Na, dann wird sie hier bei uns ja nicht viel Spaß haben. Es sei denn, sie steht auf über Fünfzigjährige.“
    „Der Strecker ist doch erst Mitte vierzig“, sagte die eine Stimme. Autsch, das saß: Mein runder Geburtstag lag erst so kurz zurück, dass ich mich eigentlich noch als Enddreißiger bezeichnen könnte.
    „Der Strecker ist nun wirklich der Letzte, der so eine Hammerbraut abbekommt. Der geht doch zum Lachen in den Keller und zum ficken …“ Es folgte eine kurze Pause. „Hat der überhaupt noch ’nen Pimmel, oder steht ihm da schon ein Aktenordner?“
    Die beiden verließen lachend die Toilette. Ich starrte die Kabinentür vor mir an. Der Dienstag war wirklich ein Scheißtag.
    Dann durchfuhr es mich – das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Ich stürmte aus der Kabine, war einen Sekundenbruchteil später auf dem Flur und sah …
    … niemanden. Der lange Gang lag vollkommen leer vor mir. Irritiert kratzte ich mich am Kopf. Vermutlich waren die beiden bereits zu irgendeiner Sitzung in eines der Büros verschwunden.
    Egal. Es sollte mir sowieso nichts ausmachen, wenn zwei Proleten sich beim Pinkeln sagten, dass sie mich scheiße fanden. So etwas konnte mir zielgenau am Arsch vorbeigehen. Eigentlich.
     
    Noch einen Nachteil hat der Sitzungsmarathon am Dienstag: Man kommt zu nichts und muss seine eigene Arbeit auf den nächsten Tag verschieben. Das heißt: Die meisten Kollegen tun das. Ich gehöre nicht dazu. Ich werde nervös, wenn ich weiß, dass ein Projekt noch nicht abgeschlossen ist. Also lege ich dienstags routinemäßig eine Spätschicht ein. Was viele Vorteile hat: Es ist ruhig, niemand ruft an, die Durchläufer gehen mir nicht auf den Geist. Der Nachteil: Es ist auch niemand da, den ich fragen kann, wenn ich Probleme habe – und die habe ich regelmäßig mit dem neuen Scanner.
    Vor einigen Monaten waren bei Rothloff International neue High-Tech-Kopierer angeschafft worden, von denen ich insgeheim vermutete, dass sie untereinander kommunizierten und eines Tages die Weltherrschaft an sich reißen würden. Bis dahin musste ich aber über sie scannen – und so oft ich es mir schon von Hedi hatte erklären lassen, so oft vergaß ich es dann auch wieder.
    Unwirsch tippte ich auf dem Touch-Display herum, um in den mir zugewiesenen, Codenummer-geschützten Pfad zu gelangen, verzweifelte kurz an der Frage, wie ich die Mehrseiten-Funktion aktivierte, und fluchte, als die Maschine verkündete: Scan abgebrochen. Bitte drücken Sie Funktionstaste 3, um ins Hauptmenü zu gelangen.
    „Du verficktes kleines Drecksding“, fluchte ich leise vor mich hin.
    „Nun, ich habe

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