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Gefällt dir, was du siehst?

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Titel: Gefällt dir, was du siehst? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bernhard
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Ihnen helfen?“, fragte ich die schöne Unbekannte, als sie vor meinem Schreibtisch angekommen war.
    „Das hoffe ich.“ Sie lächelte mich strahlend an. „Es heißt, wenn man in diesem Laden irgendetwas braucht, kommt man am besten zu Ihnen, Herr Strecker. Ich bin Saskia Groß, die zweite Sekretärin von Frau Dr. Rothloff.“
    Hatte ich davon gehört, dass es diese Stelle gab? Ich war nicht sicher, stand aber sofort auf, ergriff die Hand, die mir entgegengestreckt wurde, und erwiderte den überraschend festen Händedruck. So unauffällig wie möglich nahm ich eine schnelle Bestandsaufnahme: ein rundes, aber nicht rundliches Gesicht mit großen blauen Augen und einem Mund, der entfernt an eine bekannte Schauspielerin erinnerte, die mir regelmäßig von Karens Gala entgegenstrahlte. Ich schaffte es, nicht zu lang auf ihre Brüste zu schauen, die durch den tiefen Ausschnitt des enganliegenden schwarzen Blazers betont wurden. Dass die Chefin so tiefe Einblicke in ihrem Vorzimmer duldete, erstaunte mich. Allerdings auch die Tatsache, dass ich mir darüber überhaupt Gedanken machte. Vermutlich kannte die neue Kollegin die Vorlieben der Chefin und sagte stets Ja , wenn man etwas von ihr wollte.
    Ob das nur für Frau Dr. Rothloff galt? Oder war sie eine der Frauen, die … Nein, darüber wollte ich definitiv nicht nachdenken!
    Schnell ließ ich meinen Blick über den kurzen Kostümrock, die hübschen Knie und die schlanken Unterschenkel zu den erstaunlich hohen Schuhen gleiten. Karen war eine typische Turnschuhfrau, die nie viel Wert auf High Heels gelegt hatte; umso mehr fiel mir auf, dass die Füße der neuen Kollegin durch das schwarze Wildleder energisch nach oben gehoben wurden.
    „Und?“, riss mich mein Gegenüber aus meinen Gedanken. „Zufrieden?“
    „Zufrieden?“, fragte ich irritiert zurück. „Mit was genau?“
    „Mit mir.“ Während sie ihre schwarzrahmige Brille absetzte, hob sie eine ihrer Brauen und sah mir direkt in die Augen. „Gefalle ich Ihnen? Oder ziehen Sie erst einmal jede Frau mit Blicken aus, die vor Ihnen steht, Herr Strecker?“
    „Was …“ Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen stieg. Mein Gegenüber fuhr spielerisch mit dem Brillenbügel die Kontur ihrer Unterlippe nach und ließ mich dabei keine Sekunde aus den Augen.
    „Ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor. Ich habe Sie ganz sicher nicht …“ Mit den Augen ausgezogen , wollte ich eigentlich sagen, aber das verkniff ich mir. Einerseits, weil ich auf eine solche unbegründete Anschuldigung nun wirklich nicht eingehen wollte. Andererseits, weil eine innere Stimme, die sich plötzlich in meinem Hinterkopf meldete, fragte: Und, du Schlappschwanz? Warum hast du’s nicht gemacht?
    „Entschuldigen Sie, das war ganz sicher nicht meine Absicht“, beeilte ich mich zu versichern.
    „Schade.“ Immer noch dieser offene und mehr als direkte Blick. Hoffentlich sah sie mir wirklich nur in die Augen. Meine inzwischen feuerroten Schuljungenwangen waren mir so peinlich, dass ich unwillkürlich von einem Fuß auf den anderen trat.
    „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Immerhin, meine Stimme blieb vollkommen neutral, während ich mich wieder setzte und halb zu meinem Rechner drehte, um die Information herauszusuchen, die sie suchte.
    „Ich brauche eine Telefonnummer – von einer Firma Hönsberg hier in München.“
    „Hönsberg? Sie meinen den Hausmeisterservice, den wir beschäftigen?“
    „Genau den.“
    „Und da kommen Sie zu mir?“ Ich runzelte die Stirn. „Die Nummer müssten Sie doch problemlos von Frau Zeiger bekommen können.“ Frau Dr. Rothloffs altgediente Sekretärin war sicher niemand, der Geheimnisse vor Kolleginnen hatte – und schon gar nicht solche.
    „Ach, natürlich … daran habe ich gar nicht gedacht“, behauptete Saskia Groß, beugte sich über den Tisch, stützte sich mit den Händen auf der Platte ab und sah nun gottseidank nicht mehr direkt in meine Augen, sondern nach unten. Ich folgte ihrem Blick – und verfing mich in den Tiefen ihres Dekolletés, das sie mir ungeniert entgegenstreckte. Auf der linken Brust erkannte ich ein kleines Muttermal auf der zart gebräunten Haut.
    Immerhin: Das Blut verließ meine Wangen. Geradezu sturzflutartig sogar.
    Dummerweise sammelte es sich genau dort, wohin mein Gegenüber schaute: in meinem Schritt.
    „Kein Problem, ich schicke Ihnen die Nummer“, stieß ich hervor und klickte mein Mailprogramm auf, als könne ich damit einen Schutzschirm heraufbeschwören.

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