Gefahr auf High Heels (German Edition)
schmal gebaut, spanischstämmig und trug genug Eyeliner, um Maybelline ganz allein den Umsatz zu sichern.
Passend zum Thema hatte er heute eine hautenge Jeans an, die gut fünf Zentimeter über seinen weißen Socken endete, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Lederjacke à la West Side Story . Sein tiefschwarzes Haar trug er mit Gel aus der Stirn gekämmt, und an den Füßen hatte er – kein Scherz – Rollschuhe. Er rollte heran, kam nur ein paar Zentimeter vor mir zum Stehen und lehnte sich über den Empfangstisch, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
»Schätzelein, es ist ja eine Ewigkeit her, dass du hier warst. Willst du die Farbe auffrischen?«, fragte er.
Verlegen plusterte ich mit den Händen meine Haare auf. »Nein, eigentlich wollte ich fragen, ob Dana und ich eine Pediküre haben können.«
Marco runzelte die Stirn. »Du weißt doch, dass du meinen ganzen Terminplan durcheinanderbringst, wenn du einfach so vorbeischneist, Maddie.« Er konsultierte sein großes schwarzes Buch.
»Bitte, bitte, Marco. Ich brauche heute Trost.«
»Oh?« Er hob eine aufgemalte Augenbraue. »Erzähl, Süße.«
Marco war der aktuelle Spitzenkandidat für den Titel der größten Klatschtante im ganze L. A. County. Ich wusste, wenn ich es ihm erzählte, würde es innerhalb von Minuten in jedem Blog, Yahoo! Loop und auf sämtlichen Myspace-Pinnwänden zu lesen sein. Aber da sich die Presse ohnehin bald darauf stürzen würde, dachte ich, ich könnte ihm den Gefallen tun.
»Es ist Gigi Van Doren.«
»Sie ist deine Hochzeitsplanerin, stimmt’s?«
»War.«
»War?« Auch die zweite Augenbraue wanderte nach oben. »Was ist passiert?«
»Jemand hat sie getötet.«
Marco holte erschrocken Luft und schlug sich die Hände vor den Mund. »Nein!«
»Doch. Heute Nachmittag. Ramirez und ich waren dort, um die Torte zu probieren, und haben sie gefunden.«
»Herzinfarkt?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf. »Es sei denn, er wurde durch ein Messer im Rücken verursacht.«
»Oh mein Gott, die Arme!« Sein Mitgefühl wurde getrübt durch die Tatsache, dass seine Augen glänzten, als hätte er gerade die Klatschlotterie gewonnen.
»Ramirez ist jetzt bei ihr. Also … ist das ein pedikürewürdiger Notfall?«
»Guter Gott, ja! Ich quetsche euch zwei gleich rein. Komm, wir weichen dich erst mal ein, dann kannst du Tante Marco alle blutigen Details erzählen.«
Zehn Minuten später waren meine Zehen in ein nach Lavendel duftendes Fußbad getaucht, und Marco litt unter einer Überdosis Klatsch. Seine Augen waren glasig, als wäre er high. Gerade als er begann, fiebrig auszusehen, ließ sich Dana auf den Behandlungsstuhl neben mir plumpsen.
»Gott, was für ein Nachmittag. Ich bin bestimmt den ganzen Rest der Woche heiser.«
Ich drehte mich zur Seite, um sie anzusehen. Und blinzelte. Zweimal.
Sie trug einen pinkfarbenen Turnanzug, der vom Hals bis knapp über dem Hintern mit Federn bedeckt war, grellpinke Leggings und Stiefel, und die Arme steckten in langen, weiten Ärmeln, die überall auf dem schwarz-weiß karierten Boden pinkfarbene Federn hinterließen, als hätten sie die Mauser.
»Hallöchen, Bibo«, sagte Marco.
Dana sah an sich herunter. »Sehr lustig. Ich hatte ein Vorsprechen.«
»Als Sprecherin«, sagte ich.
»Richtig. Ich spiele einen Flamingo.«
»In einem Zeichentrickfilm. Du weißt aber schon, dass man einen Zeichentrickfilm gewöhnlich zeichnet, oder?«
Dana winkte ab. »Ricky sagt, man lernt einen Charakter am besten kennen, wenn man so lebt wie er. Wir nehmen zusammen diesen neuen Method-Acting-Unterricht. Im Uta-Hagen-Studio.«
Ricky war seit letztem Jahr Danas Freund und Star der Serie Magnolia Lane , die zur besten Sendezeit lief. Als er kürzlich einen Publikumspreis für seine Rolle als attraktiver Gärtner gewann, hatte Dana geschworen, von nun an jedweden Rat, den er für ihre Schauspielkarriere (soweit es sie gab) hatte, getreu zu befolgen. Ich wollte sie nur ungern darauf hinweisen, dass Rick seine Popularität vermutlich eher der Tatsache verdankte, dass er in jeder Episode sein Shirt auszog als seinem beeindruckenden Schauspieltalent. Aber ich musste zugeben, dass Uta Hagen eine sehr renommierte und begehrte Schauspiellehrerin war. Aber …
»Moment mal, ich dachte Uta Hagen sei gestorben?«
»Oh, das stimmt. Den Kurs gibt der Lehrer des Cousins einer ihrer Schüler. Bernie Sholpenstein. Aber genau nach ihrer Methode.«
»Aha.« Obwohl es schwerfiel, verdrehte ich nicht die Augen.
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