Gefahr für Al Wheeler
Kurzschluß ein.« Er grinste giftig.
»Wheeler hat bei jedem, der ihn so hereinzulegen weiß wie Kosto in diesem Hotelzimmer, das Gefühl, er müßte etwas Besonderes sein. Stimmt’s
Lieutenant?«
»Sicher,
sicher«, sagte ich höflich. »Aber der Zeitpunkt, an dem ein Mann bereit ist,
für sein eigenes Urteilsvermögen einzustehen, kommt auch. Mein Urteilsvermögen
sagt mir, daß Lenny in diesem einen Augenblick die Wahrheit gesprochen hat.«
Ich grinste Lavers zu. »Und da ich ein
vorurteilsloser Polizist bin und jemand, der in diesen Dingen gerne
aufgeschlossen bleibt — so sage ich, zum Teufel mit Ihrer Beurteilung, denn Sie
müssen sich täuschen.«
Der
letzte Teil meiner Rede war an Starke adressiert, der nun dasaß und mich
eindringlich anstarrte, als wollte er mich aus irgendeinem sehr ernsten Anlaß
zutiefst ergründen. Ich hielt es so lange wie möglich aus, dann platzte ich mit
einer Frage heraus.
»Rutscht
meine Hose, oder was ist los?«
»Tut
mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich habe eben überlegt. Ich bin sehr, sehr
an Ihrer Beweisführung interessiert, Lieutenant.«
»Ich
bin sehr, sehr glücklich, das zu hören«, schnaubte ich.
»Sie
glauben also, daß Corinne Lambert ihren Vater absichtlich Hamilton ans Messer
geliefert hat?«
»Aber
sicher«, sagte ich.
»Wieso
sind Sie da so sicher?« fragte er.
»Weil
ich glaube, daß der goldenen Gans schlicht die Eier ausgegangen sind — mit
anderen Worten, daß Hamilton pleite ist«, erwiderte ich. »Er hat die
hunderttausend so oder so durchgebracht. Er hatte drei Jahre Zeit dazu,
vergessen Sie das nicht. Dieser Kellerraum und sein Importgeschäft müssen einen
Haufen Geld gekostet haben — abgesehen von den Zahlungen, die er seiner
Erpresserin leisten mußte.«
»Und
da er nicht mehr bezahlen konnte, hat Corinne ihn an ihren Vater verraten, aus
dem sie sich nie etwas gemacht hat?« erkundigte sich Starke. »Weshalb?«
»Weshalb
nicht?« sagte ich. »Hamilton war im Augenblick, als er pleite war, für sie ohne
Nutzen. Seit ich sie gestern abend miteinander sah,
bin ich völlig überzeugt, daß sie sich nicht ausstehen können. Aber vielleicht
war das nicht immer so.«
»Sie
wollen damit andeuten, daß in einem gewissen Stadium gefühlsmäßige Momente eine
Rolle spielten?« fragte Starke nachdenklich. »Intime Beziehungen vielleicht?«
»Ich
halte es für möglich«, sagte ich nachdrücklich. »Das könnte den
offensichtlichen Haß, der jetzt zwischen ihnen besteht, erklären.«
»Ja«,
sagte er gedehnt und nickte. »Gleichzeitig darf man natürlich auch nicht den
Mann außer acht lassen, der das stärkste Motiv für
die Ermordung Lamberts gehabt hat — Hamilton selber.«
»Ganz
recht«, bestätigte ich. »Man darf ihn unter keinen Umständen außer acht lassen.«
Starkes
Kinn sank langsam auf die Brust, und er versank offensichtlich in tiefes
Nachdenken. Vielleicht schlief er auch mit offenen Augen. Beides wäre ein
Geschenk des Himmels gewesen.
»Ich
mache mich jetzt auf den Weg, Sheriff«, sagte ich höflich.
»Wie?« Lavers war in Zigarrenrauch gehüllt. »Oh, natürlich —
übrigens, die Ballistiker haben Kostos Zweiunddreißiger untersucht. Es war nicht die Pistole, mit
der Lambert umgebracht wurde.«
»Vielen
Dank für die Auskunft«, sagte ich und stand auf. »Sehen wir uns bald wieder, Merv ?«
Merv war noch immer viel zu sehr mit Nachdenken
beschäftigt, um mich zu hören.
Annabelle
wartete auf mich, als ich ins Vorzimmer trat. Die weibliche Neugierde, zusammen
mit allerlei anderen Vorzügen, platzte ihr aus sämtlichen Nähten. »Bitte, Al«,
fragte sie, »wer ist bloß der Bursche dort drinnen?«
»Das«,
teilte ich ihr mit, »ist Mervyn Starke, gefeierter Privatdetektiv, ein genialer
Mensch mit eisernem Willen und höflichen Manieren — sagt er. Warum interessiert
Sie das?«
»Die
Art und Weise, wie er einen ansieht«, sagte sie langsam. »Es gibt einem einen
Ruck — innerlich, meine ich.«
»So
als wenn plötzlich etwas in einem reißt?« sagte ich.
»Ja«,
sagte sie eifrig. »Genauso.«
»Dann
seien Sie vorsichtig, Honey, wenn Sie aufstehen«, warnte ich sie. »So was kann
einen entsetzlich in Verlegenheit bringen.«
»Wovon
in aller Welt reden Sie eigentlich, Al Wheeler?«
»Von
Gummiband«, sagte ich. »Wovon reden Sie denn?«
Gleich
darauf, ohne daß die Kriegstrompete geblasen wurde, spürte ich, daß es Zeit für
Wheeler war, sich zu drücken — und zwar schnell.
Ich
verließ das Büro, stieg in
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