Gefahrenzone (German Edition)
besuchte er die Firma Service Cargo Freight Forwarders im Kwai-Tak-Industriezentrum in Kwai Chung, das in den New Territories im Norden von Hongkong lag. Es war ein kleines Unternehmen. Tatsächlich war nur ein einziger Mitarbeiter anwesend. Adam Yao überreichte dem Mann eine wunderschöne Visitenkarte, die ihn als Vermietungsmanager des Mong-Kok-Computerzentrums auswies. Der Angestellte schien diese Tarnung zu glauben, obwohl sie ihn kaum zu beeindrucken schien. Er schaute kaum von seinem Fernsehgerät auf.
Adam redete ihn unverdrossen an. »Am Tag, nachdem Ihre Firma die gesamte Einrichtung von Commercial Services Limited aus unserem Gebäude abgeholt hat, kamen zwei Paletten Tabletcomputer für sie an, die verspätet vom Zoll abgefertigt wurden. Die Lieferung befindet sich im Moment in unserem Lager. Ich habe auf der Ladeliste nachgeschaut und gesehen, dass diese Lieferung dort bereits aufgeführt ist, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingetroffen war. Jemand wird jetzt ziemlich unglücklich sein, wenn sie nicht zusammen mit dem Rest der Einrichtung befördert werden wird.«
Den Angestellten schien das Ganze nur mäßig zu interessieren. »Das ist nicht mein Problem.«
Yao ließ jedoch nicht locker. »Nein, es wird mein Problem sein, mit Ausnahme der Tatsache, dass Ihre Firma diese falsche Versandliste unterzeichnet hat. Wenn sie zu mir kommen, um nach diesen dreihundertsechzig Geräten zu suchen, für die Sie unterschrieben haben, könnte ich ihnen einfach erzählen, dass das Versandunternehmen sie verloren hat.«
Der Angestellte schaute Yao verärgert an.
Adam lächelte. »Hören Sie, Mann, ich möchte doch nur, dass alles seine Richtigkeit hat.«
»Bringen Sie die Paletten hierher. Wir stellen sie dem Kunden zu, sobald er den Fehlbestand bemerkt.«
»Ich hoffe, ich sehe nicht so dämlich aus. Ich übergebe Ihnen doch nicht so einfach Waren im Wert von einer Million Hongkong-Dollar, die bereits legal aus China eingeführt wurden. Sie könnten sie einfach auf der Straße verkaufen und dann Ihrem Kunden erzählen, Sie hätten sie nie von mir bekommen. Ich möchte nur, dass unser gemeinsamer Kunde zufrieden ist, das sollten Sie eigentlich auch. Da hat es ein kleines Malheur gegeben, solche Sachen passieren eben manchmal, und ich möchte das Ganze nur in aller Stille wieder in Ordnung bringen. Wenn Sie mir gefälligerweise den Zielhafen und den Namen der Person nennen, die für die Waren unterschrieben hat, dann könnte ich selbst dafür sorgen, dass diese Paletten doch noch an die richtige Adresse gelangen.«
Adam bekam meist, was er wollte, indem er sich auf seine Menschenkenntnis und die entsprechenden Manipulationstechniken verließ, über die die meisten guten Spione verfügten. Er gab sich immer professionell, er war höflich, und er verbreitete um sich eine Aura der Selbstsicherheit. Die anderen Menschen konnten ihm deshalb nur schwer etwas abschlagen. Gelegentlich bekam Adam jedoch seinen Willen, indem er einfach nur auf penetrante Weise hartnäckig blieb.
Dies hier war so ein Fall. Dem Angestellten wurde nach mehreren Minuten störrischen Neinsagens bewusst, dass seine eigene Faulheit und das strikte Befolgen der Firmenpolitik in diesem Fall nicht genügen würden, um den lästigen jungen Mann in seinem schönen Anzug loszuwerden.
Der Angestellte setzte sich an seinen Computer, wobei er deutlich zeigte, wie viel Umstände ihm das Ganze bereitete. Er klickte sich durch ein paar Dateien durch. Als er die richtige gefunden hatte, scrollte er nach unten, um die genauen Angaben zu erhalten. »Okay. Das Schiff hat am 18. des Monats abgelegt. Gestern hat es Tokio verlassen.« Der Mann schaute weiterhin auf seinen Computer.
»Und was ist das Ziel?«
»Als Nächstes die USA, dann fährt es nach Mexiko.«
»Ich meine die Ladung. Wo werden die vierzehn Paletten ausgeladen?«
Der Mann legte den Kopf schief. »Sie wurden bereits ausgeladen, am 19. des Monats in Kanton.«
»In Kanton?«
»Ja. Aber das ergibt doch keinen Sinn. Sie sagten, dass das Zeug vom Festland importiert wurde, das heißt, sie haben dafür Zollgebühren und Steuern bezahlt. Und dann schicken sie es einfach so nach China zurück? Wer zum Teufel macht so etwas?«
Niemand machte so etwas, wusste Adam. Aber er wusste jetzt, wohin Center seine Organisation verlegt hatte. Nach China. Es gab für das Ganze hier keine andere Erklärung. Es war jedoch völlig unmöglich, dass er eine solche riesige Organisation auf dem Festland
Weitere Kostenlose Bücher