Gefahrenzone (German Edition)
tatsächlich ein verdammter Russe zu sein.«
Kowalenko schaute einen Moment auf seine Fingernägel hinunter. Dann fuhr er fort: »Wie dem auch sei, ich weiß, dass Ihr Agent das Handy der Zielperson verwanzt hat. Wir bekommen aber keine weiteren GPS-Daten mehr. Wir nehmen an, dass er das Telefon weggeworfen hat. Wir werden eine persönliche Beschattungsoperation beginnen müssen, wenn wir keine unmittelbaren Ergebnisse bekommen. Zu den Beschattern werden Sie, ich und vielleicht noch ein paar andere Personen gehören. Ich muss Ihnen ja nicht erklären, wie viele unbequeme Arbeitsstunden das für uns alle bedeuten würde.«
»Das kann ich nicht tun. Ich habe einen Job, und daheim wartet auf mich eine Familie.«
»Natürlich werden wir nichts unternehmen, was beim FBI Verdacht erregen könnte. Sie werden also zu den Zeiten, wo Sie in Ihrem Büro sein müssen, keine Überwachungsaufgaben wahrnehmen. Ihre Familie ist allerdings Ihr Problem und nicht unseres.«
Lipton starrte Kowalenko eine ganze Weile an. »Ich könnte Ihnen mit einem einzigen Ruck Ihr mickriges, verschissenes Genick brechen.«
Jetzt lächelte Kowalenko. Er wusste vielleicht nichts über Liptons Agenten oder die Zielperson von Liptons Agent, aber er wusste einige unschöne Sachen über Darren Lipton selbst. Center hatte ihn gestern darüber aufgeklärt. »Wenn Sie mein verdammtes Genick zu brechen versuchen, Special Agent Lipton, werden Sie das nicht schaffen. Aber ob Sie das nun schaffen würden oder nicht, Ihre Vergangenheit würde Sie dann ganz schnell wieder einholen, denn Center wäre böse auf Sie, und wir beide wissen, was er dann tun würde.«
Lipton wandte sich ab und schaute durch die Windschutzscheibe des Minivans.
Kowalenko strahlte ihn jetzt regelrecht an. »Kinderpornografie, Mr. Lipton, auf dem eigenen Computer, vor allem von der Art und dem Ausmaß, wie sie auf Ihrem PC zu finden war, wird Sie ganz schön schnell hinter Gitter bringen. Ich weiß zwar nicht, wie die Verhältnisse in Ihrem Land sind, aber ich könnte mir vorstellen, dass es ein inhaftierter früherer FBI-Agent im Gefängnis nicht gerade leicht haben wird. Wenn Ihre Mithäftlinge dann noch erfahren …« Er beugte sich drohend zu Lipton hinüber. »Und glauben Sie mir, sie werden es erfahren, warum Sie einsitzen. Jedenfalls wird das Gefängnisleben für Sie dann ziemlich ... unangenehm werden.«
Lipton biss sich auf die Lippen, während er aus dem Autofenster schaute. Er begann, mit den Fingern aufs Lenkrad zu trommeln. »Ich verstehe«, sagte er leise in einem Ton, der sich von dem am Anfang des Gesprächs deutlich unterschied. Er wiederholte: »Ich verstehe.«
»Ausgezeichnet. Jetzt müssen Sie nur noch Ihrem Agenten die Daumenschrauben anlegen.«
Lipton nickte, schaute jedoch den Russen auf seinem Beifahrersitz immer noch nicht an.
»Ich melde mich wieder bei Ihnen.«
Ein weiteres Nicken. Und dann: »War’s das?«
Kowalenko öffnete die Tür und stieg aus dem Minivan.
Lipton ließ den Motor an und blickte noch einmal Kowalenko an, bevor dieser die Autotür zuschlug. Mit einem Kopfschütteln murmelte er schließlich: »Die gottverdammten Russen.«
Kowalenko schlug die Tür zu, der Toyota setzte zurück und fuhr dann zur Auffahrtsrampe der Tiefgarage hinüber.
»Du wirst dir noch wünschen, dass es die Russen wären«, sagte Walentin Kowalenko leise, als er die Rücklichter des Fahrzeugs verschwinden sah.
D arren Lipton traf sich mit Melanie Kraft im Starbucks an der Kreuzung King Street und Saint Asaph. Sie war an diesem Morgen in Eile. Sie war Mitglied einer Arbeitsgruppe des Büros der Direktorin der Nationalen Nachrichtendienste, die eventuelle Sicherheitslecks aufdecken sollte, die zur Enttarnung des sicheren Hauses in der Prosper Street geführt hatten. Die Task Force traf sich um genau acht Uhr zu einer Sitzung, zu der sie auf keinen Fall zu spät kommen durfte.
Aber Lipton hatte eisern auf diesem Treffen bestanden. Sie hatte ihm allerdings gesagt, dass sie nach zehn Minuten den Bus zu ihrer Arbeitsstelle erwischen musste.
Sie merkte sofort, dass er gestresster war als üblich. Vor allem schaute er sie heute nicht auf seine gewohnte Art andauernd lüstern an. Heute war er stattdessen ganz geschäftsmäßig.
»Er hat sein Handy weggeworfen«, sagte Lipton, nachdem sie sich gesetzt hatte.
Das machte Melanie nervös. Hatte Jack etwa die Wanze gefunden? »Wirklich? Er hat mir nichts gesagt.«
»Haben Sie ihm etwas gesteckt? Haben Sie ihm von der
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