Gefahrenzone (German Edition)
außerhalb des chinesischen Festlands operieren, sondern von Organisationen, die innerhalb des chinesischen Territoriums im Geheimen existieren. Wenn man als Mitglied einer sol chen Bande in China verhaftet wird, bekommt man schlicht eine Kugel ins Genick, deshalb treten auch nur die Verzweifeltsten oder Übelsten diesen Gruppen bei.«
Jack konnte sich überhaupt nicht vorstellen, in einem Polizeistaat Mitglied einer solchen Verbrecherbande zu sein, dessen Regierung ja selbst irgendwie eine Bande von organisierten Verbrechern war, die allerdings im Falle Chinas über eine Millionenarmee und Ausrüstung im Wert von Billionen Dollar verfügte.
Mary Pat fuhr fort. »Eine der gewalttätigsten Organisationen dort nennt sich die Rote Hand. Sie verdienen ihr Geld mit Entführungen, Erpressungen, Raub und Menschenhandel. Das sind ganz üble Burschen, Jack.«
»Hört sich so an.«
»Als mir deutlich wurde, dass unsere gesamten Spionageaktionen in China aufgeflogen waren, habe ich mit Ed über die Rote Hand gesprochen. Während des letzten Krieges hatten wir darüber nachgedacht, sie als zusätzliche geheime Informationsquelle in China zu nutzen. Ed erinnerte sich daran, dass die Rote Hand einen Vertreter in der New Yorker Chinatown sitzen hatte. Dieser Mann taucht in keiner Datenbank der CIA oder eines anderen US-Geheimdienstes auf. Wir haben damals über Umwege von ihm erfahren, ihn jedoch nie angesprochen.«
Jack wusste, dass der ehemalige Direktor der CIA Ed Foley gerade verreist war. »Und jetzt hast du Ed zu ihm geschickt«, sagte er.
»Nein, Jack. Ed hat sich selbst geschickt. Er ist gestern mit dem Auto nach New York gefahren und hat den letzten Abend mit Mr. Liu, dem Gesandten der Roten Hand, verbracht. Liu hat seine Leute auf dem chinesischen Festland kontaktiert, und sie haben zugestimmt, uns zu helfen. Sie können uns mit einer Dissidentenorganisation in der Hauptstadt zusammenbringen, die behauptet, Kontakte zur örtlichen Polizei und Regierung zu haben. Diese Gruppe versucht, in Peking bewaffnete Widerstandshandlungen zu organisieren. Sie sind nur deswegen noch nicht wie all die anderen aufgeflogen, weil die CIA bisher noch nicht an sie herangetreten ist.
Neunundneunzig Prozent der chinesischen Dissidentengruppen existieren gegenwärtig nur im Internet. Wenn man der Roten Hand glauben darf, ist diese Gruppe jedoch tatsächlich in der realen Welt aktiv.«
Jack runzelte die Stirn. »›Wenn man der Roten Hand glauben darf‹? Sei mir nicht böse, Mary Pat, aber das erscheint mir für eine solche Entscheidung doch etwas vage.«
Sie nickte. »Wir haben ihnen eine Menge Geld geboten, wenn – und nur wenn – sie ihre Zusagen einhalten. Es muss eine aktive Gruppe von Aufständischen mit guten Verbindungen zu wichtigen Kreisen sein. Wir suchen nicht nach George Washingtons Kontinentalarmee, aber nach etwas Echtem und Wirksamem. Allerdings werden wir erst wissen, mit wem wir es zu tun haben, wenn jemand dorthin geht und sie unter die Lupe nimmt. Wir brauchen jemand dort vor Ort, in der Hauptstadt, der sich mit diesen Leuten weit entfernt von amerikanischen oder rotchinesischen Augen trifft und herausfindet, wer sie wirklich sind. Wenn sie tatsächlich mehr sein sollten als ein paar wohlmeinende, aber unfähige Narren, werden wir sie unterstützen und durch sie vielleicht herausbekommen, was dort drüben in Peking wirklich vor sich geht. Wir erwarten keine groß angelegten Aufstände, aber wir müssen bereit sein, solche Aufständischen heimlich zu unterstützen, wenn sich die Gelegenheit bietet.«
Unnötigerweise fügte sie noch hinzu: »Das ist natürlich eine absolute Geheimoperation.«
Noch bevor Jack etwas erwidern konnte, verteidigte sie sich gegen die Einwände, die sie von ihm erwartete: »Wir haben es hier mit einem unerklärten Krieg zu tun, Jack. Die Chinesen töten Amerikaner. Ich habe deshalb keinerlei Bedenken, irgendwelche Leute zu unterstützen, die dieses üble Regime dort drüben bekämpfen.« Um ihr Argument zu bekräftigen, deutete sie auf Jacks Brust. »Aber es ist nicht meine Absicht, für weiteres Kanonenfutter zu sorgen. Das haben wir mit unserem Informationsleck schon genug getan.«
»Ich verstehe.«
Sie holte einen Zettel aus ihrer Handtasche und überreichte ihn Ryan. »Das ist der Kontakt der Roten Hand in New York. Sein Name steht in keinem Computer, und er hat sich noch mit niemand aus irgendeiner Regierungsbehörde getroffen. Du solltest den Namen und die Adresse am besten
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