Gefahrenzone (German Edition)
Dämmerlicht bemerkte Ding die Ringe unter Johns Augen und dessen angespanntes Gesicht, wobei er beides auf die lange Reise und den Kampf auf Leben und Tod in Maryland zurückführte. Sein Schwiegervater war ein 65-jähriger Mann, der mehr als dreißig Stunden unterwegs gewesen war und dabei zwölf Zeitzonen überschritten hatte. Ganz genauso sah er jetzt auch aus.
Die Männer umarmten sich. Yin Yin brachte dem Neuankömmling grünen Tee und einen Teller voller Nudeln in einer salzigen Soße aus gemahlenen Sojabohnen. Danach führte man ihn zu einer Pritsche im Obergeschoss. Die beiden Gefangenen wurden in einen ehemaligen Schweinekoben im Keller gesteckt, vor dem jetzt ständig zwei bewaffnete Wachen aufpassten.
Chavez schaute sich die Ausrüstung an, die Clark aus Russland mitgebracht hatte. In der ersten Kiste fand er ein Dragunow-Scharfschützengewehr mit Zielfernrohr, Absehen 8, und einem Schalldämpfer. Ding kannte diese Waffe gut. Sie war für ihre geplante Aktion ausgesprochen hilfreich.
Die nächsten beiden Kisten enthielten jede einen RPG-26-Panzerabwehr-Granatwerfer, der von der Schulter abgefeuert wurde. Mit diesen Waffen ließen sich gepanzerte Fahrzeuge mit Leichtigkeit knacken.
In einer weiteren großen Kiste steckten zwei RPG-40-mm-Panzerbüchsen und acht dazugehörige Granaten mit Stabilisierungsflossen.
Die anderen Kisten enthielten Funkgeräte mit den allermodernsten digitalen Verschlüsselungsmodulen, eine Menge Munition sowie Rauch- und Splittergranaten.
Ding würde allerdings keinem dieser Pfad-der-Freiheit-Kämpfer einen Granatwerfer oder eine Panzerbüchse anvertrauen. Er hatte sie über ihre Waffenkenntnisse und die Taktiken ausgefragt, die sie für einen erfolgreichen Kampfeinsatz benötigen würden, und daraufhin entschieden, die etwa zwanzig Chinesen entweder zur Absicherung des Fluchtwegs nach dem Angriff einzusetzen, oder sie während des Attentats zur Ablenkung der Gegner eine Menge Lärm mit ihren Kleinwaffen machen zu lassen.
Während John schlief, besprach Chavez die Machbarkeit der kommenden Operation mit Dom und Sam. Zuerst diskutierten die drei Amerikaner darüber, ob sie überhaupt eine Erfolgsaussicht hatte.
Ding war von dem Ganzen nicht gerade begeistert. »Niemand muss dabei mitmachen. Es wird ganz schön hart werden. Himmel, wir wissen ja nicht einmal, wie viele Sicherheitsleute es in diesem Konvoi geben wird.«
»Wir benutzen sie, stimmt’s?«, meinte Driscoll. »Diese Pfad-der-Freiheit-Kids.«
Chavez wollte das nicht bestreiten. »Wir benutzen sie, sicher, aber wir benutzen sie, um einen Krieg zu beenden. Mit dieser Erkenntnis kann ich gut schlafen. Ich werde alles tun, um sie nicht allzu sehr zu gefährden, aber machen wir uns doch nichts vor. Wenn sie uns in die Nähe des Vorsitzenden Su bringen können, werden wir dies ausnützen und uns später mit den Konsequenzen befassen. Niemand von uns wird danach noch sicher sein.«
Sie holten die Chinesen zu ihrer Unterredung hinzu. Als Chavez Yin Yin erzählte, sie wollten den Konvoi des Vorsitzenden Su angreifen, wenn er aus Baoding nach Peking zurückkehrte, meinte sie, sie könne ihnen einige Vorausinformationen über die genaue Fahrtroute liefern.
Sie legten einen großen Stadtplan auf den Tisch in der Scheune, um den sich die drei Amerikaner und das junge Rebellenmädchen jetzt versammelten.
»Wir haben einen Verbündeten bei der Pekinger Polizei«, sagte Yin Yin. »Er ist absolut zuverlässig. Er hat uns schon oft Informationen beschafft, wenn wir die Fahrtroute einer Wagenkolonne wissen wollten.«
»Um sie dann anzugreifen?«
»Nein, wir haben noch nie einen Regierungskonvoi angegriffen, aber manchmal stellen wir uns auf Überführungen auf und zeigen ihnen große Plakate, wenn sie vorbeifahren.«
»Und wie gelangt Ihr Freund bei der Polizei zu den entsprechenden Informationen?«
»Das Ministerium für Öffentliche Sicherheit hat die Aufgabe, Motorradpolizisten zu den Überführungen, Auffahrtsrampen und Autobahneinfahrten zu schicken, damit sie dort den Verkehr aufhalten. Unser Informant gehört mit Dutzenden anderer Polizisten zu genau dieser Einheit. Man teilt ihnen ihren genauen Einsatzort allerdings erst im letzten Moment mit. Sie benutzen dazu ein rollierendes System, bei dem sie den nächsten Blockadepunkt erst kurz vor ihrem Einsatz erfahren.«
»Es muss doch Dutzende von Möglichkeiten geben, mit einem solchem Fahrzeugkonvoi nach Zhongnanhai zu gelangen.«
»Ja, das stimmt schon, aber erst
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