Gefahrliche Sunden
beinahe unerträglich werden lieÃ.
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Jordan sank erschöpft auf einen satinbezogenen antiken Stuhl und starrte geistesabwesend auf den teuren Marmorboden unter ihren silberfarbenen Sandalen. Von den dünnen Riemchen wiesen ihre kleinen Zehen dicke rote Striemen auf, und sie sehnte sich danach, die Schuhe endlich auszuziehen und barfuà zu laufen wie vergangene Nacht. Vergangene Nacht.
Sie lenkte ihren Blick dorthin, wo die Angestellten aufräumten. Einer der Männer wischte verschütteten Champagner auf, und ein anderer leerte die kristallenen Aschenbecher über einer Messingpfanne aus. Andere Leute beluden Tabletts mit leeren Tellern und schmutzigen Servietten und trugen sie aus dem Raum.
Reeves und Helmut standen in der Nähe des Buffettischs und unterhielten sich angeregt. Reeves warf sich eine Handvoll Erdnüsse in den Mund, warf den Kopf zurück und brach, als Helmut etwas sagte, in schallendes Gelächter aus.
Weshalb in aller Welt hatte sie, Jordan Hadlock, sich in eine derart unmögliche Situation gebracht? Hätte sie Reeves doch nur gefragt, weshalb er nach Luzern gekommen war. Eine vollkommen logische Frage, oder etwa nicht? Hätte er doch nur erwähnt, dass er mit dem Porträt eines Schweizer Unternehmers beauftragt worden war. Warum hatten sie seinen Job mit keinem Wort erwähnt? Ach, hätten sie doch nur â¦
Was wäre letzte Nacht passiert, wenn Reeeves gewusst hätte, dass sie praktisch Helmut Eckherdts Freundin war? Hätte das eine Rolle für ihn gespielt?
Helmut war mindestens zehn Jahre älter als der Fotograf, wesentlich wohlhabender und stand auf eine etwas einschüchternde Art beinahe überall sofort im Mittelpunkt. Doch als Jordan die beiden Männer jetzt betrachtete, erkannte sie, dass Reeves durchaus auf Augenhöhe mit Helmut sprach. Er lieà sich weder von der Macht noch von dem Reichtum des Industriellen beeindrucken.
Beide Männer waren attraktiv. Helmut hätte mit seinem klassischen blonden Haar hervorragend auf ein Werbeplakat für das Alpenland gepasst. Dank stundenlangen Trainings in seinem privaten Fitnessraum und der gründlichen Behandlung seines persönlichen Masseurs war sein Körper straff und muskulös.
Reeve hingegen brauchte offenkundig nichts dafür zu tun, dass er so vital aussah. Er bewegte sich mit lässiger Geschmeidigkeit und unverhohlener Kraft, und sein robustes Erscheinungsbild verriet, dass er ein Nachfahr der amerikanischen Pioniere war.
Jordan bewunderte jede seiner Gesten und war von seinem dröhnenden Gelächter und der ruhigen, leicht gedehnten Art, in der er sprach, vollkommen fasziniert. Mit einer aus der Erinnerung geborenen Zärtlichkeit verfolgte sie, wie er seine Kamera in ihre Hülle schob, diese sorgfältig verschloss und Helmut die Hand reichte. Drei Finger seiner anderen Hand waren in eine Serviette eingewickelt. Waren die roten Flecken etwa Blut?
Letzte Nacht hatten diese Hände sie liebkost, bis sie vor lauter Wonne fast vergangen war. Sie hatten
sanft auf jede Regung ihres Körpers reagiert und sie mit einer Langsamkeit erforscht, die für sie die gröÃte Lust gewesen war. Dann hatte er seine Lippen folgen lassen und ihren Körper gierig mit dem Mund ausgekundschaftet.
Die Worte der Liebe, die er leise in ihr Ohr geflüstert hatte, hatten sie im selben Maà erregt. Ihr Mann Charles war ein stummer Liebhaber gewesen, und sie hätte nie gedacht, dass die Botschaft einiger geraunter, unzusammenhängender Phrasen ein solches Labsal für den Körper und die Seele war.
Erst vor vierundzwanzig Stunden hatte er in den höchsten Tönen von ihr geschwärmt. Was aber dachte er jetzt, als er zusammen mit Helmut in ihre Richtung kam? Sie kämpfte gegen die Tränen an, die sich in ihren Augen sammelten, und setzte ein etwas verzerrtes Lächeln auf.
»Tut mir leid, dass ich dich so lange habe warten lassen, meine Liebe«, entschuldigte sich Helmut. »Ich muss vor morgen noch ein paar wichtige Dinge erledigen. Deshalb hat sich Reeves erboten, mit dir zusammen in der Barkasse zurückzufahren und dafür zu sorgen, dass du sicher nach Hause kommst.«
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Jordan starrte den Fotografen an, wandte sich dann aber umgehend wieder Helmut zu. »Das ist nicht nötig. Ich kann problemlos auch alleine von der Anlegestelle nach Hause gehen.«
»Kommt nicht in Frage, Mrs Hadlock«, widersprach ihr Reeves. »Ich
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