Gefahrliche Sunden
wild.«
»Du blutest.«
»Nicht mehr.«
»Bist du sicher? Vielleicht â¦Â«
»Ich habe gesagt, es ist halb so wild.«
»Lass mich gucken, ob â¦Â«
»Würdest du wohl endlich aufhören, über meine verdammte Hand zu reden?«, brüllte er sie an, stand auf, stopfte die Hände in die Taschen seiner Smokingjacke, trat an die Reling des Boots und lehnte sich daran an. Das Heben und Senken seiner Schultern machte deutlich, dass er kurz vor dem Ersticken war. Bisher war ihr gar nicht klar gewesen, wie wütend er war.
Er blieb eine halbe Ewigkeit dort stehen, trommelte mit seinen Fäusten auf das blank polierte Holz und starrte über den See auf die Lichter von Luzern, die immer gröÃer wurden, je näher das Boot dem Ufer
kam. Schweigend starrte Jordan seinen Rücken an. Sie sehnte sich danach, ihm zu erklären, welcher Art ihre Beziehung zu Helmut Eckherdt war, aber sein Gemütszustand lieà keine ruhige Unterhaltung zu. Sie würde also warten, bis sein Zorn sich legte, und dann würde sie versuchen zu erklären, dass all das ein Riesenirrtum war.
Dann zuckte sie jedoch zusammen, denn er wirbelte zu ihr herum und stieà verächtlich aus: »Es ist nicht so, dass ich irgendwelche Skrupel hätte, mit der Verlobten eines anderen ins Bett zu gehen. Aber du hast mich belogen. Und ich verachte Verlogenheit.«
»Ich habe dich nicht â¦Â«
»Was würde wohl Helmut denken, wenn er wüsste, was letzte Nacht geschehen ist? Hm? Wäre dein Diamant dann vielleicht ein bisschen kleiner ausgefallen? Oder weià er es vielleicht? Vielleicht hat er ja solchen Spaà mit dir, dass er bereit ist, deine gelegentlichen Indiskretionen beflissentlich zu übersehen? Oder vielleicht leiht er dich ja sogar an gute Freunde aus?«
»Halt den Mund!«, schrie sie und sprang so schnell von ihrem Stuhl, dass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. »So ist es nicht. Ich wollte dir heute Morgen von Helmut erzählen, aber du warst nicht mehr da. Als ich wach wurde und sah, dass du verschwunden warst, konnte ich mich nicht entscheiden, ob du nur ein unglaublich lebendiger Traum oder ein Albtraum gewesen warst. Ich hatte mit einem zärtlichen, sensiblen Mann geschlafen, der sich dann allerdings bei Anbruch der Dämmerung einfach heimlich
davongeschlichen hat. Und, erzählst du, wenn du wieder heimkommst, deinen Freunden von dem One-Night-Stand, mit dem du dir die erste Nacht in Luzern vertrieben hast?«
Tränen nahmen ihr die Sicht, und sie wischte sie wütend fort. Sie hatte ihn nicht wissen lassen wollen, dass sie am Boden zerstört gewesen war, weil er, als sie die Augen aufgeschlagen hatte, einfach spurlos verschwunden war. Hätte die Matratze ihres Bettes nicht den Abdruck seines Körpers aufgewiesen, hätte nicht der würzige Geruch seines Rasierwassers noch im Raum gehangen, hätte sie vielleicht gedacht, sie hätte all das nur geträumt.
Die sichtbarsten Spuren seiner Existenz jedoch hatte ihr Körper aufgewiesen. Ihre Lippen waren leicht geschwollen und wund gewesen von der Leidenschaft der Küsse dieses Manns. Ihre Brüste hatten in der Erinnerung an seine Streicheleien gekribbelt, und sie hatte sich noch ganz genau an das Gefühl erinnert, als er tief in ihr gewesen war. Nein. Es war viel zu real gewesen, um nur ein Produkt ihrer Fantasie zu sein.
»Ich bin heute Nachmittag zurückgekommen, aber da hattest du den Laden praktischerweise schon verlassen«, schnauzte er zurück. »Oder warst du vielleicht die ganze Zeit zu Hause, als ich an deine Tür gehämmert habe wie ein frustrierter Romeo?«
Sie war wirklich da gewesen. Am späten Nachmittag hatte sie, beschämt und unglücklich wegen der Vorkommnisse der vergangenen Nacht, den Laden geschlossen und sich oben hingelegt. SchlieÃlich hatte
sie während der letzten Nacht kaum ein Auge zugetan. Und dann hatte Helmut angerufen und gesagt, dass er sie von einem seiner Angestellten abholen und durch die Gassen der Altstadt zum Seeufer geleiten lassen würde, wo ein Motorboot auf sie wartete. Sie sollte die Garderobe für den abendlichen Empfang einfach mitbringen und sich in seinem Schloss umziehen, wo ihr eine eigene Suite zur Verfügung stand.
Sie hatte kaum den Hörer aufgelegt, als sie das Klopfen unten an der Tür vernommen hatte. Vorsichtig hatte sie durch einen Spalt zwischen den Vorhängen am
Weitere Kostenlose Bücher