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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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es ihnen wieder weggenommen«, sagte ich leise.
    Ihre Hand schob sich über den Tisch. Ich nahm sie in meine und hielt sie eine Weile.
    »Hatten Sie dasselbe mit uns vor?«, fragte ich, als sie sich offenbar beruhigt hatte. Sie schwieg und versuchte ihre Hand zurückzuziehen, aber ich ließ sie nicht los.
    »Das spielt jetzt keine Rolle mehr«, sagte ich nachdrücklich. »All diese Dinge sind geschehen, jetzt müssen Sie nur noch lernen, damit zu leben. So müssen Sie es machen, Tanya. Geben Sie es einfach zu, wenn es wahr ist. Gestehen Sie es sich selbst ein, wenn Sie es mir nicht sagen wollen.«
    Eine Träne rann ihr aus dem Augenwinkel im starren Gesicht auf der anderen Seite des Tisches.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte sie. »Ich wollte nur überleben.«
    »Ein guter Grund«, sagte ich.
    Wir hielten uns noch eine Weile an den Händen, bis der Kellner in einer verirrten Laune vorbeikam, um sich zu erkundigen, ob wir noch etwas wollten.
     
    Später, auf dem Rückweg durch die Straßen von Grabung 27, kamen wir noch einmal am Schrotthändler und am einzementierten marsianischen Artefakt vorbei. Ein Bild explodierte in meinem Geist, die gefrorene Agonie der Marsianer, eingeschmolzen in der Blasensubstanz auf der Hülle ihres Schiffs. Es waren Tausende, die sich bis zum dunklen Horizont der asteroidengroßen Landschaft erstreckten, eine ertrunkene Nation von Engeln, die in einem letzten verzweifelten Versuch die Flügel schlugen, um der Katastrophe zu entrinnen, die in den Wirren des Kampfes über das Schiff hereingebrochen war.
    Ich warf Tanya Wardani einen Seitenblick zu. Als wäre mir eine Dosis Empathin verabreicht worden, wusste ich schlagartig, dass sie das gleiche Bild im Kopf hatte.
    »Ich hoffe, er kommt nicht hierher«, murmelte sie.
    »Wie bitte?«
    »Wycinski. Wenn die Nachricht rausgeht, wird er kommen. Er wird sich vor Ort ansehen wollen, was wir gefunden haben. Ich glaube, es könnte ihn zerstören.«
    »Wird man zulassen, dass er herkommt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Es ist schwer, ihn zurückzuhalten, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Er wurde im letzten Jahrhundert auf einen Pensionsforschungsposten auf Bradbury abgeschoben, aber er hat immer noch ein paar heimliche Freunde in der Gilde. Es gibt immer noch einen nicht zu unterschätzenden Rest von Ehrfurcht. Und Schuldgefühle, wenn man bedenkt, wie er behandelt wurde. Jemand wird ihm einen Gefallen erweisen und ihm wenigstens einen Hypercast bis Latimer organisieren. Und er ist immer noch unabhängig und wohlhabend genug, um den Rest der Strecke ebenfalls zurücklegen zu können.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es wird ihn umbringen. Seine verehrten Marsianer, die kämpften und in Kohorten starben, genauso wie Menschen. Massengräber und planetarer Reichtum, in Kriegsmaschinen kondensiert. Es bringt all seine Lieblingsvorstellungen über die Marsianer zum Einsturz.«
    »Nun, im Fall von Raubtierabkömmlingen…«
    »Ich weiß! Raubtiere müssen intelligenter sein, Raubtiere sind geborene Herrscher, Raubtiere entwickeln Zivilisationen und greifen nach den Sternen. Dasselbe beschissene alte Lied.«
    »Dasselbe beschissene alte Universum«, warf ich behutsam ein.
    »Es ist nur…«
    »Zumindest haben sie sich nicht mehr gegenseitig bekämpft. Sie sagten selbst, dass das andere Schiff kein marsianisches war.«
    »Ich weiß nicht recht. Es sah jedenfalls nicht so aus. Aber wird es dadurch besser? Die Vereinigung des Volkes, damit man einem anderen die Hölle heiß machen kann? Konnten sie sich nicht darüber hinaus entwickeln?«
    »Sieht nicht so aus.«
    Sie hörte gar nicht zu. Sie starrte blind auf das Artefakt in der Gebäudewand. »Sie müssen gewusst haben, dass sie sterben würden. Der Versuch, wegzufliegen, wäre eine instinktive Reaktion gewesen. Wie wir vor einer Bombenexplosion davonrennen. Wie wir die Hände heben, um eine Kugel aufzuhalten.«
    »Und dann ist die Hülle… geschmolzen?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf, sehr langsam. »Keine Ahnung, ich glaube es nicht. Ich habe darüber nachgedacht. Die Waffen, die wir gesehen haben, schienen etwas Grundlegenderes zu bewirken. Eine Veränderung…« Sie gestikulierte unbestimmt. »Ich weiß es nicht… der Wellenlänge der Materie vielleicht? Ein anderer Schwingungszustand? Etwas Hyperdimensionales? Etwas außerhalb des 3-D-Raums? So fühlte es sich an. Ich glaube, die Hülle hat sich aufgelöst. Ich glaube, sie befanden sich plötzlich im Weltraum. Sie lebten noch, weil

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