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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschaffen und ein paar kostenlose Informationen überlassen. Nur um zu zeigen, dass wir alle gute Freunde sind.«
    Die Augen des Jungen verengten sich, und er warf einen Seitenblick zu Tanya Wardani.
    »Kostenlose Informationen?« Er zog die Augenbrauen hoch, zweimal in schneller Folge, wie eine Comicfigur. »Natürlich gibt es so etwas nicht, wie Sie wissen. Aber um zu zeigen, dass wir alle Freunde sind. Was wollen Sie wissen?«
    »In Landfall«, sagte ich. »Außerhalb des Kartells, welche Leute sind die Rasiermesserfische? Ich meine, unter den zweitrangigen Firmen oder auch den drittrangigen. Wer weckt im Moment die strahlendsten Zukunftsträume?«
    Roespinoedji nippte meditativ von seinem Wein. »Hmm. Rasiermesserfische. Ich glaube nicht, dass es so etwas auf Sanction IV gibt. Oder auf Latimer, wenn ich mich nicht täusche.«
    »Ich komme von Harlans Welt.«
    »Ach, wirklich? Aber kein Quellist, wie ich vermute.« Er zeigte auf die Wedge-Uniform. »In Anbetracht Ihrer derzeitigen politischen Ausrichtung, meine ich.«
    »Sie sollten Quell nicht übermäßig simplifizieren. Kemp zitiert sie immer wieder, aber wie die meisten Leute geht er dabei sehr selektiv vor.«
    »Nun, das kann ich wirklich nicht beurteilen.« Roespinoedji hob die Hand, um das nächste Stück vom Teller abzuwehren, mit dem seine Konkubine ihn füttern wollte. »Aber zu Ihren Rasiermesserfischen. Ich würde sagen, es sind maximal ein halbes Dutzend. Die Spätankömmlinge, hauptsächlich von Latimer. Die interstellaren Konzerne haben die meiste lokale Konkurrenz schon vor etwa zwanzig Jahren verdrängt. Und jetzt haben sie natürlich das Kartell und die Regierung in der Tasche. Für alle anderen bleiben höchstens ein paar Krümel übrig. Fast alle drittrangigen Firmen machen sich zur Heimkehr bereit, weil sie sich den Krieg nicht mehr leisten können.« Er strich sich über den imaginären Bart. »Die zweitrangigen dagegen… vielleicht Sathakarn Yu Associates, PKN oder die Mandrake Corporation. Sie sind alle recht habgierig. Ich könnte noch ein paar mehr für Sie ausgraben. Haben Sie vor, an diese Leute heranzutreten?«
    Ich nickte. »Indirekt.«
    »Nun gut, dann gebe ich Ihnen neben den kostenlosen Informationen auch noch einen kostenlosen Ratschlag mit auf den Weg. Füttern Sie sie nur mit einem langen Stock.« Roespinoedji hob sein Glas, prostete mir zu und trank es leer. Er lächelte liebenswürdig. »Wenn Sie es nicht tun, werden sie Ihnen die Hand an der Schulter abbeißen.«

 
7
     
     
    Ähnlich wie viele andere Städte, die ihre Existenz einem Raumhafen verdankten, hatte Landfall kein richtiges Zentrum. Die Stadt breitete sich planlos über eine weite, ebene Halbwüste aus, an jenem Punkt auf der Südhalbkugel, wo die ursprünglichen Kolonistenschiffe vor einem Jahrhundert niedergegangen waren. Jeder Konzern, der Anteile am Unternehmen besaß, hatte einfach ein eigenes Landefeld irgendwo auf der Ebene angelegt und es mit einem Ring aus Versorgungsgebäuden umgeben. Mit der Zeit waren diese Ringe nach außen weitergewachsen, aneinander gestoßen und schließlich zu einem Labyrinth aus azentrischen Ballungsgebieten verschmolzen, das praktisch keine Anzeichen einer verbindenden Gesamtplanung erkennen ließ. Dann waren sekundäre Investoren eingezogen, hatten Räume von den Pionierfirmen gemietet oder gekauft und kleinere Nischen im Markt der Boomtown besetzt. Unterdessen waren andere Städte rund um den Globus entstanden, doch die Exportquarantäneklausel in der Charta garantierte, dass alles Vermögen, das durch die archäologische Industrie von Sanction IV erzeugt wurde, zu irgendeinem Zeitpunkt durch Landfall gehen musste. Gesättigt durch den ungehinderten Export von Artefakten, die Landverteilung und die Grabungsgebühren war die ehemalige Raumhafensiedlung zu monströsen Ausmaßen gewuchert. Sie bedeckte nun zwei Drittel der Ebene, und mit zwölf Millionen Einwohnern beherbergte sie fast dreißig Prozent der überlebenden Gesamtbevölkerung von Sanction IV.
    Landfall war ein Moloch.
    Ich lief mit Schneider durch schlecht gewartete Straßen voller urbanem Müll und rötlichem Wüstensand. Die Luft war heiß und trocken, und der Schatten, den die Häuserblocks auf beiden Seiten warfen, bot nur wenig Schutz vor den fast senkrechten Sonnenstrahlen. Ich spürte, wie Schweiß auf meinem Gesicht perlte und mein Nackenhaar tränkte. In den Fenstern und verspiegelten Fassaden bewegten sich unsere schwarz uniformierten Gestalten im

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