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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gleichschritt. Ich war beinahe froh über die Gesellschaft. Außer uns hielt sich niemand in der Mittagshitze auf, und die schwelende Stille hatte etwas Unheimliches. Der Sand knirschte hörbar unter unseren Sohlen.
    Es war nicht schwer, das Gebäude zu finden, nach dem wir suchten. Es ragte wie ein Kommandoturm aus polierter Bronze am Rand des Viertels auf, doppelt so hoch wie die Blocks der Umgebung und ohne besondere äußere Merkmale. Wie ein großer Teil der Architektur von Landfall war die Fassade verspiegelt, und durch das reflektierte Sonnenlicht war es kaum möglich, es direkt anzusehen. Es war nicht der höchste Turm der Stadt, aber das Gebäude verströmte pure Macht, die sich pulsierend über das ganze Viertel ausbreitete und Bände sprach, was die Mentalität der Designer betraf.
    Den menschlichen Körper bis zur Zerstörung zu testen
    Diese Phrase sprang aus meinem Gedächtnis wie eine Leiche aus dem Schrank.
    »Wie nahe wollen Sie herangehen?«, fragte Schneider nervös.
    »Noch ein Stück näher.«
    Der Khumalo-Sleeve hatte wie alle Typen, die für Carreras Wedge angefertigt wurden, eine standardmäßig eingebaute Satellitenlokalisierungsanzeige, die als recht benutzerfreundlich galt, wenn sie nicht durch die Stör- und Anti-Störsignale lahm gelegt wurde, die gegenwärtig fast ganz Sanction IV überschwemmten. Als ich sie mit einem Blinzeln aufrief, sah ich ein Netz aus Straßen und Häuserblocks, das mein ganzes linkes Blickfeld einnahm. Zwei markierte Punkte pulsierten auf einer öffentlichen Straße.
    Den menschlichen
    Ich zoomte in die Darstellung, bis sie unscharf wurde und ich aus der Dachperspektive meinen eigenen Kopf sah.
    »Scheiße.«
    »Was?« Neben mir nahm Schneider eine angespannte Haltung an. Offenbar stellte er sich so einen kampfbereiten Ninja vor. Ich amüsierte mich über seine besorgte Miene hinter der Sonnenbrille.
    Den menschlichen Körper
    »Vergessen Sie’s.« Ich vergrößerte den Maßstab, bis der Turm wieder am Rand der Darstellung zu erkennen war. Gehorsam leuchtete eine gelbe Linie auf, die die kürzeste Route darstellte. Sie schlängelte sich über ein paar Kreuzungen zum Gebäude. »Hier entlang.«
    Den menschlichen Körper bis zur Zerstörung zu testen ist nur eine der entscheidenden Zielsetzungen
    Ein paar Minuten später führte die gelbe Linie auf eine schmale Hängebrücke über einem trockenen Kanal. Die Brücke führte leicht nach oben, bis sie auf der anderen Seite nach zwanzig Metern auf einen erhöhten Betonflansch traf. Es gab zwei weitere Brücken jeweils hundert Meter links und rechts von dieser. Der Boden des Kanals war mit dem Müll übersät, den jede städtische Region produzierte – weggeworfene Haushaltsgeräte, aus deren aufgeplatzten Gehäusen Schaltkreise quollen, geleerte Lebensmittelverpackungen und von der Sonne ausgebleichte Klumpen aus Kleidung, die mich an die Opfer von Maschinengewehrsalven erinnerten. Über all dem und auf der anderen Seite dieses Müllplatzes wartete der Turm.
    Den menschlichen Körper
    Schneider hielt am Aufgang zur Brücke inne.
    »Gehen Sie rüber?«
    »Ja. Und Sie werden es auch tun. Wir sind Partner, falls ich Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen muss.« Ich versetzte ihm einen leichten Stoß gegen den Rücken und folgte ihm dichtauf, sodass er weitergehen musste. In mir breitete sich eine etwas hysterische gute Laune aus, als sich die Envoy-Konditionierung bemühte, die kräftige Dosis Kampfhormone abzuwehren, die mein Sleeve zu benötigen glaubte.
    »Ich glaube einfach nicht, dass das hier…«
    »Wenn etwas schief läuft, können Sie mir die Schuld geben.« Erneut drängte ich ihn weiter. »Na los.«
    »Wenn etwas schief läuft, werden wir beide tot sein«, murmelte er missmutig.
    »Mindestens.«
    Wir gingen hinüber, und Schneider hielt sich am Geländer fest, als würde die Brücke im Sturm schwanken.
    Der Flansch auf der anderen Seite erwies sich als Rand einer fünfzig Meter breiten Freifläche vor dem Eingang. Wir wagten uns zwei Meter vor und blickten die nichtssagende Fassade des Turmes hinauf. Ob mit Absicht oder nicht – jedenfalls war der Betonsims rund um die Basis des Gebäudes eine perfekte Zielscheibe. Nirgendwo gab es Deckung, und der einzige Fluchtweg war die schmale, offene Brücke, sofern man sich nicht bei einem Sprung in den leeren Kanal sämtliche Knochen brechen wollte.
    »Offenes Land überall«, sang Schneider leise und griff damit den Text und die Melodie der gleichnamigen

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