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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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plötzlich dazugeschaltet, und ich erkannte sie sofort als Stück von Lapinee, auch wenn es sich nicht um ihr Debüt handelte, ihre Version des Junk-Salsa-Hits Offenes Land, der im vergangenen Jahr so viel Wirbel verursacht hatte. Dieser Song war langsamer und mit sporadischen suborgasmischen Stöhnlauten durchsetzt. Das Bild zeigte Lapinee, wie sie kopfüber von einem Spinnenpanzer hing, die Beine um den Lauf der Kanone geschlungen, und in die Kamera schmachtete. Wahrscheinlich eine Rekrutierungshymne.
    Schneider schlenderte zum Tisch und häufte sich einen Teller mit Proben von allen Gerichten voll, die das Buffet zu bieten hatte. Ich beobachtete, wie die beiden Milizionäre neben dem Lift Stellung bezogen. Mit einem Achselzucken tat ich es ihm nach. Tanya Wardani schien uns ebenfalls folgen zu wollen, doch dann änderte sie abrupt den Kurs und ging zu einem Fenster, wo sie eine feinknöchrige Hand an das Webmuster des Vorhangstoffs legte.
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, murmelte Schneider. »Wenn uns jemand auf dieser Seite des Planeten ins Spiel bringen kann, dann Djoko. Er ist mit jedem Glücksritter in Landfall verlinkt.«
    »Sie meinen, vor dem Krieg war er es.«
    Schneider schüttelte den Kopf. »Vor und während. Sie haben gehört, was er über den Assessor gesagt hat. So eine Nummer könnte er auf gar keinen Fall durchziehen, wenn er nicht in die Maschine eingeklinkt wäre.«
    »Wenn er in die Maschine eingeklinkt ist«, fragte ich geduldig, ohne Wardani aus den Augen zu lassen, »wie kommt es dann, dass er in dieser Scheißstadt lebt?«
    »Vielleicht gefallt es ihm hier. Hier ist er aufgewachsen. Waren Sie schon mal in Landfall? Das ist eine Scheißstadt!«
    Lapinee verschwand vom Bildschirm und wurde durch so etwas wie eine archäologische Dokumentation ersetzt. Wir trugen unsere Teller zu einem Sofa, wo Schneider sich gerade über sein Essen hermachen wollte, als er sah, dass ich nichts dergleichen tat.
    »Warten wir lieber«, sagte ich leise. »Das ist höflicher.«
    Er schnaufte. »Glauben Sie, er will uns vergiften? Was würde es ihm nützen? Er hätte nichts davon.«
    Trotzdem rührte er das Essen nicht an.
    Wieder wechselte die Szenerie auf dem Bildschirm; diesmal waren Kriegsaufnahmen zu sehen. Fröhliche kleine Blitze aus Laserfeuer auf einer düsteren Ebene und das Feuerwerk von Raketentreffern. Die Tonspur war entschärft worden, ein paar gedämpfte Explosionen in der Ferne und ein trockener Kommentator, der harmlos erscheinende Daten aufsagte. Kollateralschäden, Neutralisierung der Rebellenaktivitäten.
    Djoko Roespinoedji kehrte durch den Torbogen zurück, ohne seine Jacke, aber in Begleitung zweier Frauen, die aussahen, als wären sie der Software für ein virtuelles Bordell entstiegen. Ihre in Musselin gehüllten Figuren wiesen den gleichen Airbrush-Look ohne Makel auf, während die Kurven jeder Gravitation zu trotzen schienen und die Gesichter ohne jeglichen Ausdruck waren. Zwischen diesen zwei Zuckerstücken wirkte der achtjährige Roespinoedji einfach nur lächerlich.
    »Ivanna und Kas«, stellte er sie vor. »Meine ständigen Gefährtinnen. Jeder kleine Junge braucht eine Mutter, meinen Sie nicht auch? Oder sogar zwei. Und nun…« Er schnippte überraschend laut mit den Fingern, und die Frauen entfernten sich in Richtung Buffet. Er nahm auf einem Sofa in der Nähe Platz. »Und nun zum Geschäft. Was genau kann ich für dich und deine Freunde tun, Jan?«
    »Sie essen nichts?«, fragte ich.
    »Oh.« Er lächelte und zeigte auf seine Begleiterinnen. »Sie essen, und ich habe sie beide sehr lieb gewonnen.«
    Schneider senkte verlegen den Blick.
    »Nein?« Roespinoedji seufzte, griff sich wahllos ein Stück Kuchen von meinem Teller und biss hinein. »So, zufrieden? Können wir jetzt zur Sache kommen? Jan?«
    »Wir wollen dir das Shuttle verkaufen, Djoko.« Schneider nahm einen herzhaften Bissen von einer Hähnchenkeule und sprach mit vollem Mund weiter. »Zu einem supergünstigen Preis.«
    »Aha?«
    »Ja. Betrachte es als Verkauf aus militärischen Restbeständen. Ein Wu Morrison ISN-70, kaum gebraucht und kein registrierter Vorbesitzer.«
    Roespinoedji lächelte. »Es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Überprüf es, wenn du willst.« Schneider schluckte den Bissen hinunter. »Die Datenbank ist sauberer als deine Steuererklärung. Sechshunderttausend Kilometer Reichweite. Universelle Konfiguration, weltraumtauglich, suborbital und submarin einsetzbar. Reagiert wie eine eingerittene

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