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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Widerstand errichtet worden war, zeigte eine strategische Intelligenz, die allen anderen Konzernen, die an diesem Tisch spielten, um Längen voraus war. Ihr Logo bestand aus einem abgeschnittenen Stück DNS, das vor einem Hintergrund aus Schaltkreisen schwebte, und ihr Werbematerial bewegte sich knapp an der Grenze zum Schrillen mit den aggressiven Sprüchen eines jungen Unternehmens, das auf den Markt stürmte und höhere Profite als alle anderen versprach. Immerhin hatte sich das Firmenvermögen durch den Krieg beträchtlich vermehrt.
    Mir war es recht.
    »Glauben Sie, dass man uns in diesem Moment beobachtet?«
    Ich hob die Schultern. »Man wird immer von irgendjemandem beobachtet. Das ist eine Tatsache des Lebens. Die Frage ist, ob man auf uns aufmerksam geworden ist.«
    Schneider verzog genervt das Gesicht. »Also gut – glauben Sie, dass man auf uns aufmerksam geworden ist?«
    »Ich bezweifle es. Die automatischen Systeme dürften uns noch nicht ins Visier genommen haben. Der Krieg ist zu weit entfernt für ständige Alarmbereitschaft. Wir tragen freundliche Uniformen, und die Ausgangssperre beginnt erst um zehn. Wir tun nichts Außergewöhnliches.«
    »Noch nicht.«
    »Noch nicht«, pflichtete ich ihm bei und wandte den Blick ab. »Also werden wir jetzt dafür sorgen, dass man auf uns aufmerksam wird.«
    Wir kehrten über die Brücke zurück.
     
    »Sie sehen gar nicht wie Künstler aus«, sagte der Promoter, als er die letzten Ziffern unserer Codesequenz eintippte. Ohne Uniform und in unauffälliger Zivilkleidung, die wir an diesem Morgen gekauft hatten, hatte man uns sofort kalibriert, als wir zur Tür hereingekommen waren, und für mangelhaft befunden, wie es aussah.
    »Wir sind die Sicherheit«, erklärte ich freundlich. »Sie ist die Künstlerin.«
    Sein Blick sprang über den Tisch zu Tanya Wardani, die hinter einer geflügelten schwarzen Sonnenbrille und mit zusammengepressten Lippen dasaß. Sie hatte in den vergangenen Wochen wieder ein wenig zugenommen, aber unter dem langen schwarzen Mantel war davon nichts zu erkennen, und ihr Gesicht war immer noch kaum mehr als Haut und Knochen. Der Promoter brummte und schien mit dem zufrieden zu sein, was er sah.
    »Gut.« Er vergrößerte eine Verkehrsdarstellung und studierte sie eine Weile. »Ich muss Ihnen jedoch sagen, dass Sie, ganz gleich, was Sie verkaufen wollen, gegen eine Menge staatlich geförderter Konkurrenz antreten müssen.«
    »Wie? Zum Beispiel gegen Lapinee?«
    Der Spott in Schneiders Stimme wäre über interstellare Entfernungen zu hören gewesen. Der Promoter strich seinen imitierten militärischen Spitzbart glatt, lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte einen Fuß im imitierten Soldatenstiefel auf die Schreibtischkante. An der Basis seines kahl geschorenen Schädels ragten drei oder vier Marken von Kampf-Software-Schnellimplantaten aus den Anschlüssen. Aber sie glänzten so sauber, dass es sich nur um Designerkopien handeln konnte.
    »Machen Sie sich nicht über die Majors lustig, meine Freunde«, sagte er gelassen. »Wenn ich auch nur einen zweiprozentigen Anteil am Lapinee-Deal hätte, würde ich jetzt in Latimer City leben. Ich sage Ihnen, die beste Methode, Kriegskunst zu entschärfen, besteht darin, sie aufzukaufen. Das ist den Konzernen völlig klar. Sie haben die Maschinerie, sie großmaßstäblich zu vertreiben, und die Schlagkraft, die Konkurrenz bis zum Ruin zu zensieren. So.« Er tippte auf das Display, wo unser Upload wie ein winziger roter Torpedo darauf wartete, abgefeuert zu werden. »Was immer Sie zu bieten haben, es sollte verdammt heiß sein, wenn Sie erwarten, dass es gegen diesen Strom schwimmen kann.«
    »Verbreiten Sie gegenüber Ihren Kunden immer so viel optimistische Stimmung?«, fragte ich ihn.
    Er lächelte matt. »Ich bin Realist. Sie bezahlen mich, ich schiebe das Ding hinein. Ich habe hier die am besten gesicherte Einschleusungssoftware in Landfall, um es in einem Stück hineinzukriegen. Genauso wie es auf dem Schild steht: Wir machen Sie bemerkbar. Aber erwarten Sie nicht von mir, dass ich auch Ihr Ego massiere, weil das nicht zu unserem Service gehört. Da, wo Sie hinwollen, ist zu viel los, um allzu optimistisch über Ihre Chancen zu sein.«
    Hinter uns standen zwei Fenster offen, sodass der Lärm von der Straße drei Stockwerke tiefer heraufdrang. Die Luft hatte sich bei Anbruch der Dämmerung abgekühlt, aber die Atmosphäre im Büro des Promoters schmeckte immer noch abgestanden. Tanya Wardani

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