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Gefallene Engel

Gefallene Engel

Titel: Gefallene Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit dem übrigen Müll in die Kombüse stopft«, gab Cruickshank zu bedenken. »Es passt nicht.«
    Luc Deprez griff nach dem Netz und zog leicht daran. Die Schädel kippten auf die andere Seite. »Die Stacks sind weg«, sagte er. »Sie wurden ins Wasser getaucht, um alle anderen Hinweise auf ihre Identität zu tilgen. Dürfte schneller gehen, als sie den Ratten zu überlassen.«
    »Hängt von den Ratten ab.«
    »Sind Sie Experte auf diesem Gebiet?«
    »Vielleicht war es eine Bestattung«, sagte Ameli Vongsavath.
    »In einem Fischernetz?«
    »Wir vertrödeln unsere Zeit«, sagte Sutjiadi laut. »Deprez, holen Sie sie raus, packen Sie sie ein und deponieren Sie sie an einem Ort, zu dem die Ratten keinen Zugang haben. Wir werden später an Bord der Nagini mit dem Autochirurgen eine Obduktion durchführen. Vongsavath und Cruickshank, Sie werden dieses Schiff von der Spitze bis zur Rückseite absuchen, ob es irgendetwas gibt, das uns verraten könnte, was hier geschehen ist.«
    »Sie meinen, von Bug bis Heck, Sir«, stellte Vongsavath richtig.
    »Wie auch immer. Alles, das uns irgendeinen Hinweis geben könnte. Vielleicht die Kleidung, die man diesen beiden ausgezogen hat, oder…« Er schüttelte verärgert über die schwierige neue Situation den Kopf. »Alles. Irgendwas. Fangen Sie an. Lieutenant Kovacs, kommen Sie bitte mit mir. Ich möchte unseren Verteidigungsring überprüfen.«
    »Klar.« Ich schluckte die Lüge mit der Andeutung eines Lächelns.
    Sutjiadi wollte das Wachsystem gar nicht überprüfen. Er hatte genauso wie ich die Meldungen von Sun und Hansen gehört. Was sie erledigten, musste nicht gecheckt werden.
    Er wollte sich gar nicht in der Umgebung umsehen.
    Er wollte das Tor sehen.

 
20
     
     
    Schneider hatte es mir beschrieben, sogar mehrere Male. Wardani hatte es für mich in einem stillen Augenblick bei Roespinoedji gezeichnet. Ein Imaging-Shop an der Angkor Road hatte eine 3-D-Grafik aus Wardanis Input erstellt. Später hatte Hand das Bild von den Mandrake-Maschinen zu einem lebensgroßen Konstrukt aufmotzen lassen, in dem wir virtuell herumspazieren konnten.
    Nichts davon kam der Wirklichkeit nahe.
    Es stand in der von Menschen geschaffenen Höhle wie eine vertikal gestreckte Vision aus der Schule der Dimensionalisten, wie ein Element aus den albtraumhaften technomilitärischen Landschaften eines Mhlongo oder Osupile. Es hatte eine hagere Gefaltetheit, wie sechs oder sieben Meter hohe Vampirfledermäuse, die Rücken an Rücken in einer defensiven Phalanx zusammengequetscht worden waren. Es hatte nichts von der passiven Offenheit, die das Wort »Tor« heraufbeschwor. Im sanften Licht, das durch Ritzen im Gestein nach unten sickerte, wirkte das Ding, als würde es kauernd abwarten.
    Die Basis war dreieckig mit einer Seitenlänge von etwa fünf Metern, obwohl die Unterkante kaum eine Ähnlichkeit mit irgendeiner geometrischen Form, sondern eher mit Baumwurzeln hatte, die in den Boden gewachsen waren. Das Material war eine Legierung, das ich bereits aus anderer marsianischer Architektur kannte, mit einer dichten, schwarz gewölkten Oberfläche, die sich wie Marmor oder Onyx anfühlte, aber stets eine schwache statische Ladung aufwies. Die Technoglyphen waren mattgrün und rubinrot und zogen sich in seltsam unregelmäßigen Wellen um den unteren Teil. Doch an keiner Stelle entfernten sie sich mehr als anderthalb Meter vom Boden. Unmittelbar unter dieser Obergrenze schienen die Symbole sowohl an Kohärenz als auch an Kraft zu verlieren – sie wurden schwächer, waren nicht mehr so ausgeprägt, und sogar der Stil der Gravuren wirkte zurückhaltender. Es war, wie Sun später sagte, als hätten die marsianischen Technoglyphiker Angst davor gehabt, zu nahe an dem zu arbeiten, was sie auf dem Sockel geschaffen hatten.
    Darüber faltete sich das Gebilde in schneller Folge ineinander und erzeugte eine Serie komprimierter Winkel aus schwarzer Legierung und nach oben führender Kanten, die in einer kurzen Spitze ausliefen. In den langen Schlitzen zwischen den Falten verblasste das Mattschwarz zu einer schmutzigen Lichtdurchlässigkeit, und darin schien sich die Geometrie des Ineinanderfaltens auf eine undefinierbare Weise fortzusetzen, die zu schmerzhaft war, um sie für längere Zeit betrachten zu können.
    »Glauben Sie es jetzt?«, fragte ich Sutjiadi, als er neben mir stand und das Objekt anstarrte. Es dauerte eine Weile, bis er antwortete, und dann lang dieselbe Art von Benommenheit in seiner Stimme, die

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