Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
durch den Kopf ging. In dieser Hinsicht durfte der Vorsitzende keinen Verdacht schöpfen. Es war zu gefährlich.
    König und Königin standen auf dem Podium, als das Flüchtlingsschiff im gepflasterten Empfangsbereich des Palastdistrikts landete. Transporter, Frachter und militärische Schiffe waren beiseite gerückt worden, damit sie die Berichterstattung der Medien nicht störten.
    Fanfaren erklangen, als sich die Luken des Schiffes öffneten und schmutzige, verschwitzte Kolonisten von Crenna nach draußen traten. Beamte der Hanse näherten sich den Flüchtlingen, schüttelten ihnen die Hand und ließen sie dann beiseite treten, damit auch die anderen Männer und Frauen aussteigen konnten.
    Peter stand dicht neben der Königin, beobachtete das Geschehen, winkte und lächelte. Es erstaunte sie beide, wie viele Personen sich an Bord befanden, und offenbar sollte am nächsten Tag ein zweites Schiff kommen. Als Kind hatte Peter in sehr beengten Verhältnissen gelebt und wusste: Menschen konnten mit vielen Dingen fertig werden, wenn es sein musste.
    Die Flüchtlinge von Crenna gingen hintereinander am Podium vorbei. Die Sonne schien am blauen Himmel, und eine leichte Brise vom nahen Meer sorgte für Frische – dies waren ganz andere Bedingungen als jene, die die Flüchtlinge während der vergangenen Tage an Bord hatten ertragen müssen.
    Als zwei Männer am Podium vorbeischritten, stieß der eine den anderen an, und Peter hörte ihn sagen: »Hätte nie gedacht, dass wir wieder auf der Erde enden. Ich habe ein halbes verdammtes Jahr damit verbracht, von hier wegzukommen und eine Kolonie zu gründen.«
    Der andere Mann seufzte. »Ich habe mich so oft im Leben am Ausgangspunkt wiedergefunden, dass ich dort Fußabdrücke hinterlasse.«
    Der Vorsitzende flüsterte Peter zu. »Da kommt Lotze. Danken Sie ihm für seine Dienste und laden Sie ihn zu uns aufs Podium ein.«
    Der König nickte. »Davlin Lotze, die Königin und ich möchten Ihnen für Ihre gut durchgeführte Rettungsmission danken. Ich ehre Sie mit dieser Zeremonie, aber mein Dank ist nichts im Vergleich zu dem, den Ihnen die Kolonisten von Crenna schulden. Kommen Sie und seien Sie bei dieser Feier unser Gast.«
    Lotze sah am König vorbei zum Vorsitzenden. »Es ist mir eine Ehre, Majestät.« Er glitt die Stufen hoch. Peter vermutete, dass dieser Mann völlig lautlos war, wenn er keine Geräusche verursachen wollte. Lotze nahm so nahe neben Basil Platz, dass er ein leises Gespräch mit ihm führen konnte.
    »Was ist mit Ihrem Ruhestand, Davlin?«, fragte Basil voller Sarkasmus.
    »Er war angenehm genug, bis die Hydroger kamen.«
    »Und jetzt, da Sie für diese Leute ein Ritter in glänzender Rüstung sind…« Sie blickten beide nach vorn und lächelten. »Was wollen wir mit ihnen machen? In etwa einem Tag bringt Rlinda Kett eine weitere Gruppe.«
    Eldred Cain hörte aufmerksam zu und beugte sich näher. »Denken Sie nur an die gute Wirkung in der Öffentlichkeit. ›Vor den schrecklichen Hydrogern gerettet‹, und so weiter.«
    Basil schnaubte. »Wenn das Licht der Medienscheinwerfer verblasst, sind es nur Flüchtlinge.«
    »Ich beabsichtige, mich für diese Leute einzusetzen«, sagte Lotze. »Sie gaben alles auf, um Crenna zu besiedeln und dort ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen nicht auf der Erde bleiben. Stellen Sie ihnen eine Klikiss-Welt zur Verfügung. Sie wissen, worauf es bei der Gründung einer Kolonie ankommt – der Fehlschlag von Crenna ist wohl kaum ihre Schuld. Seien Sie unbesorgt, Vorsitzender.«
    Basil lachte bitter. »Ich bin immer besorgt, Davlin. Heute mehr als jemals zuvor.«
    Am Nachmittag nach der Empfangszeremonie brauchten Peter und Estarra mehr Zeit für sich allein, um Kraft aus der Präsenz des jeweils anderen zu schöpfen. Als sie im warmen Delfinbecken des Palastes schwammen, wusste der König, dass sie von Spionen der Hanse beobachtet wurden. Estarra und er hatten gelernt, diese Gedanken beiseite zu schieben und gleichzeitig wachsam zu bleiben.
    Den Delfinen gefiel es, mit den königlichen Besuchern zu schwimmen. Schlank und grau huschten sie vorbei. Manchmal spielten Peter und Estarra mit ihnen; bei anderen Gelegenheiten blieben sie auf sich selbst konzentriert, so wie jetzt.
    Peter blickte in Estarras braune Augen. Er legte die Hand unter ihr schmales Kinn und hob es, sah sie an. Die Zöpfe und Flechten aus dichtem schwarzen Haar schienen gar nicht nass zu werden – das Wasser perlte in glitzernden Tropfen an ihnen ab. Er

Weitere Kostenlose Bücher