Gefallene Sonnen
beugte sich vor, um sie zu küssen, und die Sorge wich aus ihrem Gesicht. »Ich liebe dich so sehr«, sagte er.
»Du nimmst mir die Worte aus dem Mund«, erwiderte Estarra.
Peter wünschte sich eine Möglichkeit, ihr seine Gedanken direkt zu übermitteln, so wie sich der Weise Imperator seinen Untertanen durchs Thism mitteilte. Jora’h musste eine sehr direkte Verbindung zu seinem Volk haben, ohne Geheimnisse, Irreführung und rätselhafte Botschaften…
Es gab viele Dinge, über die Peter ganz offen mit Estarra sprechen wollte, wichtige und belanglose. Aber sie mussten sehr vorsichtig sein. Er verstand Estarra und konnte komplexe Sorgen und Vorstellungen mit einem Blick zum Ausdruck bringen, einer kurzen Veränderung des Gesichtsausdrucks und einer gehobenen Braue. König und Königin wussten, dass sie unter Beobachtung standen, und deshalb hatten sie eine eigene geheime Sprache entwickelt. Aber es genügte nicht.
Er bewegte die Hand im Wasser und strich mit den Fingerkuppen über die glatte Haut von Estarras Bauch. Die Bedeutung dieser Geste war klar, und sie zog ihn näher, als die Delfine um sie herumschwammen und spielen wollten.
Mit Handzeichen gab Peter seiner Frau zu verstehen: »Es wird alles gut.«
Estarra antwortete mit tanzenden Fingern. »Nur wenn wir vorsichtig sind. Sehr vorsichtig.«
Peter sprach so leise, dass seine Stimme nur ein Hauch war. »Dann sind wir es eben.«
48 GENERAL KURT LANYAN
Nur einen Tag nachdem Davlin Lotze die ersten Flüchtlinge von Crenna zur Erde gebracht hatte, traf Rlinda Kett im Sonnensystem ein und bat um eine Dringlichkeitsbesprechung, noch bevor sie die Umlaufbahn des Saturn erreichte. Sie gab die Nachricht an die ersten TVF-Scoutschiffe weiter, die ihr entgegenkamen. Bevor deren Piloten Skepsis zeigen konnten, übermittelte sie ihnen Bilder von der Zerstörung Rellekers.
General Lanyan brach mit einem schnellen Schiff auf und flog der Unersättliche Neugier entgegen. Über einen privaten Kom-Kanal sprach er mit Rlinda, während er sein Schiff wendete und die Neugier begleitete. Nachdem er ihren Bericht gelesen hatte, verhinderte nur die Hitze seines Zorns, dass sich Eis in seinem Herzen bildete.
»General, es besteht kein Zweifel daran, dass die Droger eine neue Phase im Kampf gegen die Hanse einleiten«, sagte Rlinda. »Sie haben Relleker ganz bewusst zerstört, mit voller Absicht. Die Bewohner von Relleker waren arrogant und egoistisch, aber ich mochte sie lieber als die Droger.«
Lanyan hielt an der für ihn typischen Schroffheit fest. »Danke, Captain Kett. Ich werde alle Gitter-Admirale in der Nähe benachrichtigen und die Lage mit ihnen besprechen. Wir leiten sofort eine Rettungsmission ein.«
Rlinda sah ihn vom Schirm her groß an und lachte. »Werfen Sie noch einmal einen Blick auf die Bilder, General. Auf Relleker gibt es nur noch Schutt und Asche. Eine ›Rettungsmission‹ hat überhaupt keinen Sinn.«
Lanyan reagierte mit Ärger. »Wie ich schon sagte, meine Admirale und ich werden uns unverzüglich mit dieser Angelegenheit befassen. Sie können den Flug zur Erde fortsetzen und dort Ihre Passagiere absetzen. Davlin Lotze hat beim Palastdistrikt ein Lager eingerichtet, das die Flüchtlinge aufnimmt. Den Rest können Sie uns überlassen.«
Die Admirale Tabeguache und Antero befanden sich im Sol-System und bereiteten ihre Kampfgruppe auf weitere Einsätze gegen die Roamer vor. Die für Gitter 7 zuständige Admiralin Sheila Willis hatte gerade die Werften im Asteroidengürtel verlassen und stand somit ebenfalls für eine Besprechung zur Verfügung. Admiral Kostas Eolus betrat das Konferenzzimmer auf dem Mars im letzten Moment – er war mit einem schnellen kleinen Schiff gekommen und hatte den Rest der Gitter-5-Flotte bei Manövern zurückgelassen.
Lanyan rechnete nicht mit weiteren Teilnehmern an der Besprechung. »Lassen Sie uns sofort beginnen. Als Verbindungsmann für Gitter 0 sollte Admiral Stromo hier sein, aber er ist derzeit auf dem Rückweg von Yreka und wird das Sol-System erst morgen erreichen. Wir müssen ohne ihn zurechtkommen.«
Admiral Peter Tabeguache gab einen leisen Kommentar ab und hüstelte dann. »Bleib-zu-Hause-Stromo wäre uns ohnehin keine große Hilfe.«
»Ich dulde keine Insubordination bei diesem Treffen!«, sagte Lanyan scharf.
»Bitte entschuldigen Sie, Sir.«
Zutiefst beunruhigt schritt Lanyan umher und musterte die Offiziere. Die Fenster gewährten Blick auf eine öde rote Landschaft und einen olivgrünen
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