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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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auf.
    Zuhause. An diesem Konzept hielten selbst die Roamer fest.
    Jess war mit seinem älteren Bruder und seiner jüngeren Schwester in der Siedlung unter der Eiskruste aufgewachsen. Er hatte jeden Tag gearbeitet, das Wassergeschäft der Familie gelernt und sich darauf vorbereitet, der Tradition zu folgen. Auf Plumas gab es einen riesigen Vorrat an flüssigem Wasser, und die geringe Schwerkraft ermöglichte einen einfachen Transfer des Wassers an Bord von Roamer-Frachtern. Der Bedarf an diesem besonderen Rohstoff würde nie geringer werden – der Leitstern des Tamblyn-Clans hatte hell und beständig geleuchtet.
    Wer hätte damals ahnen können, dass die Zukunft ganz anders aussehen würde?
    Jess’ Mutter war vor fast zwanzig Jahren auf Plumas ums Leben gekommen, beim Sturz in eine tiefe Spalte. Für den Tamblyn-Clan war das Leben weitergegangen, bis Ross nach einem heftigen Streit mit ihrem Vater Plumas verlassen hatte. Jess bedauerte, nicht mehr getan zu haben, um sie wieder zusammenzubringen. Er hatte auf eine Gelegenheit gewartet, in der Annahme, dass genug Zeit zur Verfügung stand. Niemand hatte von der Existenz der Hydroger gewusst, und davon, dass sie eines Tages aufsteigen und Ross’ Blaue Himmelsmine zerstören würden.
    Jess hatte seinen Vater getröstet, aber der alte Bram war vor Kummer gestorben. Dann hatte sich seine Schwester auf und davon gemacht, um mit den Tiwis gegen die Hydroger zu kämpfen. Stattdessen griff die TVF jetzt Siedlungen der Roamer an. Nahm Tasia an jenen Aktionen teil?
    Seine vier Onkel leiteten die Wasserminen, während Jess und die vierzehn Wasserträger ihre wichtige Mission fortsetzten, die Wentals auf leeren Planeten aussetzten, in den Wolken von Golgen und im Eis eines Kometen. Die Elementarwesen wurden immer stärker und bereiteten sich auf den letzten Konflikt vor. Die Schlacht würde bald beginnen.
    Trotz der fremden Energie in seinem Innern konnte Jess nicht vergessen, dass er noch immer ein Mensch war. Nach wie vor liebte er Cesca und wünschte sich, bei ihr zu sein. Er wollte wissen, wo sich seine Schwester befand; hoffentlich lebte sie noch. Er wollte etwas tun, um seinem Volk zu helfen, seiner Familie. Was nützten ihm sonst die Wental-Kräfte?
    Das exotische Schiff schwebte über dem Eismond, und Plumas erschien wie ein glänzender Opal in Jess’ Blickfeld. Er sah auf die Brunnen und Pumpstationen hinab, von igluartigen Hangars umgeben, bemerkte Tankschiffe und Lifte, die zu den Siedlungen unter der Eiskruste führten.
    Jess blickte durch die transparente Außenfläche seines Schiffes – er kannte dort unten jeden Hügel und jeden Eisblock. Als Heranwachsende waren Ross und er mit Eiswagen über die kalte Landschaft gejagt. Die beiden Brüder waren in der niedrigen Schwerkraft tollkühn gewesen und viel zu schnell gefahren, hatten mit Sprüngen über Spalten hinweggesetzt. Die Spuren, die ihre Eiswagen damals hinterlassen hatten, waren noch immer als dünne Linien zu sehen. Damals schien Sorglosigkeit ein normaler Zustand gewesen zu sein.
    Jess landete auf dem Boden eines Kraters, in der Nähe von drei großen Brunnen. Inzwischen hatten die Arbeiter sicher Alarm gegeben. Seine Onkel mussten bereits wissen, was mit ihm geschehen war. Sicher hatten sie von Jess’ Rede bei den Clans in Rendezvous gehört.
    Rendezvous… Vom einstigen Zentrum der Roamer waren jetzt nur noch durchs All schwebende Trümmer übrig, was sie der Brutalität der Terranischen Verteidigungsflotte verdankten. Jess fragte sich, ob er seine neuen Fähigkeiten einsetzen sollte, um der TVF eine Lektion zu erteilen, wie von den Wasserträgern verlangt. Er stellte sich vor, mit seinem exotischen Wental-Schiff vor dem Flüsterpalast zu landen. Würde der Vorsitzende der Hanse dann zur Vernunft kommen?
    Aber die Wentals würden ihm nicht erlauben, sich auf eine Fehde zwischen Menschen zu konzentrieren. Es war schwer genug gewesen, sie dazu zu bringen, hierher zu fliegen. Jess hatte den Wentals von seinen intimsten Gefühlen, von Familie und Verpflichtungen erzählt.
    Als das Schiff wie eine Träne auf dem Boden ruhte, drückte sich Jess an die gewölbte Membran, die daraufhin nachgab und ihn durchließ. Jess stand auf der gefrorenen Oberfläche von Plumas und trug nur den knapp sitzenden weißen Einteiler, der Hände und Füße unbedeckt ließ. Die Kraft der Wentals erfüllte jede einzelne Zelle seines Körpers und schützte ihn. Er wandte das Gesicht dem kalten Vakuum zu und sah die Erhabenheit des

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