Gefallene Sonnen
»Das Modul Drei hat zwei zusätzliche Personen aufgenommen.«
»Sind wir komplett?«, fragte Sullivan.
»Wir haben alle an Bord, könnten aber noch ein Dutzend mehr Passagiere aufnehmen, wenn ein anderes Modul beschädigt ist.«
»Ich habe niemanden auf dem Kommandodeck gesehen, aber wir warten noch dreißig Sekunden.« Eine weitere Explosion ließ die Himmelsmine erbeben. »Alle anderen sollen starten.«
Auf dem Papier hatte die Evakuierung gut ausgesehen, aber die wichtigste Frage lautete: Wenn die Rettungsschiffe aufbrachen – würden die Hydroger ihnen folgen? Die Evakuierungsmodule waren nicht annähernd schnell genug, um einem Kugelschiff zu entkommen.
Kolker saß wie ein Häufchen Elend da, ein grüner Priester ohne Baum. »Niemand wird erfahren, was jetzt geschieht. Alle Verbindungen sind unterbrochen. Bestimmt hält man uns für tot.«
Sullivan versuchte, ermutigend zu klingen. »Sie haben rechtzeitig Alarm gegeben, Kolker. Die TVF weiß Bescheid. Aber wir müssen diesen Ort aus eigener Kraft verlassen.« Er sah auf sein Chronometer. »Die dreißig Sekunden sind um. Start einleiten.«
Die Männer und Frauen an Bord suchten nach Halt, als sich das kleine Schiff von der schwer beschädigten Himmelsmine löste, beschleunigte und sich von den Hydrogern entfernte. Um sie herum stoben andere autonome Evakuierungsmodule davon, wie Sporen eines Pilzes.
Das Rettungsschiff vibrierte heftig, und Sullivan sah aus dem Fenster. Weiter unten feuerten die Hydroger immer noch auf die Reste der Himmelsmine.
»Sie scheinen nicht die Absicht zu haben, uns zu verfolgen, Sullivan«, sagte Tabitha. »Noch nicht.«
Das Evakuierungsmodul rotierte beim Aufstieg, und dadurch bekam Sullivan einen guten Blick auf die viel größere Produktionsanlage der Ildiraner. Die Hydroger griffen auch Hroa’x’ Fabrik an, kreisten die riesige Plattform ein und feuerten auf sie. Rauch und Flammen kamen aus zahlreichen Öffnungen im Rumpf.
»Die Ildiraner werden ebenfalls angegriffen«, sagte Sullivan. »Aber bei ihnen gibt es keine Rettungsschiffe. Sie werden alle sterben.«
Die Männer und Frauen an Bord des Moduls stöhnten leise. Kolker richtete einen kummervollen Blick auf Sullivan. »Hroa’x meinte, er könne nichts tun«, sagte er.
»Ildiraner modifizieren das alte Konstruktionsmuster nicht. Sie planen nicht voraus.« Sullivan musterte die anderen Passagiere. Auch in den übrigen Rettungsschiffen gab es noch genug Platz.
Er traf eine Entscheidung, die Lydia bestimmt nicht gefallen hätte. »Ich werde die Ildiraner nicht einfach so dem Tod überlassen. Wir sind in der Lage, ihnen zu helfen.«
Ungläubige Blicke trafen ihn. Tabitha sprach für alle an Bord. »Sie wollen doch nicht etwa zurück!«
»Nicht nur ich, wir alle.« Sullivan wandte sich dem Kommunikationsoffizier zu. »Öffnen Sie einen Kanal zur ildiranischen Himmelsmine. Sagen Sie Hroa’x, dass wir unterwegs sind. Alle Module sollen dorthin fliegen. Wir retten so viele Ildiraner wie möglich.«
Die Verblüffung in Kolkers Gesicht verwandelte sich langsam in Respekt. Er nickte kurz.
»Aber Sullivan…«, brachte Tabitha entgeistert hervor. »Das bringt uns alle in große Gefahr.«
»Ich sehe keine andere Möglichkeit.«
77 TASIA TAMBLYN
Von der Mondbasis aus schickte General Lanyan den sechzig Rammschiffen im Asteroidengürtel die entscheidende Mitteilung: »Es ist so weit!«
Dank der direkten Telkontakt-Kommunikation mit dem grünen Priester Kolker wusste die Terranische Verteidigungsflotte vom Angriff der Hydroger auf Qronha 3. Als Tasia zusammen mit den anderen Kommandanten die Einsatzorder erhielt, dachte sie an Ross, der nicht die Chance gehabt hatte, um Hilfe zu rufen, als die Hydroger seine Blaue Himmelsmine vernichteten.
Lanyans Gesicht zeigte sich auf den Bildschirmen. »Die Rammschiff flotte ist bereit. Wir haben auf eine Gelegenheit gewartet, es den Hydrogern zu zeigen, und jetzt sind die Fremden endlich erschienen. Machen Sie sich auf den Weg und erteilen Sie ihnen eine Lektion.«
Tasia und ihre Kameraden jubelten, obwohl es aufgrund der großen Entfernung eine Stunde dauern würde, bis General Lanyan ihre begeisterten Stimmen hörte. Als die anderen Kommandanten letzte Vorbereitungen trafen, lief Tasia los, um EA zu holen.
Weniger als eine Stunde später brachen die sechzig Rammschiffe auf. Tasia wusste, dass sie den Gasriesen nicht rechtzeitig erreichen konnten, um die Arbeiter der Himmelsmine zu retten. Aber darum ging es auch gar
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