Gefallene Sonnen
stärker. Die Verdani rufen und rufen, obwohl die Botschaft schon vor langer Zeit hinausging. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Hilfe eintrifft.«
80 BASIL WENZESLAS
Der Vorsitzende fand keinen Gefallen an einem solchen Spektakel, aber Prinz Daniel hatte es verdient. Es musste unbedingt verhindert werden, dass sich so etwas wiederholte. Außerdem diente dies dazu, auch Peter vor den Konsequenzen seines Handelns zu warnen.
Wenzeslas trug seinen besten Anzug aus Hochglanzgewebe, und sein stahlgraues Haar war perfekt gekämmt. Er wünschte sich Sarein jetzt an seiner Seite. Sie hatte eine Nachricht übermittelt und ihre baldige Rückkehr angekündigt. War es ihr gelungen, bei ihrer Mission einen Erfolg zu erzielen, oder erwartete Basil eine Enttäuschung? Gab es im ganzen Spiralarm auch nur eine Person, auf die er sich voll und ganz verlassen konnte? Warum wurden alle anderen ihren Aufgaben nicht gerecht? Kein Wunder, dass es so schlimm um die Menschheit stand.
Er schob seinen Zorn beiseite und beobachtete, wie ein sehr reuevoll und verängstigt wirkender Daniel zum ersten Mal einer großen Menge und vielen Kameras gegenübertrat. Ganz offensichtlich hatte der Prinz einiges hinter sich. Selbst das beste Make-up konnte nicht die Schatten unter den Augen verbergen. Wenigstens war der Wille des Lümmels endlich gebrochen – wenn auch zu spät. Basil hatte beschlossen, Daniel loszuwerden, aber zuvor konnte er noch einen bestimmten Zweck erfüllen. Sein Schicksal würde dem zu unabhängig werdenden Peter eine Warnung sein.
König und Königin standen prachtvoll gekleidet im Hintergrund und gaben sich wohlwollend, aber Basil bemerkte, dass sie einen verwunderten Blick wechselten. In ihrer Selbstgefälligkeit glaubten sie noch immer, das Geheimnis um Estarras Schwangerschaft zu hüten!
»Bürger der Hanse!«, begann Daniel mit zittriger Stimme. OX hatte den Jungen präpariert, aber anscheinend nicht gut genug. »Ich… ich glaube, es ist eine Erklärung nötig.«
Basil hatte gehofft, dass sich Daniel bei seinem letzten Auftritt im Rampenlicht von seiner besten Seite zeigte. Wie konnte ich bei der Auswahl des Prinzen nur einen solchen Fehler machen? Als er gezwungen gewesen war, einen möglichen Nachfolger für Peter zu finden, hatte Basil unter großem Zeitdruck gestanden. Er hatte überstürzt gehandelt und musste jetzt Schadensbegrenzung betreiben.
Daniels Stimme wurde fester, als sich sein Lampenfieber legte. »Ich habe mich nur wenig in der Öffentlichkeit gezeigt, um nicht die Aufmerksamkeit zu mindern, die meinem lieben Bruder gilt, König Peter. Er ist das Oberhaupt unseres Volkes. Eure Hoffnungen und Gebete richten sich auf ihn, nicht auf mich.«
Basil sah die Überraschung in Peters Gesicht. Still und heimlich, wie er glaubte, drückte er Estarras Hand, als könnte er sie vor dem schützen, was der Vorsitzende tun musste.
»Jemand hat den Umstand ausgenutzt, dass Ihnen mein Gesicht nicht sehr vertraut ist«, fuhr Daniel fort. »Vielleicht haben Sie die Nachrichten über einen Hochstapler gesehen, der behauptete, Ihr Prinz zu sein. Der verrückte junge Mann ist in Gewahrsam genommen worden und wird die medizinische Behandlung bekommen, die er braucht.« Daniel trat nervös vom einen Bein aufs andere. Unter der dicken Make-up-Schicht war nicht zu erkennen, ob er erblasste.
Eldred Cain hatte eine zurückhaltendere Ansprache vorgeschlagen, aber Basil war anderer Meinung gewesen und hatte die Rede selbst geschrieben.
»Mit Weitblick und Kraft wird der König die Menschheit durch diese schwere Zeit führen. Er hat meine Unterstützung, und ich weiß, dass er auch Ihre hat.« Daniel verbeugte sich und glaubte vermutlich, damit alles hinter sich zu haben.
Die Menge auf dem Königlichen Platz applaudierte höflich. Peter und Estarra traten neben den Prinzen und zeigten gegenseitigen Respekt. Basil wich einige Schritte zurück, damit die »königliche Familie« die ganze Aufmerksamkeit empfing. Bilder dieses gut vorbereiteten Moments sollten überall in der Hanse gezeigt werden.
Peter warf dem Vorsitzenden einen kurzen Blick zu und kniff dabei die blauen Augen zusammen. Bestimmt verstand er, dass der Vorsitzende die Zügel der Macht jetzt anzog.
Cain und Pellidor warteten in den Schatten. Der bleiche Stellvertreter des Vorsitzenden beobachtete das Geschehen stumm, mit offensichtlicher Missbilligung. Basil beschloss, ihm keine Beachtung zu schenken. Nur er selbst wusste, was für die Menschheit am besten
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