Gefallene Sonnen
bewegen, sich für BeBob einzusetzen. Doch er nahm ihre Anrufe nicht mehr entgegen, was sie eigentlich kaum überraschte. BeBob war auf sich allein gestellt.
Lanyan verlor die Geduld. »Ihre Hinweise sind irrelevant, Ms. Kett. Die unstrittige Tatsache ist: Captain Roberts und sein Schiff wurden für den Dienst in der TVF verpflichtet, und deshalb untersteht er der militärischen Gerichtsbarkeit. Er ist desertiert und hat sich jahrelang versteckt. Wir sind im Krieg. Bei einem Piloten der Terranischen Verteidigungsflotte können wir ein derartiges Verhalten nicht hinnehmen.«
»Mehr als hundert Piloten wie er haben ihre Posten verlassen, was sich negativ auf unsere militärische Effektivität auswirkte«, fügte einer der Offiziere hinzu. »Uns bleibt keine andere Wahl, als an Captain Roberts ein Exempel zu statuieren.«
Der dem Angeklagten zugewiesene Anwalt schwieg noch immer. BeBob beschloss, für sich selbst zu sprechen. »Sie… haben mich gezwungen, für die TVF zu fliegen! Ich bin Kanonenfutter für Sie gewesen! Denken Sie nur daran, was bei Dasra geschah! Die Hydroger hätten fast mein Schiff vernichtet.«
Lanyans Züge verhärteten sich. »Wagen Sie es bloß nicht, sich wegen Dasra zu beschweren. Weil Ihre Informationen unvollständig waren, weil Sie Ihre Arbeit nicht zu Ende brachten, gingen bei Dasra eine militärische Erkundungsgruppe und ein taktisches Geschwader mit mehr als dreihundert Besatzungsmitgliedern verloren.«
BeBob senkte den Kopf. »Na schön, es war vielleicht nicht das beste Beispiel…«
»Ich glaube, wir brauchen nicht noch mehr zu hören.« Eine gewisse Selbstgefälligkeit erklang in Lanyans Stimme.
Rlinda fragte sich, wie oft sie den Anwalt schlagen musste, um ihn aus seiner Lethargie wecken. Verärgert trat sie erneut vor. »Sagt Ihnen der Ausdruck Femegericht etwas?«
Lanyan schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »An den Fakten besteht nicht der geringste Zweifel. Selbst Captain Roberts leugnet sie nicht.« Er hob die Hand und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. »Er wurde auf legale Weise für den Dienst in der TVF verpflichtet. Sein Schiff sollte für militärische Missionen eingesetzt werden. Captain Roberts bekam nur unter der Bedingung Flugerlaubnis, dass er seine Zeit für Erkundungseinsätze nutzen würde. Stattdessen machte er sich einfach auf und davon und kehrte nie zurück.« Er richtete einen durchdringenden Blick auf BeBob. »Streiten Sie irgendetwas davon ab?«
»Ich bin zurückgekehrt. Ich sitze hier, oder?«
Rlinda wandte sich dem Tisch der Verteidigung zu. »Sag nichts, BeBob.« Sie sah den Anwalt an und fragte scharf: »Sollten Sie ihm nicht diesen Rat geben?«
Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos, als er BeBob ansah. »Eigentlich hätte er von allein darauf kommen sollen.«
Die Miene des Generals zeigte Verachtung für BeBob. »Wenn diese Sache an die Öffentlichkeit gebracht wird, zeigen die Medien Sie als den Mistkerl, der Sie sind. Ich bezweifle, dass Sie viel Mitgefühl bekommen. Der Vorsitzende Wenzeslas hat uns bereits autorisiert, die Todesstrafe zu beantragen, falls Sie der Desertion für schuldig befunden werden. Er ist ebenfalls der Ansicht, dass Leute wie Sie keine Milde verdienen.«
BeBob riss die Augen auf. »Todesstrafe?«
Rlinda stemmte die Hände an die Hüften und hielt einen erschrockenen Schrei zurück. Der Anwalt am Tisch nickte ernst. »Desertion im Krieg wird seit Jahrhunderten mit dem Tod bestraft.«
»Allerdings könnten Ihre früheren Dienste wie auch die Rettung von zwei Überlebenden auf Corribus als mildernde Umstände gelten«, fuhr Lanyan in einem drohenden Tonfall fort. »Es hängt ganz von den Reaktionen der Öffentlichkeit während der Kriegsgerichtsverhandlung ab: Vielleicht wandelt König Peter die Todesstrafe in lebenslange Zwangsarbeit auf einem Industrieplaneten um.« Der General lächelte. »Wenn er großzügig ist.«
83 DOBRO-DESIGNIERTER UDRU’H
Um seinen Planeten vor der Zerstörung zu bewahren, hatte der Dobro-Designierte versprochen, die Antwort selbst nach Hyrillka zu bringen. Jetzt wurde die Zeit knapp, zerrann ihm wie Sand zwischen den Fingern.
Udru’h musste seinem rebellischen Bruder allein gegenübertreten und alles in die Wege leiten; hierbei konnte ihm der Weise Imperator nicht helfen. Rusa’h hatte bereits seinen legitimen Designierten-in-Bereitschaft und mindestens zwei Brüder von Pery’h ermordet – er reagierte recht drastisch auf Trotz. Deshalb musste Udru’h seine
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