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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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bevor sie die Hände um einen weiteren Ast schloss. Sie hatte ganz vergessen, wie viel Spaß dies machte. Nach einigen Minuten landete sie auf dem aschigen Boden, schnappte nach Luft und sprang erneut. Solimar blieb immer in ihrer Nähe.
    Beneto neigte das Gesicht dem Himmel zu, breitete die Arme aus und presste Füße und Beine aneinander. »Ich fordere die Verdani auf, Zeugen eures Tanzes zu werden.« Als verwandelte er sich in einen Baum zurück, der Wurzeln schlug, sanken seine Füße in den Boden. »Die Weltbäume müssen ihre eigene tiefe Kraft der Verjüngung und zellularen Synthese nutzen.«
    Wenn Celli einen Ast oder Stamm berührte, spürte sie jedes Mal eine Entladung, die von ihr auszugehen und dem komatösen Wald zu gelten schien. Hinter ihnen stieß Beneto einen seiner Arme in einen dicken Baum, bis zum Ellenbogen. Sein hölzernes Gesicht zeigte jetzt Anstrengung und Sehnsucht – er wandte sich mit dem dringenden Wunsch an die Verdani, die Tanzenden zu beobachten.
    Celli setzte den Tanz fort. Die ursprünglichen Baumtanzmuster stellten bestimmte Aspekte des Waldes dar: Blattwedel, die sich im Wind bewegten; fliegende Insekten; blühende Blumen. Andere Bewegungen symbolisierten die Bestäubung von Epiphyten durch Käfer, das Schlüpfen schmetterlingsartiger Wesen, den Flug eines Wyvers. Der ganze Lebenszyklus des riesigen theronischen Weltwalds ließ sich auf diese Weise zum Ausdruck bringen.
    Als der Tanz einen dramatischen Höhepunkt erreichte, beobachtete Celli, wie etwas Erstaunliches geschah. Dort auf dem Boden, wo ihr nackter Fuß eine offen liegende Weltbaumwurzel gestreift hatte, erschien etwas Grünes. Wie durch die kreative Kraft ihrer Bewegungen zum Keimen gebracht, bildete sich ein neues Blatt, wuchs aus toten Zellen und Luft. Die neugeborene Pflanze reckte sich nach oben.
    Solimar ergriff einen weiteren Ast und schwang sich empor. Dort verharrte er kurz, duckte sich und sprang erneut. Unmittelbar nach dem Sprung fiel verkohlte Rinde von dem Ast ab, auf dem er eben noch gestanden hatte. Energie floss von den tiefen Wurzeln in den einst riesigen Baum. Bis dahin verborgene Knospen öffneten sich, und neue Blattwedel wuchsen aus ihnen.
    Unten »watete« Beneto durch den Boden zu einem anderen Baum. Er presste beide Hände an den schwarzen Schorf toter Rinde, schob dann beide Arme in den dicken Stamm.
    Während Celli und Solimar weiterhin in den Resten der Bäume tanzten, erneuerte sich der Weltwald dort, wo ihre Hände und Füße ihn berührten. Sie breiteten Leben aus.
    Die beiden Tänzer liefen und sprangen in einer theronischen Mischung aus Ballett und Gymnastik. Sie wurden schneller, und dort, wo sie tanzten, heilten ihre Bewegungen und ihr Enthusiasmus den Weltwald. Unter den Brandmalen des Todes erwachte neues Leben. Celli lachte glücklich.
    Überall entstanden neue Blattwedel. Schösslinge kamen aus dem Boden, und das explosive Wachstum ließ sie erzittern. Plötzlich lag ein feuchter, würziger Geruch in der Luft.
    Beneto zog die Arme aus dem zitternden Baum und rief den Tänzern zu: »Leben ist Bewegung und Heiterkeit. Mit eurem Baumtanz verbreitet ihr die Essenz des Lebens. Macht weiter! Zeigt den müden Bäumen die Bedeutung der Existenz.«
    Derzeit scherte sich Celli nicht um Philosophie und Erklärungen des grünen Priesters. Sie vergnügte sich einfach. Ihr reichte die Erkenntnis, dass es funktionierte – für den Weltwald, für sie selbst, für Solimar und für Beneto.
    Zusammen mit Solimar tanzte sie stundenlang, ohne sich der verstreichenden Zeit oder der eigenen Müdigkeit bewusst zu sein. Als schließlich der Abend dämmerte, sanken sie erschöpft zu Boden, umgeben von neuer Vegetation. Die verschwitzte und rußverschmierte Celli war nie zuvor in ihrem Leben so zufrieden gewesen. Solimar legte den Arm um sie, zog sie näher. Ihre Lippen trafen sich zu einem Kuss, der Freude und Liebe zum Ausdruck brachte.
    »Ihr habe heute Großartiges geleistet.« Beneto steckte noch immer knietief im Boden und blieb vor ihnen stehen. »Ich hoffe, ihr seid noch einmal dazu bereit.«
    Celli sah sich um und staunte. Für sie sah es so aus, als hätte der Weltwald tief durchgeatmet und neue Kraft geschöpft. Sie hatten dem müden Weltwald kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt.
    Celli stützte die Schulter an Solimars Brust. »Ich denke, das lässt sich machen.«
    Beneto breitete die Hände aus und verband sich durch den Telkontakt mit dem Weltwald. Er wirkte sehr erfreut. »Jetzt sind wir viel

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