Gefallene Sonnen
starb.
Der Designierte sah sich um und befürchtete, dass andere Besatzungsmitglieder aufmerksam geworden sein könnten. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Sache so laut und so blutig ablaufen würde. Ob der Designierte Rusa’h auf dem fernen Planeten Hyrillka den gewaltsamen Tod von zwei seiner Untertanen fühlte?
Schließlich sank auch der zweite Wächter zu Boden und blieb tot liegen, mit dem Kristallschwert in der Hand.
Damit hatte Udru’h den ersten Schritt hinter sich gebracht. Er betrachtete das Blut an seinen Händen und an der Kleidung. In seinem Bewusstsein herrschte Leere dort, wo zuvor die gewohnten Thism-Verbindungen existiert hatten, und es fiel ihm nicht leicht, die eigenen Gedanken unter Kontrolle zu halten. Sein Puls raste, und er versuchte, sich zu beruhigen.
Ildiraner haben Ildiraner getötet Imperator Rusa’h sprach von den alten Traditionen, die es zu achten galt, aber offenbar hatte er neue geschaffen.
Udru’h hob das blutige Kristallmesser und näherte sich dem Quartier, in dem Adar Zan’nh gefangen war.
95 ADAR ZAN’NH
Die Wände des Zimmers schienen näher zu kommen und ihn erdrücken zu wollen. Zan’nh hörte Schritte im Korridor, spürte dort aber keine Besatzungsmitglieder. Normalerweise lebte jeder Ildiraner in einem Strom anderer Leben, umgeben vom Thism, getragen und gestützt von der Existenz vieler Artgenossen. Die Präsenz eines Soldaten der Solaren Marine hätte selbst durch die geschlossene Tür fühlbar sein müssen.
Aber Zan’nh spürte nichts. Während die Zeit verging, verblassten die matten Seelenfäden des Weisen Imperators immer mehr. Zan’nh hatte sich die Fingerknöchel an den Wänden blutig geschlagen, aber es nützte nichts. Er kauerte sich in einer Ecke zusammen, wischte die Hände an seiner Uniform ab und hinterließ Flecken an ihr. Dafür hätte ihn Adar Kori’nh bestimmt getadelt. Zan’nh hob die Hände vors Gesicht, biss die Zähne zusammen und versuchte durchzuhalten.
Er stand auf, als er Aufruhr im Korridor hörte. Vor der Tür ging er in die Hocke und lauschte, wich dann zurück.
Nach einigen Sekunden wagte er sich wieder vor, horchte erneut und nahm ein Echo wahr – etwas Erkennbares näherte sich im Thism. Seltsam.
Das Schloss klickte, und die Tür glitt beiseite.
Zan’nh zitterte und war schwach, aber er sprang. Der Dobro-Designierte stand dort, seine Kleidung blutbesudelt und einen Kristalldolch in der Hand. Zan’nh überraschte ihn mit seinem Angriff, stieß ihn zurück und schlug nach der Hand des Designierten. Der Dolch fiel zu Boden.
Udru’h reagierte schnell und trat mit dem rechten Fuß zu, wodurch Zan’nh das Gleichgewicht verlor. Er setzte mit einem Schlag nach, und der Adar ging neben dem Dolch zu Boden. Zan’nh griff danach, aber der Dobro-Designierte trat auf die Hand, nahezu fest genug, um Knochen zu brechen. Zan’nh stöhnte und ließ den Dolch los.
»Genug von diesem Unsinn.« Der Designierte stieß den Dolch fort.
Während Zan’nh auf dem Boden lag und nach Luft schnappte, bekam er Gelegenheit, in den Korridor zu sehen. Ein verblüffender Anblick bot sich ihm dar: Ein Wächter lag dicht vor der Tür in einer Blutlache, der zweite etwas weiter entfernt im Korridor. Er starrte zum blutbesudelten und verschwitzten Designierten empor. »Was bedeutet dies?«, brachte er mit rauer Stimme hervor. »Du hast… Ildiraner getötet?«
Der Dobro-Designierte zögerte kurz, bevor er den Fuß von Zan’nhs Hand nahm. Er wich zurück und straffte die Schultern. »Rusa’h ist nicht der Einzige, der extreme Maßnahmen ergreifen kann. Denk an die vielen Ildiraner, die er umgebracht hat.« Er sprach kühl und sachlich. »Wenn wir nicht bereit sind, unangenehme Arbeit zu leisten, wird Rusa’h mit seinem Wahnsinn erfolgreich sein. Ich habe immer getan, was notwendig ist. Mir ging es immer darum, dem Ildiranischen Reich zu dienen.« Er sah verächtlich auf den Adar hinab, streckte dann die Hand aus, um Zan’nh auf die Beine zu ziehen. »Komm mit mir, wenn du der Revolte ein Ende setzen möchtest.«
Zan’nh zögerte einen Moment, von wilden Emotionen erfüllt. Dann nickte er und wünschte sich nichts sehnlicher, als die Zelle und das Schiff so schnell wie möglich zu verlassen. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, Rusa’h die Kontrolle über seinen Manipel zu geben. Daraus hatte er gelernt: Er würde dieses Schiff eher zerstören, als es weiterhin dem verrückten so genannten »Imperator« zu
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