Gefallene Sonnen

oder besorgt waren. In der Stadtsphäre herrschte hektische Aktivität, die Osira’h nicht verstehen konnte.
    Schließlich empfing sie ein Wirrwarr aus Konzepten mit Bildern, die sie verstand: Terranische Kampfschiffe waren weit oben über den Wolken erschienen, mit einer neuen Waffe. Gleichzeitig spürte Osira’h, dass die Hydroger eine schreckliche Überraschung für die Menschen bereithielten.
    Die Bilder wiesen sie auch darauf hin, dass die ildiranische Septa, mit der sie nach Qronha 3 gekommen war, den Planeten verlassen hatte. Kummer erfasste sie. Yazra’h hatte sie allein in den Tiefen des Gasriesen zurückgelassen… Aber genau diesen Auftrag hatte der Weise Imperator ihrer Schwester gegeben. Es wäre ohnehin unmöglich gewesen, Osira’h zurückzuholen. Alles hing von ihrem Erfolg bei den Hydrogern ab.
    Begleitet von Verblüffung und Furcht erfuhr sie, dass die Hydroger einen weiteren verheerenden Angriff auf die Verdani planten. Hass durchzog die Gedanken der Fremden.
    Theroc, Heimat des Weltwalds!
    Osira’h versteifte sich voller Sorge und achtete darauf, ihre Reaktion zu verbergen, sie nicht durch telepathische Signale zu verraten. Die Welt ihrer Mutter! Sie kannte den Planeten nicht aus eigener Anschauung, aber von Nira hatte sie so viele deutliche Bilder empfangen, dass sie den Weltwald fast als ihr Zuhause empfand. Sie erinnerte sich daran, den kleinen Schössling im privaten Gemach des Weisen Imperators berührt zu haben, und es hatte sich richtig angefühlt.
    Doch sie gehörte auch zu den Ildiranern. Vielleicht konnte sie etwas für beide Völker erreichen. Ihr musste mehr gelingen, als nur die Hydroger dazu zu bringen, mit dem Weisen Imperator zu sprechen.
    Osira’h presste die Hände an die gewölbte Kristallwand und versuchte, eine klare nicht verbale Nachricht zu schicken. Sie blickte zu den seltsam amorph wirkenden Strukturen der Stadtsphäre und bemerkte erstaunt zwei schwarze Klikiss-Roboter, die über Rampen und gewölbte Stege gingen, sich der Kontaktkugel näherten. Die Roboter hatten ihr Versprechen gebrochen, das Ildiranische Reich zu schützen, aber sie blieben bei den Hydrogern!
    Osira’h fröstelte. Weitere Geheimnisse? Noch mehr Verrat? Die käferartigen Maschinen standen bei den Hydrogern, summten und klickten während eines Informationsaustauschs, der fast wie Musik klang. Rote optische Sensoren blitzten unter schwarzen Rückenschilden. Osira’h wusste, dass die Roboter ihr Volk verraten und das Bündnis mit den Ildiranern aufgegeben hatten, aber warum waren sie jetzt hier?
    Ein neues Konzept offenbarte sich ihr. Die Hydroger fürchteten sich nicht vor den Rammschiffen der Menschen. Sie hatten einen tödlichen Hinterhalt vorbereitet. Herrschte überall im Universum Verrat?
    Sie war ein Kind, nur sieben Standardjahre alt. Das konnte ein Vorteil sein, wenn ihre Gegner sie unterschätzten. Sie musste klüger, gerissener und unberechenbarer sein als die Hydroger und die Klikiss-Roboter.
    Osira’h formulierte ihre mentale Botschaft so klar wie möglich und ließ sie durch die Gedankenmuster der Hydroger vibrieren. Sie versuchte, ihre Mitteilung in Bilder zu fassen, die den Fremden zeigen sollten, dass die Ildiraner den Krieg nicht fortsetzen wollten, ihn überhaupt nicht provoziert hatten. Sie wies darauf hin, dass der Weise Imperator mit den Hydrogern kommunizieren wollte.
    So deutlich wie möglich dachte sie: Vor Jahrtausenden agierten Klikiss-Roboter als Mittler, um einen Nichtangriffspakt zwischen Ildiranern und Hydrogern zu vereinbaren, während Sie gegen andere Feinde kämpften.
    Osira’h spürte den für sie unerklärlichen Abscheu den »abtrünnigen« Faeros gegenüber, außerdem tiefen Groll auf die Verdani und eine Gruppe von Wasserwesen, die sie Wentals nannten. Die Hydroger schienen viele Feinde zu haben.
    Osira’h projizierte weitere Gedanken. Aber die Klikiss-Roboter haben kein Vertrauen verdient. Sie brachten Sie gegen uns auf. Sie sah zu den schwarzen Maschinen dicht vor der Kristallkugel und fragte sich, wem die Hydroger glauben würden. Ich möchte eine Brücke für Sie sein. Ich bin die Verbindung zwischen Hydrogern und Ildiranern. Nie zuvor hat es eine direkte Kommunikation zwischen unseren Völkern gegeben. Wir möchten Sie verstehen. Ich kann ein Gespräch mit dem Oberhaupt des ildiranischen Volkes ermöglichen.
    Osira’hs Kristallkugel erzitterte und geriet in Bewegung. Die Hydroger brachten sie in die Nähe eines anderen, primitiver wirkenden