Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
Vom Netzwerk:
zumindest einen Versuch zu wagen.
    »Vielleicht wollen die Hydroger die Kleine ebenso zerquetschen wie Charles«, sagte Anjea niedergeschlagen. »So wie uns alle, letzten Endes.«
    Sie sah demonstrativ zur anderen Seite der Zelle, wo die Hydroger einen weiteren Behälter zurückgelassen hatten. Er erinnerte Robb an einen Sarkophag. Die stummen Fremden hatten den Behälter hereingebracht, vermutlich mit der Absicht, einen weiteren Gefangenen zu holen, aber dann waren die Quecksilber-Geschöpfe wie alarmiert fortgeeilt. Vielleicht wegen der Ankunft des seltsamen Mädchens?
    Anjea schnappte nach Luft, als sie plötzlich eine Idee hatte. »Glaubst du, die Systeme deines kleinen Schiffes funktionieren noch, Brindle?«
    »Sie funktionierten, als die Droger mich schnappten. Aber die Chancen dafür, dass jemand von uns die Taucherglocke lebend erreichen könnte, stehen eins zu einer Million. Ebenso unwahrscheinlich ist es, dass es die Person schafft, in die Kapsel zu gelangen, dort den richtigen Druck herzustellen und den Droger-Verfolgern zu entkommen, selbst wenn alle Systeme funktionieren.«
    »Und wenn schon«, sagte Anjea. »Es ist immer noch besser, als hier zu warten, bis Dr. Hydroger-Frankenstein zurückkehrt.«
    Der neue »Sarkophag« war mit kleinen Manipulationsfeldern ausgestattet, und als die Gefangenen damit spielten, fanden sie heraus, dass ein Passagier in seinem Innern das schützende Ektoskelett nach vorn, oben und unten bewegen konnte.
    »Vielleicht wollen uns die Hydroger Gelegenheit geben, durch ihre Stadt zu wandern«, meinte einer der Gefangenen.
    »Wer weiß, was sie denken?«, erwiderte Robb. »Ihre Gehirne bestehen aus Flüssigkristall.«
    »Meins nicht – und ich weiß, was ich denke.« Bevor Robb antworten konnte, kletterte Anjea in den Behälter. »Ich verschwinde von hier. Ich habe vor, deine Kapsel zu erreichen, Brindle. Wünsch mir Glück.«
    »Ich sollte derjenige sein, der sich in Gefahr begibt«, sagte Robb. »Immerhin ist es meine Taucherglocke.«
    »Ich komme schon mit den Kontrollen zurecht.«
    »Aber wie willst du zurückkehren, um uns zu retten?«, fragte einer der anderen Gefangenen.
    Sie alle wussten: Selbst wenn Anjea die Flucht gelang, selbst wenn sie es irgendwie zur Erde schaffte und der TVF ihre Geschichte erzählte – das terranische Militär konnte so tief im Innern eines Gasriesen keine Rettungsmission durchführen. Nein, Anjea hatte nicht die Möglichkeit, ihnen Hilfe zu bringen.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte sie trotzdem.
    Anjea schloss das mobile Ektoskelett. Durch die kantigen Außenplatten konnte Robb gerade so ihr Gesicht sehen. Die verbissene Frau wirkte erschrocken, aber das war eigentlich immer der Fall.
    »Viel Glück«, sagte Robb und meinte es ernst.
    Die Hydroger hatten sich entfernt und begleiteten die Kristallkugel des Mädchens. Das Interesse aller Bewohner der Stadtsphäre schien dem sonderbaren Besucher zu gelten. Dies war die einzige Chance, die Anjea bekommen würde.
    Unbeholfen experimentierte sie mit den Manipulationsfeldern und lernte, den Behälter zu bewegen. Der Vorgang sah etwa so elegant aus wie die Steuerung eines Mumiensargs.
    Robb versuchte, die wachsende Unruhe aus seinem Innern zu vertreiben. Dieser verrückte Plan hatte praktisch keine Erfolgsaussichten, aber er bot die einzige Hoffnung, seit der Kompi DD in den Tiefen eines anderen Gasriesen mit ihnen gesprochen hatte. Auch DD war nicht in der Lage gewesen, sie zu befreien.
    »Selbst eine Chance von eins zu einer Million ist größer als die, die wir bisher hatten«, sagte Robb und versuchte, zuversichtlich zu klingen. Zusammen mit den anderen Gefangenen half er Anjea bis zur Membranwand. Sie drückten, und der Behälter glitt so durch die Membran wie ein Baby durch einen feuchten Geburtskanal. Wenige Sekunden später war Anjea auf sich allein gestellt.
    Draußen fiel es ihr schwer, den Behälter unter Kontrolle zu halten. Starker Wind und enorme Gravitation schienen an ihm zu zerren. Nach einigen Momenten der Desorientierung setzte sie ihn in Bewegung und korrigierte den Kurs. Sie brauchte nur einige Dutzend Meter durch den atmosphärischen Ozean zurückzulegen, um Robbys leere Kapsel zu erreichen.
    »Sie schafft es!«, rief einer der Gefangenen.
    Mit ruckartigen Bewegungen näherte sich der »Sarkophag« der Kapsel und schwebte dann vor ihrer Luke. Anjea versuchte, sich mit den primitiven Greifarmen irgendwo festzuhalten. Die Luke der Taucherglocke war ein einfacher Mechanismus, dazu

Weitere Kostenlose Bücher