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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin J. Anderson
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erwiderte Cesca schwach. Die Worte schienen ihr die letzte Kraft zu nehmen. Als sich die Aquarius überschlagen hatte, war sie hin und her geworfen worden. Jess spürte, dass sie schwer verletzt war und an inneren Blutungen litt.
    Es gab ein noch dringenderes Problem: Den beiden Überlebenden blieb nur wenig Luft. An Bord seines mit Wasser gefüllten Schiffes wusste Jess nicht, wie er helfen sollte. Er schwebte direkt über der Absturzstelle. »Findet eine Lösung«, verlangte er von den miteinander verbundenen Wasserentitäten. »Kann ich die Aquarius reparieren? Ist es möglich, die beiden Menschen an Bord dieses Schiffes zu holen?«
    Du kannst das ganze Raumschiff aufnehmen. Wir zeigen dir, wie.
    Cesca hatte das Bewusstsein verloren. Ihre Haut war grau, und Blut rann ihr aus der Nase. Nikko hockte neben ihr in dem einzigen noch intakten Raum an Bord des Schiffes und atmete den letzten Sauerstoff. Jess Tamblyns großes Wasserschiff hing wie ein schimmernder Vollmond über dem Wrack. Nikko rief der Wental-Saat Fragen zu, doch seine Verbindung mit den Entitäten war nicht tief genug, dass er einzelne Worte empfangen konnte. Er schien halbwegs zu verstehen, was Jess beabsichtigte, konnte es aber kaum glauben.
    Langsam ließ Jess sein Schiff auf die Aquarius hinabsinken. Die flexible Membran der Außenhaut wölbte sich und ließ das Wrack passieren, das sich kurze Zeit später ganz im Innern des Wasserschiffes befand. Daraufhin stieg Jess wieder auf.
    Jess schwamm durchs Innere seines Schiffes, näherte sich dem Wrack und spürte die Freude der Wental-Saat darüber, wieder mit dem Rest der flüssigen Entität vereint zu sein.
    Im Mikrokosmos des fremden Ozeans um Jess herum näherten sich winzige Wesen – Plankton, kleine Schalentiere, Würmer und quallenartige Lebensformen –, angelockt vom Wrack der Aquarius, als wäre sie ein neues Riff, das ihnen als Heimstatt dienen konnte. Von Jess’ Gedanken geleitet, erwartete sie eine Aufgabe.
    Muscheln hafteten an aufgebrochenen Rumpfteilen fest. Mikroorganismen sammelten im Wasser gelöste Mineralien, während andere Fäden aus dem Gerüst des Wental-Schiffes spannen. Membranen legten sich über die Risse in der Außenhülle, entnahmen dem Wasser Sauerstoff und leiteten ihn ins Innere des Wracks. Das aus winzigen Geschöpfen bestehende maritime Heer arbeitete an der Aquarius, erneuerte und veränderte sie.
    Gefangen im Innern seines Schiffes beobachtete Nikko die Aktivität. Er stellte fest, dass ihm das Atmen leichter fiel. Doch Cesca rührte sich nicht. Sie blieb bewusstlos.
    Vom Wasser umgeben, blickte Jess durch ein gewölbtes Fenster. Die Wentals würden es ihm bald ermöglichen, ins Innere der Aquarius zu gelangen, aber bis dahin musste er diesseits der Barriere bleiben.
    Nikko hielt Cesca, hob den Kopf und begegnete Jess’ Blick. Er berührte die Sprecherin der Roamer an der Stirn, fühlte besorgt ihren Puls. »Ich glaube, sie stirbt!«, rief er.
    Draußen im Wasser drückte Jess die Hände ans Fenster. Erneut war er der Frau, die er liebte, sehr nahe, und blieb doch von ihr getrennt. Einmal mehr wandte er sich an die Wentals und bat sie dringend, sich zu beeilen.

109 TASIA TAMBLYN
    Als die Kugelschiffe der Hydroger aufstiegen, erreichte die Anspannung ihren Höhepunkt. Tasias Herz klopfte so heftig, dass sie befürchtete, es könne explodieren. Alle menschlichen Kommandanten hatten bereits ihre Anweisungen erteilt.
    Sechzig Rammschiffe würden das Feuer eröffnen und sich gleichzeitig mit tödlicher Wucht dem Feind entgegenwerfen. Tasia lächelte zufrieden und schloss die Hände fest um die Armlehnen, bereit dazu, aufzuspringen und zur Rettungskapsel zu laufen, wenn die kritische Beschleunigung begann.
    Aber die Soldaten-Kompis reagierten nicht.
    »Rammschiffe, volle Beschleunigung!«, wiederholte Tasia nach kurzem Zögern. »Triebwerke auf Überladung schalten. Na los! Es dürfte euch nicht schwer fallen, Ziele zu finden.«
    Eine Sekunde später begriff Tasia, dass etwas nicht stimmte. Die Kompis standen einfach nur da. »Habt ihr nicht gehört? Eröffnet das Feuer und beschleunigt. Greift die Hydroger an!«
    Nicht ein einziges der sechzig Rammschiffe rührte sich von der Stelle.
    Die Soldaten-Kompis auf der Brücke wandten sich von ihren Stationen ab. »Nein«, sagte einer von ihnen.
    Tasia war so sehr auf die Hydroger konzentriert, dass sie nicht sofort verstand, was der Kompi gerade gesagt hatte. »Was?« Bisher war ihr gar nicht klar gewesen, dass

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